Sorry für die lange, und leicht von Deinem Gedankenspiel abweichende antwort, aber sie erklärt die Frage, die ungestellt im Raume steht... ich will mal ein paar bekannte Beispiele einbringen und bei den Mitlesern ein paar Grundlagen reinbringen, die leider leider wegen fehlender Astronomie im Schulunterricht verlorengegangen sind.
Die ungestellte frage, die im Raum steht ist natürlich der "Gekippte Saturn" aus dem Nibiru-Udate-PDF und den dazugehörigen Youtube-Filmchen
darkExistence schrieb:Die Frage ist so nicht zu beantworten. Man braucht dazu Parameter wie Rotationsgeschwindigkeit des Sterns, Rotationsgeschwindigkeit des Planetenkörpers. Bahngeschwindigkeit des Planetenkörpers um den Stern. Ebene der Umlaufbahn des Planetenkörpers, kreisförmig oder ellipsoid und und... um den Stern, zusätzlich müssten Alterungsprozesse ausgeschlossen sein, Gezeitenkräfte, sowie auch Eigenschaften der Raumzeit selbst.
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@darkExistence hat völlig recht und deswegen mal ein paar Basics
1. Beispiel: Die Erde:Wir haben jahreszeiten auf der Erde - warum? Weil einfach betrachtet die Erdachse geneigt ist und sich diese Neigung beim Umlauf um die Sonne nicht verändert. (abgesehen von Langzeiteffekten wie Präzession)
Die Grafik, welche die Jahreszeiten erklärt, kennt doch wieder...
Fällt was auf? Die Achse zeigt immer in dieselbe Richtung. Deswegen haben wir Jahreszeiten
2. Zweites Beispiel. Mond und MerkurOft liest man, unser Mond sei was besonderes, da er uns immer dieselbe Seite zeigt. das ist aus mehreren Gründen nicht richtig.
Erstens befinden sich fast alle Monde in dieser sogenannten "gebundenen Rotation" und auch der Planet Merkur ist in einer gebundenen Rotation zur Sonne.
Zweitens zeigt uns der Mond nicht wirklich immer dieselbe Seite. seine Bahn um die erde ist elliptisch, das bedeutet nach den Kepler´schen Gesetzen, dass er seine Geschwindigkeit beim Umkreisen der erde geringfügig ändert - je nachdem ob er näher oder ferner der erde ist. Dadurch gibt es eine taumelbewegung, genannt
Wikipedia: Libration , durch die wir ca. 60% der Mondoberfläche zu sehen bekommen.
3. Beispiel: Der Saturnmond HyperionDieser Mond ist ein Sonderfall. Er ist das einzig bekannte Objekt in unserem Sonnensystem, dessen Rotation chaotisch ist und dessen achse "kippt". Erstmal ist er sehr ungleichmäßig geformt, und dann ist er auch noch sehr Nahe an Saturn und sehr nahe an den größeren Mond Titan. Titan stört die Rotation von Hyperion bei Annäherung und wir haben ein klassisches Dreikörperproblem, das nicht auf lange sicht nicht vorhersehbar ist. Es gibt also bei Hyperion mehrere
Wikipedia: Bahnresonanz en. die haben mit den feinstofflichen gebrauch des Begiffes nichts zu tun und sind ein nicht ganz einfaches mathematisches Problem...
Totale basics von DrehachsenDrehachsen neigen grundsätzlich dazu, sich nur bei großen Kraftaufwand zu verändern, stichwort Drehimpulserhaltung. Die Standardbeispiele sind Pistolenprojektile, die durch eine Nut und eine spiralförmigen Schiene im Lauf in Eigenrotation gebracht werden, um gerader zu fliegen. Das zweite bekannte Beispiel ist ein abmontiertes Vorderrad eines fahrrads, das man an der Achse hält, während es jemand anderes in Drehung bringt. Versucht man die Achse des drehenden Rades umzukippen, wird man die Kräfte des drehmoments zu spüren bekommen ;-)
Das Drehmoment eines Planeten ist wegen seiner Große und der Masse im Vergleich dazu gewaltig.
4. Beispiel: Saturn - aus aktuellen Anlass und für die Elenin-MitleserAuch der Saturn ändert seine Achsenneigung nicht, er kreist wie die erde um die Sonne und nun haben wir ein interessantes Phänomen, ähnlich dem mit den "Schlingern des Mondes": Andauernd ändern sich die Perspektiven, weil Erde und Sonne sich gemeinsam um die Sonne drehen, ihre Achsen sich aber wegen der Dreherhaltung nicht verändern.
Dieser Artikel beschreibt das ganz gut:
http://www.hobby-astronomie.com/saturn_beobachtung.html#erscheinungund besonders dieses Bild:
Die obige Originalgrafik von Huygens veranschaulicht diese Geometrie. Der kleine, innere Kreis in der rechten Bildmitte ist die Erdbahn. Saturn ist auf seiner Bahn zu verschiedenen Beobachtungszeitpunkten dargestellt. In Position "B" blicken wir auf die Kante der Saturnringe. In Position "H" hingegen blicken wir bei voller Ringöffnung auf die Südhalbkugel das Saturn, die Nordhalbkugel ist uns abgewandt. Die Saturn-Symbole außerhalb der Planetenbahn zeigen den Planet, wie er sich an den entsprechenden Bahnpunkten von der Erde aus zeigen würde.
Jetzt die ungestellte Frage, die zur Zeit im Raume steht. Ist die Saturnbahn gekippt, kann man das Nachmessen? z.b. Fotos mit Simulationen vergleichen und feststellen, ob da was nicht stimmt?
Es kommt noch ein wichtiger Punkt dazu: Dummerweise (?) leben wir auf einen Planeten, der sich selbst dreht und dessen Achse zu den Bezugspunkten scheinbar schief ist. So entstehen Urban-Legends wie der "Gekippte Mond". Am Äquator wird man den Mond immer in der selben Perspektive sehen, aber in unseren Breiten "dreht" er sich schon zwischen Mondauf- und untergang scheinbar.
Mondaufgang/Untergang eines Tages:
Leider ist diese einfache Tatsache heutzutage kaum bekannt - weil niemand mehr regelmäßig zum Himmel schaut und kaum einer weiss, dass die "mondhöhe" genauso wie die Sonnenhöhe von der Jahreszeit abhängig ist. Und deswegen gibt es diese blöden youtube-Filmchen vom "Moon-Tilt",
Skandal!!! Der Mond sieht im Spätherbst um 21 Uhr anders gekippt aus als im Frühling un 05:00 Uhr!!! Was ist das los? PolSprung? erde gekippt? ... und das passiert mit allen sichtbaren Planeten jenseits des Äquators während einer Nacht natürlich genauso, weil die Erddrehung dafür verantwortlich ist.
Jetzt die Preisfrage: Da gibt es so ein seltsames PDF, dass behauptet, der Saturn sei gekippt - und es werden Bilder des Planetariumprogramms "Stellarium" mit realen Aufnahmen verglichen. Saturn erscheint gekippt.
Erstes Problem: Wir misstrauen ja der NASA und allen offiziellen Quellen.
Warum soll man eigentlich diesem PDF vertrauen? Die Bilder von Stellarium aus diesem PDF zeigen kein Koordinatensystem. das wäre aber unheimlich wichtig, dass soll dieses Bild zeigen. Stelarium hat nämlich mehrere Perspektiven, die man einstellen kann. Jede hat ihre Vor und Nachteile, die eine ist Winkeltreu, die andere Längentreu etc. hier vier Beispiele:
Achtet auf das Koordinatengitter und den Horizont.
Im PDF wird kein hinweis gegeben, welche Einstellung benutzt wurde. Nichtmal das Koordinatengitter (das Stellarium beim vergrößern immer anpasst) ist da. Dabei wäre das das wichtigste um zu wissen, wo in dieser Grafik wirklich oben ist. Der Autor könnte ja fies sein und absichtlich Saturn in einer verzerrten Einstellung immer links oben dargestellt haben. Oder war er nur unwissend und hat die Standardeinstellung ("gleiche fläche") genommen?
Ein ähnliches Problem gibt´s beim Vergleichsfoto. Wo steht geschrieben, dass Fotografen ihre Kamera immer gerade halten sollen? Im Gegenteil, Teleskope haben eine äquatoriale oder azimutale Montierung, welche die Nachführung des sich bewegenden Himmels erleichtern und diese scheinbare Biegung der Planetenbahn durch den standord auf der Erde ausgleichen
Einfach gesagt, neigen diese Montierungen das Teleskop so, als wenn es am Äquator stünde. Bei einen einfachen Foto wissen wir nicht, welche Montierung verwendet wurde (da gibts auch verschiedene Konzepte) und ob der Fotograf seine Kamera überhaupt "richtig" an das schiefstehende Teleskop montiert hat oder ob er die Kamera "bequem" angebracht hat, dass das Bedienfeld, Sucher etc. für ihn "Gerade" ist?
Offenbar kann man also nicht so einfach Fotos mit Simulationen vergleichen - aber wie findet man nun heraus, ob die Saturnachse gekippt ist oder nicht?Die Antwort darauf steht weiter oben. Durch die scheinbare Öffnung und Schliessung der Ringe, die zyklisch stattfindet. Alle 7,36 Jahre wiederholt sich dieser Zyklus.
Wenn die Achse des Saturns irgendwie "Gekippt" sein sollte, dann verändert sich die Öffnung der Ringe. Ganz egal, wie schief das Bild gemacht wurde. Das würde Amateurastronomen auffallen, denn die haben Kalender (Siehe Datum vom Bild oben - das Jahr 2017) und Programme, um das zu berechnen. Man will ja mal ein Bild von Saturn mit besonders großer Öffnung haben oder mit besonders schmalen Ringen von der Seite.
Leider ist Saturn zur Zeit nicht zu sehen. Wenn er wieder da ist, wird sich hier bestimmt ein Amateurastronom finden, der sagen kann, ob die Offnung der ringe so ist wie sie sein soll oder nicht.
BTW: Ich bin übrigens kein Astronom oder Amateurastronom;-)
Sorry für den kleinen Exkurs,
@canpornpoppy aber ich denke, diese Blutigen basics passen aus aktuellen anlass hierher...