Neuer Planet
17.08.2006 um 14:5812 Planeten in unserem Sonnensystem?
Die International Astronomical Union(IAU)
scheint vor dem Hintergrund jüngster Entdeckungen die offizielle Definition desTerminus
"Planet" so abändern zu wollen, dass unser Sonnensystem zukünftig übermindestens zwölf
statt bisher neun Planeten verfügt.
Quelle: IAU
Eine nicht
maßstabsgetreue Grafik unseres Sonnensystems mit den potentiellen neuenPlaneten Ceres,
Charon und 2003 UB313.
(Grafik: IAU/Martin Kornmesser)
Inden letzten Jahren
sind dank ständig besserer Beobachtungstechnologien einigeHimmelskörper im so genannten
"Kuiper-Gürtel" entdeckt worden, deren Größe an die desPlaneten Pluto heranreichten
beziehungsweise in mindestens einem Fall dessen Größesogar übertraf. Diese jenseits der
Neptun-Bahn liegende Region ist mit verschiedengroßen Eis- und Gesteinsbrocken dicht
besetzt. Die Größe dieser so genannten"Kuiper-Gürtel-Objekte" (KBOs) reicht dabei
wahrscheinlich von wenigen hundert MeternDurchmesser bis zu den erwähnten Himmelskörpern
in der Größenklasse von Pluto. Vordiesem Hintergrund läuft bereits seit längerer Zeit
eine intensive Diskussion über dieEinordnung dieser neu entdeckten Mitglieder des
Sonnensystems.
Dabei gibt eszwei Alternativen: Entweder erkennt man Pluto
seinen Planetenstatus ab und erklärtauch ihn zu einem KBO, oder aber Pluto behält seinen
Status als Planet, was dann aberkonsequenterweise die Erhebung anderer, vergleichbar
großer KBOs in den Planetenstandnach sich ziehen müsste. Diese Debatte ist der Anlass
für eine grundlegendeNeudefinition des Planeten-Begriffs gewesen, über die bei der noch
bis zum 25. Augustlaufenden Generalversammlung der IAU in Prag diskutiert wird. Die 1919
gegründeteInternational Astronomical Union (IAU) ist eine Vereinigung renommierter
Astronomenund unter anderem auch mit dem Mandat ausgestattet, grundlegendeastronomische
Festlegungen zu treffen. Die Notwendigkeit, den Begriff "Planet" neu zudefinieren, ist
natürlich der ständig steigenden Leistungsfähigkeit erdgebundenerund
satellitengestützter Teleskope geschuldet, was zur Entdeckung einer Vielzahlbisher
unbekannter Himmelskörper in unserem Sonnensystem geführt hat.
Der
IAU-Generalversammlung liegt nun ein Entwurf zur Entscheidung vor, der dieAnzahl der
Planeten in unserem Sonnensystem auf zunächst zwölf Mitglieder erhöhenwürde. Im
einzelnen wären dies:
* Acht "Klassische Planeten" (Merkur bisNeptun);
* Drei Planeten in der neuen Kategorie "Plutons" (was mit "Plutonen"übersetzt werden
könnte): Pluto-artige Planeten, zu denen neben Pluto noch sein bisherals Mond
betrachteter Kompagnon Charon sowie 2003 UB313 - ein bisher noch nichtoffiziell
"getaufter" Himmelskörper jenseits der Plutobahn mit dem informellen Namen"Xena" -
zählen würden;
* Ceres, das erste entdeckte Mitglied des zwischenMars und
Jupiter liegenden Asteroidengürtels. Dieser bereits 1801 entdeckte Asteroidhat einen
Durchmesser von rund 975 Kilometer.
Erstaunlich mutet dabeizunächst an, dass
der bisher üblicherweise als Pluto-Mond angesehende Charon der neuenPlanetendefinition
zufolge als eigenständiger Planet zählen soll. Doch auch bisherschon haben viele
Astronomen Pluto und Charon angesichts der Größenverhältnisse dieserbeiden Himmelskörper
eher als Doppelplanetensystem betrachtet: Charon ist mit rund1.200 Kilometer Durchmesser
mehr als halb so groß wie Pluto (etwa 2.300 KilometerDurchmesser).
Die nun
vorgeschlagene neue Planetendefinition stellt andersals bisher vor allem die Masse eines
Himmelskörpers (und seine Stellung zu anderenPlaneten) in den Mittelpunkt der
Betrachtung. Ursprünglich war dies anders, ist"Planet" doch die griechische Bezeichnung
für "Wanderer" und bezeichnete schlicht dieHimmelskörper, die mit bloßem Auge am
Nachthimmel sichtbar waren und sich im Gegensatzzu den "Fixsternen" auf
nachvollziehbaren Bahnen am Himmelszelt bewegten. Nun abersoll jeder um einen Stern
kreisende Himmelskörper als Planet bezeichnet werden, dessenMasse ausreicht, damit er
eine stabile, in etwa kugelförmige Gestalt ausbildet.Generell trifft dies auf Objekte
zu, deren Masse mindestens 5 x 1020 Kilogramm beträgtund deren Durchmesser größer als
etwa 800 Kilometer ist. Letztendlich bleibt es abertrotz dieser allgemeinen Kriterien
immer eine Einzelfallentscheidung, ob einHimmelskörper als Planet klassifiziert wird.
Weiterhin darf es sich bei dembetrachteten Himmelskörper nicht um einen Stern
oder den Mond eines anderen Planetenhandeln. Aus diesem Grund fallen beispielsweise
Objekte wie der Saturnmond Titan nichtin die Klasse der "Planeten", obwohl er größer als
Merkur und Pluto ist und daherproblemlos die übrigen Anforderungen an einen Planeten
erfüllen würde.
Vorallem die Kategorie der "Plutonen" wird zukünftig fraglos
noch einen starken Zuwachserfahren. Unter dieses Rubrum sollen alle Planeten fallen,
deren Umlaufdauer um dieSonne 200 Jahre übersteigt, womit alle Himmelskörper jenseits
des Neptun (Umlaufdauerrund 163 Jahre) zu den Plutonen zählen würden. Weiterhin zeichnen
sie sichtypischerweise durch stark exzentrische (d.h. elliptische) Umlaufbahnen aus, die
imVergleich zur Ekliptik zudem üblicherweise eine deutliche Inklination aufweisen(also
relativ zur Ebene der Erdumlaufbahn deutlich "gekippt" sind). Bereits jetzt gibtes zwölf
KBOs, die auf der Beobachtungsliste der IAU stehen und somit die Anzahl derPlaneten in
unserem Sonnensystem auf einen Schlag noch einmal verdoppeln könnten -sofern sie alle
die genannten Kriterien erfüllen sollten, was durch weitereBeobachtungen noch geklärt
werden muss.
Am 24. August wird zum Ende derIAU-Generalversammlung die
Abstimmung über diesen in den vergangenen zwei Jahren durcheine Arbeitsgruppe erstellten
Vorschlag erfolgen.
Die International Astronomical Union(IAU)
scheint vor dem Hintergrund jüngster Entdeckungen die offizielle Definition desTerminus
"Planet" so abändern zu wollen, dass unser Sonnensystem zukünftig übermindestens zwölf
statt bisher neun Planeten verfügt.
Quelle: IAU
Eine nicht
maßstabsgetreue Grafik unseres Sonnensystems mit den potentiellen neuenPlaneten Ceres,
Charon und 2003 UB313.
(Grafik: IAU/Martin Kornmesser)
Inden letzten Jahren
sind dank ständig besserer Beobachtungstechnologien einigeHimmelskörper im so genannten
"Kuiper-Gürtel" entdeckt worden, deren Größe an die desPlaneten Pluto heranreichten
beziehungsweise in mindestens einem Fall dessen Größesogar übertraf. Diese jenseits der
Neptun-Bahn liegende Region ist mit verschiedengroßen Eis- und Gesteinsbrocken dicht
besetzt. Die Größe dieser so genannten"Kuiper-Gürtel-Objekte" (KBOs) reicht dabei
wahrscheinlich von wenigen hundert MeternDurchmesser bis zu den erwähnten Himmelskörpern
in der Größenklasse von Pluto. Vordiesem Hintergrund läuft bereits seit längerer Zeit
eine intensive Diskussion über dieEinordnung dieser neu entdeckten Mitglieder des
Sonnensystems.
Dabei gibt eszwei Alternativen: Entweder erkennt man Pluto
seinen Planetenstatus ab und erklärtauch ihn zu einem KBO, oder aber Pluto behält seinen
Status als Planet, was dann aberkonsequenterweise die Erhebung anderer, vergleichbar
großer KBOs in den Planetenstandnach sich ziehen müsste. Diese Debatte ist der Anlass
für eine grundlegendeNeudefinition des Planeten-Begriffs gewesen, über die bei der noch
bis zum 25. Augustlaufenden Generalversammlung der IAU in Prag diskutiert wird. Die 1919
gegründeteInternational Astronomical Union (IAU) ist eine Vereinigung renommierter
Astronomenund unter anderem auch mit dem Mandat ausgestattet, grundlegendeastronomische
Festlegungen zu treffen. Die Notwendigkeit, den Begriff "Planet" neu zudefinieren, ist
natürlich der ständig steigenden Leistungsfähigkeit erdgebundenerund
satellitengestützter Teleskope geschuldet, was zur Entdeckung einer Vielzahlbisher
unbekannter Himmelskörper in unserem Sonnensystem geführt hat.
Der
IAU-Generalversammlung liegt nun ein Entwurf zur Entscheidung vor, der dieAnzahl der
Planeten in unserem Sonnensystem auf zunächst zwölf Mitglieder erhöhenwürde. Im
einzelnen wären dies:
* Acht "Klassische Planeten" (Merkur bisNeptun);
* Drei Planeten in der neuen Kategorie "Plutons" (was mit "Plutonen"übersetzt werden
könnte): Pluto-artige Planeten, zu denen neben Pluto noch sein bisherals Mond
betrachteter Kompagnon Charon sowie 2003 UB313 - ein bisher noch nichtoffiziell
"getaufter" Himmelskörper jenseits der Plutobahn mit dem informellen Namen"Xena" -
zählen würden;
* Ceres, das erste entdeckte Mitglied des zwischenMars und
Jupiter liegenden Asteroidengürtels. Dieser bereits 1801 entdeckte Asteroidhat einen
Durchmesser von rund 975 Kilometer.
Erstaunlich mutet dabeizunächst an, dass
der bisher üblicherweise als Pluto-Mond angesehende Charon der neuenPlanetendefinition
zufolge als eigenständiger Planet zählen soll. Doch auch bisherschon haben viele
Astronomen Pluto und Charon angesichts der Größenverhältnisse dieserbeiden Himmelskörper
eher als Doppelplanetensystem betrachtet: Charon ist mit rund1.200 Kilometer Durchmesser
mehr als halb so groß wie Pluto (etwa 2.300 KilometerDurchmesser).
Die nun
vorgeschlagene neue Planetendefinition stellt andersals bisher vor allem die Masse eines
Himmelskörpers (und seine Stellung zu anderenPlaneten) in den Mittelpunkt der
Betrachtung. Ursprünglich war dies anders, ist"Planet" doch die griechische Bezeichnung
für "Wanderer" und bezeichnete schlicht dieHimmelskörper, die mit bloßem Auge am
Nachthimmel sichtbar waren und sich im Gegensatzzu den "Fixsternen" auf
nachvollziehbaren Bahnen am Himmelszelt bewegten. Nun abersoll jeder um einen Stern
kreisende Himmelskörper als Planet bezeichnet werden, dessenMasse ausreicht, damit er
eine stabile, in etwa kugelförmige Gestalt ausbildet.Generell trifft dies auf Objekte
zu, deren Masse mindestens 5 x 1020 Kilogramm beträgtund deren Durchmesser größer als
etwa 800 Kilometer ist. Letztendlich bleibt es abertrotz dieser allgemeinen Kriterien
immer eine Einzelfallentscheidung, ob einHimmelskörper als Planet klassifiziert wird.
Weiterhin darf es sich bei dembetrachteten Himmelskörper nicht um einen Stern
oder den Mond eines anderen Planetenhandeln. Aus diesem Grund fallen beispielsweise
Objekte wie der Saturnmond Titan nichtin die Klasse der "Planeten", obwohl er größer als
Merkur und Pluto ist und daherproblemlos die übrigen Anforderungen an einen Planeten
erfüllen würde.
Vorallem die Kategorie der "Plutonen" wird zukünftig fraglos
noch einen starken Zuwachserfahren. Unter dieses Rubrum sollen alle Planeten fallen,
deren Umlaufdauer um dieSonne 200 Jahre übersteigt, womit alle Himmelskörper jenseits
des Neptun (Umlaufdauerrund 163 Jahre) zu den Plutonen zählen würden. Weiterhin zeichnen
sie sichtypischerweise durch stark exzentrische (d.h. elliptische) Umlaufbahnen aus, die
imVergleich zur Ekliptik zudem üblicherweise eine deutliche Inklination aufweisen(also
relativ zur Ebene der Erdumlaufbahn deutlich "gekippt" sind). Bereits jetzt gibtes zwölf
KBOs, die auf der Beobachtungsliste der IAU stehen und somit die Anzahl derPlaneten in
unserem Sonnensystem auf einen Schlag noch einmal verdoppeln könnten -sofern sie alle
die genannten Kriterien erfüllen sollten, was durch weitereBeobachtungen noch geklärt
werden muss.
Am 24. August wird zum Ende derIAU-Generalversammlung die
Abstimmung über diesen in den vergangenen zwei Jahren durcheine Arbeitsgruppe erstellten
Vorschlag erfolgen.