Link: www.spiegel.de (extern)Die nächsten Beweise und die Raubtierkapitallisten leugnen weiter:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,423219,00.htmlDerKlimaforscher Michael Mann war kurz das Maskottchen der Warner - und die Zielscheibe derLeugner eines menschgemachten Klimawandels. Längst belegen bessere Daten die beispielloseErwärmung, sagt eine Studie für den US-Kongress. Doch auch Klima-Skeptiker schlachten dasPapier aus.
Der einzige deutsche Forscher, der an der Studie für denUmweltausschuss des US- Kongress mitgewirkt hat, ist zufrieden. Endlich werde klarzwischen zwei Dingen unterschieden: Einerseits der Debatte um Michael Mann undandererseits der Sicherheit der veröffentlichten Schätzungen über dieTemperaturschwankungen der letzten 1000 bis 2000 Jahre.
Schmelzender Eisberg inGrönland: Breiter Konsens über eine menschgemachte Klimawerwärmung
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Schmelzender Eisberg in Grönland: Breiter Konsens über eine menschgemachteKlimawerwärmung
"Bisher wurden die Kritik an Mann und am Klimawandel in eine Kistegesteckt", sagte Hans von Storch zu SPIEGEL ONLINE. Stoch arbeitet als Klimatologe an derUniversität Hamburg und am GKSS-Forschungszentrums in Geesthacht.
Ende derneunziger Jahre hatte Michael Mann mit zwei Kollegen in den Fachzeitschriften "Nature"und "Geophysical Research Letters" Temperatur-Rekonstruktionen vorgestellt, aus denen erunter anderem gefolgert hatte, das Jahr 1998 das wärmste Jahr des Jahrzehnts gewesen sei,und die neunziger Jahre das wärmste Jahrzehnt des Jahrtausends waren.
Geführtvon zwei kanadischen Kritikern, dem Statistiker und Bergbau-Berater Stephen McIntyre undRoss McKitrick, einem Ökonom, hatten unterschiedliche Wissenschaftler die Methode vonManns Arbeit untersucht - und angezweifelt. Dieser hatte unter anderem Baumringe alsBelege für Temperaturschwankungen gelesen. McIntyre und McKitrick warfen ihm vor, er habediese sogenannten Proxies selektiv ausgewertet.
Überinterpretiert schon,manipuliert nicht
Die gestern veröffentlichte Studie " Surface TemperatureReconstructions for the Last 2,000 Years" des Forschungsrats der renommierten NationalAcademy of Sciences (NAS), sprach Mann und seine Kollegen vom Verdacht der Manipulationund selektiven Darstellung frei. Methodische Fehler und Unzulänglichkeiten bemängelte dasForschergremium aber durchaus.
Der Abgeordnete Sherwood Boehlert, Vorsitzenderdes Umweltausschusses im US-Kongress, kommentierte: Es gebe nun "keinen Zweifel" mehrdaran, "dass irgendein Fachaufsatz zur Temperaturrekonstruktion seriöse wissenschaftlicheArbeit war".
In Europa hat sich die Klimadebatte von dem Streit um Manns Grafikvom Hockeyschläger - so bezeichnet, weil in ihr die Temperaturkurve des zwanzigstenJahrhunderts steil anstieg, wie das krumme Ende eines Hockeyschlägers - weitgehendemanzipiert. In den USA hingegen wurden und werden oft mit Mann auch alle anderen Warnervor einer globalen Erwärmung diskreditiert: Panikmache, selektive Darstellung, politischeAgitation - so lautete der Generalverdacht.
"Ändert nichts anHauptschlussfolgerung"
"Die Situation ist dort eine andere", sagte der HamburgerWissenschaftler Storch, "da haben Skeptiker des Klimawandels direkten Kontakt zueinflussreichen Mitgliedern des Senats und des Repräsentantenhauses." Auch die medialeDarstellung sei anders als in Europa. "Da wird gerne der Eindruck erweckt, als gäbe es inder Klimaforschung zwei gleich starke Seiten - und die werden dann auch beide ausgewogenangehört."
Auch deswegen hatte wohl die Hockeystick-Thematik in der Anfrage desAbgeordneten Boehlert deutlich größeres Gewicht als in der darauf folgendenProjektbeschreibung zur NAS-Studie. Beide liegen SPIEGEL ONLINE vor.
Mann undseine Kollegen, so hatte das Panel befunden, hätten methodologisch unzulänglichgearbeitet. Ihre Schlussfolgerungen für einzelne Jahre seien eine Überinterpretation derDaten.
"Aber das ändert nichts an der Hauptschlussfolgerung", sagte Storch. DerWissenschaftler hatte Anfang dieses Jahres in der Fachzeitschrift "Geophysical ResearchLetters" vorgerechnet, das die Temperaturentwicklung im 30-jährigen Mittel Ende deszwanzigsten Jahrhunderts über dem historischen Mittel liegt - unabhängig welcheProxy-Werte man für die Rekonstruktion verwendet. Storch gelang dieser Befund auch mitDaten von Manns schärfstem Kritiker Steve McIntyre.
Neues Propaganda-Futter fürdie Skeptiker
Die Datenlage für die Rekonstruktion von Oberflächentemperaturenhatte das Gremium abgestuft beurteilt: Mit Sicherheit könne man die Temperaturverläufefür die letzten 400 Jahre rekonstruieren - und sagen, dass die gegenwärtige Erwärmungbeispiellos sei.
Für die zurückliegenden 1000 Jahre seien die Daten nicht soeindeutig, für die letzten 2000 Jahre noch weniger. Kritiker verweisen gerne undgenüsslich darauf, dass zwischen 1500 und 1850 eine "kleine Eiszeit" (LIA für little iceage) genannte Kaltperiode herrschte. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Leugner einesKlimawandels das nutzen werden", sagte Storch.
Sie tun es bereits. Einer derKlimahardliner, der republikanische Senator James Inhofe aus Oklahoma sagte: "Versuchteman eine menschgemachte globale Erwärmung zu beweisen, indem man die wohlbekannteTatsache, dass es heute wärmer ist als zum Ende der kleinen Eiszeit, ist das genau so,als würde man Sommer mit Winter vergleichen um einen katastrophalen Temperaturtrend zubelegen."
Erwärmungs-These fußt nicht nur auf Temperaturkurven
Storchsagte, nicht die absoluten Temperaturschwankungen seien wichtig für die Klimaforschung,sondern die Veränderungen. Und einen so starken Anstieg wie gegenwärtig habe es nochnicht gegeben.
Der Ausschussvorsitzende Sherwood Boehlert sagte der Zeitung "NewYork Times": "Es gibt nichts im gesamten Report, das irgendeinen Zweifel am breitenwissenschaftlichen Konsens über den Klimawandel wecken könnte - der ohnehin nicht inerster Linie auf den Temperaturrekonstruktionen fußt."
Ob das 155-seitigeDokument, das Boehlert von dem Wissenschaftler-Gremium überreicht wurde, denallgemeinverbindlichen Kenntnisstand bei Washingtons Politikern nun anhebt, ist zumindestfraglich. Nicht nur geht Boehlert, der Klima-Dissident im Lager der Republikaner, am Endedes Jahres in den Ruhestand.
Sein Gegenspieler, der Ausschussvorsitzende fürHandel und Energie, Joe Barton, hat auch bereits ein eigenes Gremium aus Statistikern aufdie Arbeiten von Michael Mann und seinen Kollegen angesetzt. Es ist vorhersehbar, dasssie sich weiter an dessen Hockeystick abarbeiten werden.