Bernstorf Goldschatz Fälschung?

Aufgrund eines relativ aktuellen Artikels auf Archäologie-online:
http://www.archaeologie-online.de/magazin/fundpunkt/sonstiges/2016/faelschungsverdacht-in-bernstorf-die-fortsetzung/ (Archiv-Version vom 04.03.2016)

Mir stellt sich bei dem Ganzen die Frage, wieso wird die Bekanntgabe noch Monate hinausgeschoben, wenn schon allein die Reinheit des Goldes dafür spricht, dass da gefälscht wurde?

Wollen die Verantwortlichen noch den ganzen Hype um diese Stücke ausnutzen bevor Sie als Fälschung dann verschwinden?

Und nebenbei würde mich interessieren, wie rein man in der Bronzezeit Gold "produzieren" konnte?

Glangidil schrieb:Und nebenbei würde mich interessieren, wie rein man in der Bronzezeit Gold "produzieren" konnte?

vielleicht ist genau das der Grund warum es nicht "Zeitgleich bekannt gegeben wird, erforschen/nachprüfen woher der Fund stammen könnte, ob das produzieren des Goldes in der Region in der es gefunden wurde zu der Zeit überhaupt möglich war und wenn nicht woher es stammen könnte, wie es dort hin gelangen konnte etc..

was stehtn im dem Link, könnste das mal zitieren/posten? ich klick generell nix an ^^

Also im Grunde hat man in Bernstorf oder in der Umgebung einen Goldschatz gefunden. Zugeordnet wurde das Gold dem Mittelmeer und man wollte damit unterstreichen, wie weitreichend die Handelswege schon in der Bronzezeit waren.

Dann hat sich ein Spezialist anscheinend das Gold genauer angeschaut und festgestellt, dass diese Reinheit nur mit Elektrolyse hergestellt werden kann. Diese Methode gibt es aber erst seit etwa 1900.

Und dann wurden Gutachten und Gegengutachten erstellt. Die Ergebnisse liegen schon vor, aber die Bekanntgabe soll laut Artikel erst gegen Ende des Jahres geschehen.

Dass an der Sache etwas faul ist, war sogar schon deutlich länger ersichtlich. Im Oktober 2013 gab es einen Vortrag über die Goldfunde auf dem Mitteldeutschen Archäologentag in Halle. Bereits da wurden ernsthafte Zweifel an der Echtheit geäußert, was vor allem an der Auffindung lag. Die Goldobjekte wurden nämlich eingebettet in ungebrannte Tonklümpchen aufgefunden. Es ist eigentlich absurd anzunehmen, dass sie so seit der Bronzezeit in der Erde gelegen hätten. Der Ton hätte sich längst aufgelöst. Pernickas Neuuntersuchung des Goldes war damals wohl auch schon im Gange. Die Publikation seiner Analyse dauerte zwar noch ein Jahr, dürfte den beteiligten Wissenschaftlern aber auch bereits 2013 bekannt gewesen sein.

Klar ist es unerfreulich, wenn man als gestandener Archäologe einem Schwindel aufgesessen ist, besonders wenn da noch viel Geld dranhängt. Aber es grenz schon ein wenig an Realitätsverweigerung, wenn man angesichts eines so offensichtlichen Befundes noch über zwei Jahre stillhält und hofft, weitere Analysen würden doch noch irgendwie die Echtheit der Funde bestätigen.

Auf die Analyse der Bernsteinobjekte bin ich aber gespannt. Man muss fast vermuten, dass die ebenfalls gefälsch sind, aber man weiß ja nie. Wenn die untersuchende Expertin allerdings wie im Artikel geschrieben einen Maulkorb bekommen haben sollte, spricht das wohl eher gegen als für die Echtheit.

Hier übrigens die damaligen Untersuchungsergebnisse von Pernicka: https://www.researchgate.net/profile/Ernst_Pernicka/publication/269405337_I_S_B_N_9_7_8_-3_-9_4_4_5_0_7_-1_3_-2_I_S_S_N_1_8_6_7_-4_4_0_2/links/548aad310cf2d1800d7ab9e0.pdf
Daraus geht hervor, dass das Gold derart rein ist, dass es in moderner Zeit durch Elektrolyse hergestellt worden sein muss.

Glangidil schrieb:Und dann wurden Gutachten und Gegengutachten erstellt.

denke mal das diese wiederum auch auf Richtigkeit geprüft werden müssen bevor ein endgültiges Ergebnis,
ist so/ist nicht so erfolgen kann..

@tic

Naja, ich weiß ja nicht, E.Schütze hat ja schon die Zweifel aus dem Jahr 2013 und die Ergebnisse von Ernst Pernicka sehr detailiert vorgestellt.
Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass die "Gegengutachten" wirklich wissentschaftliche Substanz haben. Auch fraglich ist ja, dass bei einem Gutachten die Person, die das gemacht hat, sich nicht vor Veröffentlichung äußern darf.

Bleiben nach wie vor meine Fragen:

Wollen die Verantwortlichen noch den ganzen Hype um diese Stücke ausnutzen bevor Sie als Fälschung dann verschwinden?

Und nebenbei würde mich interessieren, wie rein man in der Bronzezeit Gold "produzieren" konnte?

Glangidil schrieb:Wollen die Verantwortlichen noch den ganzen Hype um diese Stücke ausnutzen bevor Sie als Fälschung dann verschwinden?

auch ohne nur einen einzigen hauch Ahnung von der Materie zu haben antworte ich, ja definitiv ^^
ist ja immer so egal um welchen Bereich es sich nun dreht.

@Glangidil

Glangidil schrieb am 27.01.2016:Und nebenbei würde mich interessieren, wie rein man in der Bronzezeit Gold "produzieren" konnte?

wer ist denn "man"?

ich denke, diese frage ist so pauschal nicht zu beantworten, gold wurde schließlich von den verschiedensten kulturen durch die ganze geschichte hinweg gefördert und verarbeitet.

ich denke, ein "man" gibt es hier nicht. das käme vermutlich ganz darauf an, wohin du schaust.

@tanas

Naja, irgendwo habe ich gelesen, dass es bei der Reinheit des Goldes darauf ankam, wie Rein es gefördert wurde.
Aber ganz rein ist es nicht in der Erde zu finden.

Also müsste wohl eher die Frage lauten:
Welche Verfahren zur Verbesseruung der Reinheit von Gold waren im Altertum bekannt und welche Reinheit war so erreichbar?

Ich habe zwar die Angaben von der "Himmelsscheibe von Nebra" gelesen. Dort war das Gold bis zu ~85% rein.

Wenn ich es richtig verstehe, argumentieren die Verteidiger der Echtheit des Bernstorfer Goldschatz mit einem Fund aus Ägypten. Beim Sarg des Echnaton soll es auch eine hohe Reinheit gegeben haben.

Glangidil schrieb:Welche Verfahren zur Verbesseruung der Reinheit von Gold waren im Altertum bekannt und welche Reinheit war so erreichbar?

Pernicka geht ja in seiner Analyse auf ein gebräuchliches Verfahren ein, nämlich die Zementation mittels Kochsalz. Die wäre im 2. Jahrtausend v. Chr. sicherlich möglich gewesen, ist aber erst seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. nachgewiesen. Damit ist es möglich, Gold von etwas mehr als 99% Reinheit herzustellen. Aber für die 99,99% Reinheit des Bernstorf-Goldes reicht das auch nicht aus.

Danke @E.Schütze