@Tomar Tomar schrieb:ohne den religiösen Firlefanz
Ich wäre Dir dankbar, wenn Du ohne solche abfälligen Bemerkungen auskämest.
Tomar schrieb:Gehörte Hesechiel nicht selbst zu den Gefangenen Babylons?
Jechäzk'el wirkte tatsächlich im Babylonischen Exil. So sprach ich denn ausdrücklich von "Hesekiels Priesterkollegen zur selben Zeit".
1 Im dreißigsten Jahr am fünften Tage des vierten Monats, als ich unter den Weggeführten am Fluss Kebar war, tat sich der Himmel auf, und Gott zeigte mir Gesichte.
Das klingt doch schwer nach: beinahe die Hälfte des "Urlaubs" ist vorbei.
Nein. Das dreißigste Jahr war womöglich das Alter Hesekiels oder eine andere Zeitangabe. Diese wird parallelisiert mit der ausdrücklichen Angabe, daß es sich um das fünfte Jahr der Exilierung Jojachins handelt, der ersten Exilierungswelle, rund zehn Jahre vor der endgültigen Eroberung Jerusalems samt Zerstörung des Tempels und der zweiten Exilierung, der eigentlichen, größeren. Hesekiels Berufung fällt also in etwa in das Jahr 593 v.Chr. Hier mehr als nur Hes1,1:
1 Und es geschah im dreissigsten Jahr, im vierten [Monat], am Fünften des Monats; als ich mitten unter den Weggeführten am Fluss Kebar war, da öffneten sich die Himmel, und ich sah Gesichte Gottes.
2 Am Fünften des Monats - das ist das fünfte Jahr [nach] der Wegführung des Königs Jojahin -
3 geschah das Wort des HERRN ausdrücklich zu Hesekiel, dem Sohn des Busi, dem Priester, im Land der Chaldäer am Fluss Kebar; dort kam die Hand des HERRN über ihn.In 8,1 befinden wir uns auf der Höhe des sechsten Jahres, in 20,1 im siebten Jahr. Damit wird Kapitel14 in die Zeit vor der Zerstörung Jreusalems verortet - was natürlich gut dazu paßt, daß Hesekiel die unvermeidliche Zerstörung Judas und Jerusalems als künftiges Ereignis darstellt. Zu dieser Zeit ging man in der Heimat noch davon aus, daß Land und Volk erhalten blieben. Zu der Zeit sammelten noch keine Priester das Überlieferungsgut Israels, um es zu bewahren, weil ja sonst alles verloren war. Eben weil es noch nicht verloren war. Aber selbst wenn schon so früh ein erster Sammelprozeß eingesetzt hätte: ich schrieb, daß Hesekiel seinen Zuhörern den Noah als ne altbekannte Größe vorsetzte. Wäre Noah den Leuten unbekannt, wäre seine Erwähnung durch Hesekiel ar***los.
Tomar schrieb:Würde es dich überraschen, wenn ich behaupte, dass selbst die Moses-Erzählung erst in der Zeit babylonischer Gefangenschaft entstand?
Nö, das überrascht mich nicht. Es würde mich nur überraschen, wenn dem so wäre. Schließlich erwähnt bereits der Prophet Hosea im späten 8.Jh. das Exodusgeschehen inclusive der prophetischen Führergestalt. Und selbst der Name, Moses, ist nichts, das ein Israelit sich für einen fiktiven Vorzeithelden ausdenken würde. Daß dieser Name nicht israelitisch ist, weiß jeder Israelit. Mose ist ein ägyptischer Name. Das wäre so, als würden wir uns die Schlacht im Teutoburger Wald ausdenken, und den Helden nennen wir dann "Özdemir, der Cherusker".
Tomar schrieb:Ich habe das nicht erfunden, meine Quelle ist leider sehr zähflüssig und da frage ich mich, ob andere (Wissenschaftler) auch dieser Ansicht sind.
Aber selbstverständlich gibt es Wissenschaftler, die das so sehen, wie Du es darlegst. Für Dummheit ist man nie zu gebildet. Schau nicht auf Titel, sondern auf die Argumente.
Hier die Hoseastelle, Kapitel12:
13 Und Jakob floh in das Gebiet von Aram, und Israel diente um eine Frau und hütete [Schafe] um eine Frau.
14 Aber durch einen Propheten führte der HERR Israel aus Ägypten herauf, und durch einen Propheten wurde es gehütet.Nicht nur die Exodustradition wird vorausgesetzt, sondern auch die Erzvätertradition, speziell die Geschichte, als Jakob vor seinem Bruder Esau nach Aram floh, dort (Leah und) Rahel um den Preis mehrjährigen Hirtendienstes heiratete und als Israel ins Land zurückkehrte.
Bei Hosea finden sich einige solcher Anspielungen auf die Überlieferung der Frühzeit Israels, wie wir sie aus den Mosebüchern kennen. Allein in Kapitel12 finden sich noch weitere, siehe die Verse 4-5 und 10.
Pertti