enam schrieb:Ich sage nur, dass in vielen Büchern Dinge stehen, die sehr aufschlussreich sind, aber leider nur von einer Minderheit genutzt werden. Wenn man z. B. einen Blick in die Bücher vom Club of Rome wirft, stehen da so einige Ungehäuerlichkeiten drin, die eigentlich eine Welle der Entrüstung ausgelöst haben müssten. Aber da die Dinger kaum einer gelesen hat, ist einfach nichts passiert.
Stimmt, vieles was geschrieben wird, ist nur einer kleinen Leserschaft zugänglich. Das liegt aber an jedem selbst. Bei der Masse an Information die jeden Tag produziert wird, ist es auch unmöglich alles zu lesen. Wer hat beispielsweise die Mautverträge gelesen (17.000 Seiten)
Der einzige Sinn eines solchen Machwerks ist es doch, nicht gelesen zu werden. Wenn es dich aber interessiert, das Dokument ist mittlerweile öffentlich und mit Sicherheit eine Ansammlung von Skandalen.
enam schrieb:War es nicht auch bei "Mein Kampf" so. Heute sagen viele, dass doch alles in dem Buch stand und fragen sich, ob das Ding denn damals keiner gelesen und seine Schlüsse daraus gezogen hat.
Wenn ich richtig informiert bin war die Auflage gar nicht mal so gering, lag wohl eher daran, dass es so unglaublich schlecht und holprig geschrieben war, dass selbst der geneigte Leser kaum die ersten 10 Seiten geschafft hat.
enam schrieb:Es hat eben nur keiner gelesen
Wie gesagt das ist eine Frage von Interesse und Bildungsgrad. Vor ca. 20 Jahren habe ich eine Vorlesung über Rentenpolitik gehört, mehrere Fachbücher und Papers dazu gelesen, als Teil des Studiums, und überall stand, dass es so, wie es damals war, nicht funktionieren kann. Politiker haben das Gegenteil erzählt, weil es das war, was die breite masse hören wollte. Die Information das das nicht stimmte, war mathematisch einfach bewiesen. Aber Mathe ist bäh, Wissenschaftler lügen ja eh und was man sich hier noch an Vorurteilen jeden Tag durchlesen darf. Ich sehe das anders. Es ist unsere eigene Bequemlichkeit und damit oft verbunden mangelndes Wissen.
enam schrieb:Dieser Umstand macht solche Bücher aber oft zu sehr zuverlässigen Quellen der wahren Gedanken dieser Menschen. Sie schreiben tatsächlich Ihre Meinung, in dem Wissen, dass es vielleicht ob des Namens gekauft, aber kaum gelesen wird.
Sehr bedingt. Ich sehe darin eher ein Beweis für die Überzeugtheit des Autors. Nehmen wir dein Beispiel. Schreibt Adolf Hitler die Wahrheit? Nein. Er schreibt vielleicht seine kranken Wahnvorstellungen nieder, von denen er überzeugt ist. Nicht die Auflage oder die Zahl der leser ist entscheiden für eine Quelle, sondern die Nachprüfbarkeit. Ansonsten könnte der wissenschftliche Betrieb eingestellt werden, denn das was einige Wissenschaftler niederschreiben, versteht i.d.R. nur ein kleiner Kreis, der sich ähnlich lang mit der Thematik beschäftigt hat. Dennoch müssen diese Aufsätze mathematische nachvollziehbar und die Experimente wiederholbar sein. Der Versuchsaufbau muss eindeutig beschrieben sein.
Nehmen wir einen anderen Fall. Brüderle. Er soll gesagt haben, dass das mit dem Atomausstieg nicht so ernst gemeint ist. Im Protokoll stand es so, zunächst, einige Beteiligte sagten, ja das war so. Ok, Brüderle sagt, nein das war nicht so, offiziell spricht man von einem Protokollfehler.
Was ist nun Fakt? Sicher kann man nicht sein, klar, das passt alles ins Bild, und ich selber zweifle keinen Moment daran, das Brüderle das so gesagt hat. Aber doch nur, weil es in meine Wahrnehmung passt. Das ändert nichts daran, dass es widersprüchliche Quellen gibt. Und genau hier muss man dann unterscheiden. Wer hat denn nun die besseren Quellen. Denn was Glaubwürdigkeit angeht, war bei der Veranstaltung eh eine sehr einseitige Klientel anwesend.