Päpstin Johanna...!
04.10.2004 um 13:21
ok, für die die es interessieren, hier die ganze geschichte!
Geschichte der Johanna
Mönch bei Schreibarbeit Das 9. Jahrhundert war eine in jeder Hinsicht sehr bewegte Epoche. Der Verfall des römischen Kaiserreiches führte zum Zusammenbruch staatlicher und gesetzlicher Ordnungen - die Menschen lebten zum Großteil unter sehr barbarischen Bedingungen: Bürgerkriege, Invasionen, Hungersnöte wechselten sich ab, die Römerstraßen verfielen, mit ihnen die Handelswege. 75 Prozent der Bevölkerung starben, bevor sie 50 Jahre alt wurden.
Obwohl einzelne Frauen sehr wohl zu Einfluss und Macht gelangen konnten, scheint diese Zeit von besonderer Frauenfeindlichkeit geprägt gewesen zu sein - Frauen hatten weder Recht auf Eigentum noch Zugang zu Bildung. Kirchliche und weltliche Schmähschriften untermauerten ihren schweren Stand.
Kein Wunder, dass sich viele Frauen hinter schützende Klostermauern zurückzogen. Oder aber, wie es auch die Geschichte der Johanna erzählt, ihre wahre Identität verbargen.
Die Herkunft Johannas ist umstritten. Verschiedene Quellen bezeichnen Ingelheim am Rhein als ihren Geburtsort. Möglicherweise kam sie dort um 818 als Tochter eines englischen Priesters zur Welt, der in der Sachsenmission tätig war.
Nachdem sie ihre Eltern früh verloren hatte, wurde sie in einem Frauenkloster aufgenommen. Johanna, die von ihrem Vater in Bibelkunde und theologischen Fragen ausgebildet wurde und schon als Mädchen über eine außergewöhnliche Begabung verfügt haben soll, folgte schließlich einem Mönch in dessen Kloster, bei Fulda.
Nachdem das Paar entdeckt wurde, floh es nach Athen. Jahre später kehrte Johanna zurück nach Italien, in das Zentrum klerikaler Macht: nach Rom. Dort bekleidete sie aufgrund ihrer Bildung, die sie in Griechenland vertiefen konnte, im Vatikan ein wichtiges Amt. Bis sie schließlich zum Papst gewählt wurde: aus dem Pater Johannes wird der Papst Johannes.
Ihre Regentschaft währte nicht lange und endete tragisch. Johanna wurde schwanger und verbarg dies, bis während einer Prozession die Wehen einsetzten und sie mitten auf der Straße ein Kind bekam. Es wurde bereits tot geboren, und auch Johanna war dem Tod geweiht - nicht sicher ist, ob sie bei der Geburt verstarb, von der entsetzten Menge gesteinigt, oder, an den Schwanz eines Pferdes gebunden, zu Tode geschleift wurde.
Auszug aus der Chronik des Martinus Polonus (gest. 1274) zu Johanna Papissa (Päpstin Johanna) zu lesen:
"Nach diesem Leo herrschte Johannes Anglicus aus Mainz 2 Jahre, 7 Monate, 4 Tage (...). Dieser Johannes war, wie versichert wird, eine Frau, die (...) auf verschiedenen Wissensgebieten derartig glänzte, dass sich niemand mit ihr messen konnte. (...)
Als Papst wurde sie von ihrem Vertrauten geschwängert. Den Zeitpunkt der Niederkunft nicht ahnend, gebar sie, als sie sich von St. Peter zum Lateran begab, in dem engen Gässchen zwischen Kolosseum und der Kirche des Hl. Klemens, und nach ihrem Tod fand sie dort, wie gesagt wird, ihr Grab."
Diese schmale Gasse hieß früher Via Sacra - und wurde nach dem Skandal über Jahrhunderte hinweg von den Päpsten gemieden. Heute heißt sie Via San Giovanni und ist rehabilitiert. Im Gegensatz zur Päpstin Johanna, deren historische Existenz von der katholischen Kirche mit allen Mitteln verleugnet wird. Überlieferungen berichten jedoch von schmähenden Volksliedern und Possen, mit denen nicht nur die Römer der Kirche ihren Fehltritt unter die Nase rieben.
Chronik einer klerikalen Vertuschung? Kathedrale von Siena
855 n. Chr. - auf dem Papststuhl in Rom thront Johanna, die Päpstin. Fiktion oder Tatsache?
Die Theologen streiten sich und auch die Historiker sind sich nicht einig - kein Wunder: die Zeit, in welcher dieser für die Kirchenfürsten aller Zeiten ungeheure Frevel stattfand - man stelle sich vor: ein Weib auf dem heiligen Stuhl des Pontifikates! - gehört zu den dunkelsten der Weltgeschichte.
Bis Anfang des 17. Jahrhunderts wurde von der katholischen Kirche das Papsttum der Johanna anscheinend als historische Tatsache akzeptiert. In der Kathedrale von Siena fand man in einer Reihe von Papststatuen auch jene der Päpstin Johanna, versehen mit den Worten: "Johannes VII, Femina ex Anglia" (Engländerin). - Bis diese im Jahr 1601 auf Anordnung von Papst Clemens VIII. in ein Standbild des Papstes Zacharias umgewandelt wurde.
Ein Zeitgenosse der Johanna war der Gegenpapst Anastasius Bibliothecarius (gest. 886). Er erwähnt die Päpstin erstmals. Auch in der Chronik der Päpste von Scotus findet sich ein vielsagender Eintrag: "A.D. 854, Lotharii 14, Johanna, eine Frau, Nachfolgerin von Leo, zwei Jahre, fünf Monate und vier Tage im Amt."
Eine weitere historische Quelle ist die De Gemlours' Chronik: "Es wird berichtet, dass dieser Johannes eine Frau gewesen und von einem ihrer Diener geschwängert worden sei. Die Päpstin, in andere Umstände geraten, brachte ein Kind zur Welt, weswegen sie von einigen nicht mit zu den Pontifizes gezählt wird."
Oder Thomas de Elmhams offizielle Liste: "A.D. 855, Johannes. Dieser Eintrag zählt nicht. Sie war eine Frau."
In einem Versuch, die peinlichen historischen Dokumente über Johanna verschwinden zu lassen, vernichteten im siebzehnten Jahrhundert diverse Kircheneinrichtungen alle entsprechenden Unterlagen - Hintergrund hierfür dürfte der aufstrebende Protestantismus sein: die katholische Kirche konnte sich keinen derartigen Fauxpas erlauben. Sollte dies stimmen, entkräftet sich folgende Kirchen-Argumentation von selbst: das Fehlen jeglicher Erwähnung Johannas in zeitgenössischen Dokumenten.
Außerdem bezeichnet die Kirche den Abstand der Pontifikate Leos IV. und Benedikts III. als zu gering, um jenes der Johanna unterzubringen - hierzu ist anzumerken, dass in den frühesten päpstlichen Dokumenten zwar der 17. Juli als Todestag Leos IV. angegeben wird, die Jahreszahl jedoch fehlt. Für Chronisten also ein leichtes, Leo IV. zwei Jahre länger leben und erst 855 sterben zu lassen.
Johanna lebte in einer sehr "dunklen" Zeitepoche - im frühen ("finsteren") Mittelalter, einer Zeit, aus welcher außerordentlich wenig schriftliche Quellen hinterlassen wurden - das Analphabetentum war nicht nur in der armen Bevölkerung weit verbreitet. Wer sich mit dieser Zeit beschäftigt, kann beispielsweise weder auf Gerichtsakten noch auf Landvermessungen zurückgreifen, um sich ein halbwegs klares Bild zu machen.
Weiters gibt es keine fortlaufende Liste der Päpste des 9. Jahrhunderts - außer der sehr umstrittenen Handschrift Liber Pontificalis. Übrigens das einzige Dokument, welches Johannas Nachfolger Papst Benedikt III. erwähnt - und dieser war kein Dorn im Auge der Kirche
Vom Liber Pontificalis existiert eine uralte Abschrift, in welchem Johannas Pontifikat erwähnt wird. Wie der protestantische Historiker Blondel im Jahr 1647 feststellte, wurde der Eintrag nachträglich hinzugefügt - seiner Ansicht nach im 14. Jahrhundert. Blondel stützte sich auf Unterschiede in Stil und Handschrift. Mit modernen Untersuchungsmethoden könnten sicher genauere Erkenntnisse gewonnen werden.
Verdrehung und Verleugnung von Tatsachen war (und ist nach wie vor) immer schon ein übliches Propagandamittel diverser Mächte - auch diverser Kirchen. So gesteht schon der berühmte Theologe Alkuin von York (732 - 804) in einem Brief, einen Bericht über die Unkeuschheit und Bestechlichkeit Papst Leos III. vernichtet zu haben.
Darüber hinaus war die allgemeine Vorgangsweise bei der Amtsenthebung eines Papstes, dass dessen Anordnungen, Erlasse und Entscheidungen automatisch für null und nichtig erklärt wurden - was die Absetzung sämtlicher Bischöfe, Diakone und Priester zur Folge hatte, die von diesem Papst ihre Weihe erhalten hatten.
Dessen ungeachtet existieren nach wir vor alte Manuskripte, die über die Päpstin Johanna berichten. Zum Teil stammen diese sogar von katholischen Chronisten, die innerhalb der kirchlichen Hierarchie hohe Ämter innehatten.
Weitere Hinweise: 1276, nachdem die päpstlichen Akten und Urkunden gründlich durchsucht wurden, änderte der damalige Papst Johannes XX. seinen Namen in Johannes XXI - und die Geschichte der Johanna wurde in den offiziellen kirchlichen Pilger-"Reiseführer" für die Stadt Rom aufgenommen.
1413 wurde Johannes Hus wegen Ketzerei verurteilte. Hus predigte die Unfehlbarkeit der Päpste und führte zu seiner Verteidigung eine Vielzahl entsprechender Beispiele an. Jedes einzelne wurde als Lüge abgetan. Bis auf diese Aussage: "Päpste sind viele Male der Sünde und dem Irrtum anheimgefallen, so zum Beispiel, als Johanna zum Papst gewählt wurde, obwohl sie eine Frau war." 28 Kardinäle, 260 Bischöfe und 440 Theologen, die dem Prozess beiwohnten, schwiegen. Keiner von ihnen bezichtigte Hus in diesem Fall der Lüge oder Blasphemie.
Ein wichtiger Hinweis für die Vertreter der Johanna-Theorie ist die Existenz eines Stuhles, des sogenannten stella stercoraria, auf den sich neugewählte Päpste setzen mussten - ohne Unterwäsche... Der Sitz des Stuhles (oder Schemels) war durchbrochen, so konnten sich die Kardinäle vom Geschlecht des Papstes überzeugen. Nach erfolgter Untersuchung verkündete der Diakon: "Mas nobis nominus est." - "Unser Erwählter ist ein Mann." Bis der Vatikan im 16. Jahrhundert auf diese Zeremonie verzichtete, hatte sich jeder Papst auf den Stuhl - der an einen Geburtsstuhl erinnert, oder an einen römischen Badestuhl - zu setzen. Auch der mächtige Alexander Borgia (Papst Alexander VI., 1492-1503), trotz der vier Kinder, die ihm seine Frau zum Zeitpunkt der Wahl bereits geboren hatte.
Man(n) kann ja nie wissen. Oder, wie eine mittelalterliche Inschrift auf einem Holzschnitt andeutet: Papa peperit puerum penes portam Petri - Der Papst gebar einen Knaben beim Petri-Tor.
So, das ist ein bisschen viel zu lesen, aber es lohnt sich!
Nie erreicht man die Grenze der Kunst, und
es gibt keinen Künstler, dem Vollkommenheit eignet.(Pthahotep)