Eine Zusammenfassung zur Thematik Zwangsarbeit und Entschädigung:
Die Realität moralischer Verantwortung
Von Christine Raedler und Gabriel Levy-Hass
Das systematische Wegsehen und Weghören, das die Auseinandersetzung mit den Verbrechen Deutschlands im Zweiten Weltkrieg kennzeichnet, findet auch im Umgang mit der sogenannten "Wiedergutmachung" bzw. der Entschädigung von Opfern des NS-Regimes seinen beschämenden Ausdruck. Dies zeigt sich erneut in der aktuellen Debatte um die Entschädigung von für den deutschen Staat und die deutschen Konzerne geleisteten Zwangsarbeit im "Dritten Reich". Ob Deutsche und Dresdner Bank, Volkswagen AG, Allianz oder jüngst IG Farben i.A. - die Entschädigungsdebatte sorgt für Unruhe in den Führungsetagen. Das Ausgreifen deutscher Konzerne auf den US-Markt auf der einen und die neu formierten Sammelklagen Betroffener auf der anderen Seite bringen Staat und Wirtschaft erheblich unter Druck. Die unter diesem Druck avisierte Notlösung der Gründung von Entschädigungsfonds hilft den Konzernen auf die Sprünge. Da und dort stellt man sich sogar der angeblich frisch entdeckten eigenen Geschichte. Soeben geschehen bei der Deutschen Bank, deren aus gegebenem Anlaß emsig arbeitendes "Historisches Institut" die Leichen im Keller der Bank - in Form von Aktenbergen zur Mitfinanzierung von Auschwitz in Polen über Kredite von Tochterunternehmen an die lokale SS - ausgrub.
http://www.hagalil.com/archiv/99/09/entschaedigung.htmDer Weltkrieg I benötigte sehr grosse Mengen an Chemieprodukten, deshalb schlossen sich die beiden Verbände auf "99 Jahre" zusammen. Nach dem Weltkrieg I kam dann der totale Zusammenschluss. Fünf Grossunternehmen gaben ihre Selbständigkeit auf und gründeten die "IG Farbenindustrie AG": Bayer, Farbwerke Meister- Lucius&Brüning, Hoechst, AGFA, Weiler ter Meer, Grießheim Elektron, Cassella, Kalle. Es wurde keine Betriebsstätte stillgelegt, sondern nur alles unter eine Leitung gelegt. Die "IG Farben" war nicht die deutsche Chemieindustrie, aber sie fasste die besten Köpfe zusammen und erbrachte grosse Pionierdaten: Verflüssigung der Kohle zur Treibstoffgewinnung, künstlicher Kautschuk zur Reifenherstellung (Buna), Kunstfaser, Stickstoffdüngemittel.
Die Stellung der "IG Farben" führte auch zu internationalen Bündnissen. Es wurde gemeinsam mit der amerikanischen "Standard Oil" die Kohleverflüssigung betrieben, der Weltstickstoffmarkt aufgeteilt und ein europäisches Farstoffkartell gegründet um die Konkurrenz untereinander einzudämmen. Trotz aller Größe der "IG Farben", die Konkurrenz in den USA und England war noch grösser.
Die Manager der "IG Farben" wurden deshalb auch nach dem Ende des Weltkrieges II von den USA verurteilt, damit die lästige deutsche Konkurrenz beseitigt wurde. Die Siegermächte stahlen deshalb was sie kriegen konnten: 200.000 Patente, 24.000 internationale Warenzeichen (darunter Aspirin) und 200.000 nationale Schutzmarken.
Nach der vollständigen Besetzung Deutschlands begann die Zerschlagung der deutschen Industrie gemäß dem Morgenthauplan (Deutschland sollte ein Agrarland werden). Die Alliierten gründeten für das größte und rüstungswirtschaftlich bedeutsamste Chemieunternehmen ein eigenes Kontrollorgan, die "Alliierte IG-Farbenkontrolle". Aufgrund der Verflechtung des Konzerns vor allem mit der mächtigen amerikanischen Standard Oil wurde die Zerschlagung des Konzerns in den westlichen Besatzungszonen jedoch nicht konsequent verfolgt. 1951 wurde in der Bundesrepublik beschlossen, den Betrieb weiterzuführen und aus der IG Farben deren ursprünglichen Bestandteile wieder auszugliedern. Als offizielle Nachfolgeunternehmen wurden im Juni 1952 benannt: Agfa, BASF, Cassella, Huels (Chemische Werke Hüls AG, Marl), Bayer AG, Hoechst AG, Duisburger Kupferhütte AG, Kalle, Wacker-Chemie München, Dynamit AG Troisdorf, Wasag Chemie AG. Alle verbliebenen Markennamen die mit "Ig-" begannen wurden untersagt und umbenannt (z.B. Igepon in Hostapon).
Am 1. Januar 1952 trat die "I.G." in Liquidation und nannte sich "IG Farbenindustrie AG i.L.". Durch das Liquidationsschlussgesetz vom 21. Januar 1955 wurde die "IG Farben" aus der Kontrolle der Alliierten genommen. Nach der folgenden Hauptversammlung am 27. Mai 1955 befand sich die "IG Farben" jahrzehntelang in Abwicklung (IG Farbenindustrie AG i. A.). Ihre einzige Aufgabe war es, alte Ansprüche zu verwalten und die rechtliche Verantwortung zu übernehmen. Am 10. November 2003 meldeten "I.G. Farben i.L." Insolvenz an. Grund waren finanzielle Schwierigkeiten der Beteiligungsgesellschaft WCM, wodurch auch die Liquidität der "I.G. Farben i.L." nicht mehr hinreichend gesichert war.
http://www.schoene-aktien.de/infoigfarben_alte_aktien.html