Aids
08.02.2008 um 13:27
Aus einer eMail, in der ein Arzt vor Ort in Afrika die Ausreden der AIDS-Leugner zerpflückt (sorry für die Länge):
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In der letzten Woche vollzog die Regierung Südafrikas den längst fälligen Kurswechsel in der Behandlung der HIV-AIDS Seuche. Während die Gesundheitsministerin Manto Tshabalala-Msimang, die durch die Propagierung von Knoblauch und roten Beeten als Mittel zur Behandlung der HIV-Krankheit sich einen Namen gemacht und der Lächerlichkeit preisgegeben hat, zuletzt auf der internationalen AIDS-Konferenz im September in Toronto/Kanada, krankheitsbedingt abwesend war, nahmen die Vizepräsidentin Phumzile Mlambo-Ngcuka und die stellvertretende Gesundheitsministerin Nozizwe Madlala-Routledge das HIV-Heft in die Hand. Sie trafen sich mit Aktivisten der Treatment Action Group (TAC), geleitet von Zackie Achmat und entwarfen einen strategischen Plan, der am 1. Dezember, dem Welt-AIDS-Tag, der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. Der Plan benennt unter anderem folgende Ziele
- Behandlung von 650.000 Patienten mit antiretroviralen Medikamenten
- Verteilung von bis zu 50 Millionen Kondomen pro Jahr
- Propagierung von partnerschaftlicher Treue
- Reduzierung der sexuellen Aktivität von Kindern unter 14 Jahren
Ein Blick zurück zeigt, in welche Sackgasse sich die südafrikanische Regierung mit ihrer verfehlten AIDS-Politik in den vergangenen Jahren hineinmanövriert hatte. Im Jahre 2000 benannte Präsident Thabo Mbeki ein Beratergremium, das ihm bei der Formulierung einer Politik zur Behandlung der HIV-AIDS Krise unterstützen sollte. Zu diesem Gremium gehörten unter anderem:
1. Dr. med. Claus Köhnlein, Internist aus Kiel
2. Dr. med. Christian Fiala, Gynäkologe aus Österreich
3. Professor Peter Duesberg, Wissenschaftler von der Berkley Universität in San Franzisco/USA
Alle drei sind ausgewiesene HIV-AIDS Leugner. Ihre Thesen lauten in etwa so:
- Das HIV Virus existiert gar nicht
- Selbst wenn das HIV Virus existiert, dann führt es nicht zu AIDS
- AIDS ist eine Intoxikationserkrankung, bei Schwulen durch Recreational Drugs hervorgerufen, bei Blutern durch Anti-AIDS Medikamente, bei Drogenabhängigen durch Drogen und in Afrika durch Mangelernährung.
- Im übrigen seien in Afrika AIDS-Tests nicht erhältlich, die Diagnose AIDS beschreibe nur Krankheiten, die es bereits vorher gab, also Malaria, Lepra, TB und Durchfallerkrankungen.
Nach 20-jähriger ärztlicher Tätigkeit, zunächst in Zimbabwe und ab 2001 in Botswana, in beiden Ländern als Leiter einer Abteilung für Blut-und Krebserkrankungen kann ich nur feststellen, dass diese Behauptungen, soweit sie das südliche Afrika betreffen, mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben, sondern der Phantasiewelt dieser Herren entsprungen sein müssen.
In Zimbabawe wurden seit 1986 alle Blutkonserven auf HIV Antikörper getestet, ab 1990 stand der HIV-AK Test auch flächendeckend für Patienten zur Verfügung jedenfalls bis 2002. In Botswana stand der Test seit 1988 zur Verfügung, in Namibia seit 1987, ebenfalls in der Republik Südafrika, Swaziland und Lesotho. Weiterhin können nur medizinische Dummköpfe, aber nicht ausgewiesene Ärzte Malaria oder Lepra mit AIDS verwechseln, insbesondere dann, wen ein ausreichender Laborservice wie in den genannten Ländern zur Verfügung steht.
Nachdem diese oben genannten Herren den Präsidenten Mbeki nun über sechs Jahre beraten durften, dass nämlich AIDS-Medikamente schädlich sind und AIDS keine übertragbare Erkrankung ist, sehen wir uns einmal die Statistik an, die gerade von der Regierung Südafrikas veröffentlich wurde und in der hochangesehenen Medizinzeitung "Lancet" am 30.9.2006 veröffentlicht wurde.
- Die Todesrate bei Frauen in der Altersgruppe 20-39 Jahre hat sich im Zeitraum von 1997 bis 2004 verdreifacht
- Die Todesrate bei Männern in der Altersgruppe von 30-44 Jahre hat sich im gleichen Zeitraum verdoppelt
- Die HIV Inzidenz bei Schwangeren, die öffentliche Entbindungskliniken aufsuchten, lag 1990 bei 1%, 1997 bei 17% und im Jahre 2004 bei 30%
- Gegenwärtig sind etwa 5,5 Millionen Südafrikaner mit dem HIV Virus infiziert
- In den letzten 12 Monaten sind nach Angaben des Leiters des South African Intitute for Medical Research (SAIMR) 336.000 Menschen an AIDS verstorben.
Hier handelt es sich um eine Katastrophe, nichts anderes.
Um ihre Wahnideen noch weiter zu verbreiten, haben haben jetzt die Herren Köhnlein und Engelbrecht, letzterer ein Journalist und kein Mediziner, ein Buch in Deutschland herausgebracht mit dem Titel "Virus Wahn" Darin werden nicht nur HIV-AIDS, sondern auch der Vogelgrippe, SARS, und Hepatitis C und anderen der Charakter von übertragbaren Erkrankungen abgesprochen, sonder sie als Kreationen der Pharmaindustrie bezeichnet.
In Botswana haben wir kaum Mangelernährung, wenige Drogenabhängige, das höchste Pro-Kopf-Einkommen in Afrika, Rekreationsdrogen spielen keine Rolle und gleichzeitig einen Höchststand von HIV-Infizierten von über 20% in der Altersgruppe der 17-34 jährigen, quer durch alle Einkommensgruppen. Lepra spielt so gut wie keine Rolle und auch Malaria gibt es nur wenig im Süden Botswanas. Auch daran zeigt sich, dass die Thesen der Virusleugner einer Überprüfung vor Ort nicht standhalten. Gleichzeitig sehen wir häufig Krankheiten, die es vor der HIV Epidemie so gut wie nicht gegeben hat, nämlich Pneumozystis-Pneumonie, Kryptokokken-Meningitis, Zytomegalievirus -Infektionen, und eine Explosion von Tuberkulose, letztere war vor der HIV Epidemie, also von 1967-1987, im Rückmarsch. Außerdem sehen wir einen steilen Anstieg von Krebserkrankungen, allen voran das Kaposi-Sarkom, das vor der HIV-Epidemie keine Rolle spielte.
Die Kinderstationen sind überfüllt mit Kindern, die schwere Gedeihstörungen haben und eine Infektion nach der anderen bekommen, die meisten in dieser Gruppe sterben vor dem 5. Lebensjahr. Gemeinsam ist bei ihnen die HIV-Infektion, sonst nichts, keine Mangelernährung. Alle Mütter dieser Kinder sind HIV-positiv.
Es ist bedauerlich, dass die Regierung Südafrikas 6 Jahre brauchte, um diese Thesen der Virusleugner als das zu sehen, was sie sind, nämlich gefährlicher Quatsch, der vielen Menschen das Leben gekostet hat und noch kosten wird.
Dr. Alexander von Paleske
Arzt für Innere Medizin, Hämatologie
Head Department of Oncology
Princess Marina Hospital
Gaborone/Botswana/Afrika