Allmy-TV-Tipps zum Wochenende und auch unter der Woche
15.01.2011 um 21:53
Ab 21.45 auf ARTE:
"Wenn die Welt uns gehört", dürfte für viele Allmyaner interessant sein: ^^
Eine Kleinstadt in Ostdeutschland. Die Jugendlichen Richy, Tim und Marco, alle drei Außenseiter, freunden sich beim Gläserrücken an. Aber für Marco ist das mehr als ein Spiel und bald glauben auch Richy und Tim, dass sie von Satan auserwählte Krieger im Kampf um die Weltherrschaft sind. Von allen unbemerkt steuern die Drei auf die Katastrophe zu.
Eine ostdeutsche Kleinstadt. Richy (16) wird in der Schule fertiggemacht. Tim (16) ist gerade mit seinen Eltern aus dem Westen hierher gezogen. Marco (18) ist ein undurchschaubarer Einzelgänger. Die drei Jungen, allesamt Außenseiter, freunden sich an.
Richy hatte den starken, verschlossenen Marco schon aus der Ferne bewundert. Schließlich schafft er es, Marcos Aufmerksamkeit zu gewinnen, indem er Interesse für dessen Obsessionen zeigt: Gläserrücken, Kampfsport und Satansvisionen. Richy stellt Marco auch den aus wohlhabendem Hause stammenden Tim vor, von dem er ahnt, dass auch er Anschluss sucht. Der sonst so coole Tim ist ebenfalls vom Übersinnlichen fasziniert, und gemeinsam steigern sich die Drei in den Glauben hinein, dass Satan sie auserwählt hat als seine Krieger im Kampf um die Weltherrschaft.
Beflügelt von ihren Machtfantasien fühlen sie sich stärker und bedeutender denn je und erleben gemeinsam eine stürmische Hochphase der Freundschaft. Richy, der durch den neu gewonnenen Zusammenhalt an Selbstvertrauen gewinnt, fasst den Mut, einem Mädchen seine Gefühle zu gestehen. So entwickelt sich eine zarte erste Liebe, die Richy allerdings vor seinen Freunden geheim hält. Er weiß, dass Marco Nicole in ihrem Kreis nicht dulden würde.
Doch nach und nach müssen die drei Jungen erleben, wie ihr selbst erschaffenes Weltbild an seine Grenzen stößt. Marco trifft das besonders schmerzlich, denn er hatte fest daran geglaubt, dass er durch den "Draht" zu Satan sein verkorkstes Leben wieder in den Griff bekommen könnte.
Als er in einer Disco von seinem Erzrivalen Ronnie angegriffen und vor allen bloßgestellt wird, löst diese Niederlage bei Marco eine Sinnkrise aus, die einen noch radikaleren Gedanken in ihm wachsen lässt. Er will mit Richy und Tim in Satans Welt wechseln, um von dort aus besser agieren zu können.
Richy, den die Romanze mit Nicole tief bewegt, schließt sich nur schweren Herzens Marcos Plan an. Doch Satan verweigert den Dreien beim Gläserrücken überraschend die Kontaktaufnahme. Als daraufhin Richys Verhältnis zu Nicole auffliegt, glaubt Marco den Schuldigen für Satans plötzliche Abkehr von ihnen gefunden zu haben.
Richy wird vom zutiefst enttäuschten Marco als Verräter aus ihrem Bund verstoßen. Wieder ganz auf sich allein gestellt, fällt Richy in ein tiefes Loch. Um sich Marcos Gunst zurückzuerobern und die gemeinsame Mission zu retten, beschließt er, seine Freundin zu "opfern". Damit stellt er die entscheidende Weiche, und die drei Freunde steuern - von den Erwachsenen unbemerkt - auf die Katastrophe zu.
"Wenn die Welt uns gehört" ist das gemeinsame Spielfilmdebüt von Antje Kruska und Judith Keil. Die beiden haben als Dokumentarfilmerinnen schon zahlreiche Auszeichnungen bekommen.
Ihre Zusammenarbeit begannen Antje Kruska und Judith Keil als Assistentinnen von Andres Veiel. Dann wurden sie von der Nachwuchsredaktion im ZDF - "Das Kleine Fernsehspiel" - entdeckt. Mittlerweile sind in ihrer Regie unter anderem die Filme "Der Glanz von Berlin" (2001; unter anderem Berlinale 2002, bundesweiter Kinostart, Adolf-Grimme-Preis 2003) und "Teuflische Spiele" (2002) entstanden. "Teuflische Spiele" fungierte zudem als Basis für "Wenn die Welt uns gehört".
Antje Kruska und Judith Keil zu ihrem Film:
"Wir wollen mit diesem Spielfilm eine verstörende Geschichte vom tragischen Abdriften dreier Jugendlicher nachvollziehbar, berührend und wahrhaftig erzählen.
Der Ausgangspunkt für diesen Film liegt in intensiven Recherche-Erfahrungen, die uns dazu geführt haben, uns fiktional mit einem solchen Irrweg von Jugendlichen, die sich unbeachtet von den Erwachsenen in eine dunkle Fantasiewelt hineinsteigern, zu beschäftigen.
Tatsache ist, dass es in unserer Gesellschaft einen Nährboden gibt für jugendliches Abdriften. Fälle von Jugendlichen, die einem medialen Heldentypus und Männlichkeitsideal nacheifern, sich in Gewalt- und Allmachtsfantasien verlieren, Realität und Fantasie nicht mehr voneinander trennen, häufen sich gerade bei Jungen in den letzten Jahren auf erschreckende Weise.
Die Vorstellung unserer Protagonisten, Krieger für Satan zu sein im Kampf um die Weltherrschaft, erscheint sehr abgedreht und fremd, aber dieser Wahnwitz hat seinen Ursprung in der ganz normalen deutschen Gegenwart. Nicht Sekten, Drogenexzesse oder Verwahrlosung bilden den Hintergrund dieser Geschichte, sondern die Jugendlichen stammen aus Elternhäusern, die zum deutschen Durchschnitt gehören, mit Problemen, die nicht fern erscheinen, und Sehnsüchten, die jeder kennt.
So ist "Wenn die Welt uns gehört" für uns kein Film über Satanismus, sondern er erzählt von verunsicherten Jugendlichen, die empfänglich sind für radikale Ideologien. Dabei sind die totalitären Strömungen, von denen sie angezogen werden, austauschbar. Ob Satanismus, Islamismus, Rechtsradikalismus oder die totale Identifikation mit den unantastbaren Helden aus der medialen Welt - Jugendliche erfahren dort die Selbstaufwertung und Sinnstiftung, nach der sie sich sehnen."