@Roydiga Unser Thema ist entsprechend der Vorgabe ja die "digitale Demenz" welche zunächst auf die Tatsache anspielt, dass wir auf der einen Seite unsere kognitiven Fähigkeiten einbüßen und auf der anderen Seite, -was unsere Lehrmethoden für unsere Jüngsten angeht, diese Verkümmerung auch noch forcieren.
Um dabei auf Deine thematische Richtung einzugehen, wäre das sozusagen der frühste Ansatz eines manipulativen Eingriffs in die Köpfe der Menschen, noch lange bevor deren geistige Fähigkeiten voll ausgebildet sind, oder sich deren Charakter ausgeprägt hätte. Zensur ist nochmal eine ganz andere Schiene!
Der Entwicklung liegt, meiner Meinung nach, eine grundlegende, aber zutiefst menschliche Eigenschaft zugrunde: die Bequemlichkeit.
Wir werden nicht schlauer, dadurch, dass wir uns den Worten schlauer Menschen bedienen. Wir werden nicht klüger, wenn wir die Lösungswege unserer Rechenaufgaben aus dem Taschenrechner, oder von Suchmaschinen holen.
Und ob wir die Meinungen von einem Journalisten lesen und uns daraufhin eine eigene Meinung bilden, oder die Artikel von 10 verschiedenen Menschen in unsere Meinungsbildung miteinbeziehen, es bleiben letztlich Informationen aus zweiter Hand, die alle ein wenig von der "stillen Post" haben.^^
Bei digitaler Demenz ist eindeutig ein Rückschritt, bzw. ein Erschlaffen von Denkvermögen und Wahrnehmung beschrieben, welches in der Analogie ähnlich einem Muskel ist, der schlaff wird, wenn man ihn nicht trainiert.
Alles was Du beschreibst, würde quasi darauf aufsetzen.
Wenn ich meine Fähigkeiten zu selektieren, oder nachzufragen oder komplexe Zusammenhänge zu erfassen, nicht mehr trainiere, liegt es nah, dass diese Areale sozusagen einrosten.
Wir sehen dies z.B. an der uns umgebenden Rechtschreibung, die mittlerweile unterirdisch daherkommt, aber offensichtlich ihre Wichtigkeit in der allgemeinen Wahrnehmung verloren hat. Wir sehen dies auch daran, dass durch Studien belegt ist, dass Texte ohne Absätze nach jeweils ca. 3-5 Zeilen, die Lesbarkeit und auch das Textverständnis erheblich herabsetzen.
Kurzfristig gedacht, könnte man den praktischen Nutzen hervorheben, das Wissen der Menschheit in seiner Hosentasche mit sich herumtragen zu können, jedoch hat sich bereits gezeigt, dass das ständige Selektieren, eher die Bequemlichkeit fördert, weil man sich natürlich lieber mit Inhalten beschäftigt die „fließen“, anstatt mit Informationen, die einem Konzentration und Denkvermögen abverlangen.
Man neigt immer mehr dazu, geistige Herausforderungen zu meiden und richtet sich immer mehr, auf nur kleine Teile einer individuell bestimmten Fokussierung ein. In der Folge verkümmert die Auffassungsgabe und die Fähigkeit komplexe Probleme zu erfassen und zu lösen. Dies wiederum kann in arge psychische Probleme ausarten.
So mancher, eigentlich erwachsende Mensch, konnte die angedeuteten Entwicklungen, entweder in seinem persönlichen Umfeld, oder gar bei sich selbst schon feststellen. Gravierender jedoch, wirkt sich unser digitales Doppelleben auf unsere Kinder aus.
Die pädagogischen und auch politischen Kräfte in unserem Land machen sich vermehrt stark für eine Digitalisierung bisheriger Lernmethoden, stützen sich dabei aber mitnichten auf Erkenntnisse durch Studien, sondern sind vielfach durch wirtschaftlichen und vor allem finanziellen Lobbyismus vorangetrieben. Man gibt sich modern und zukunftsorientiert, denkt dabei aber vor allem an seinen Kontostand im Jetzt, statt an die gesunde und erfolgreiche Förderung der Kinder und Jugendlichen.
Böse Zungen behaupten gar, ein Bisschen dumm lässt sich besser regieren und Konsumenten sind weit mehr willkommen, als kritische und nachdenkende Gemüter. Jedoch sind solche Gedanken rein spekulativ und bleiben den eben genannten Menschen, zunächst in aller Stille, vorbehalten.
Spielerische Lernmethoden sind höchst umstritten, denn die Macht der Wiederholung vermag es zwar mit sich zu bringen, das zu Lehrende zu vermitteln, jedoch bleibt die eigene Denkfähigkeit und Fantasie außen vor.
Man reduziert junge Menschen auf auszufüllende Formulare und multiple-choice-Aufgaben in virtuellen, bunten Landschaften mit unterschiedlicher Geräuschkulisse bei richtig und falsch gelösten Aufgaben, was einen unweigerlich an die Pawlow´schen Experimente mit Hunden erinnern könnte. Es findet kein wirklicher Lernprozess mehr statt, sondern eine Indoktrinierung.
Der Mensch neigt zur Bequemlichkeit, - man steht in einem Treppenhaus und überlegt, ob man heute die Treppe, oder doch lieber wieder den Aufzug nimmt.
Ich sage, - manchmal sollte es einfach die Treppe sein!