Aufstehen, Straßenbahn, Büro, Essen, Arbeit, Essen, Schlafen, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag - immer derselbe Rhytmus - das ist sehr lange ein bequemer Weg. Eines Tages steht aber das Warum da, und mit diesem Überdruss, in dem sich Erstaunen mischt, fängt alles an. (Albert Camus)
Wenn ich das Schlagwort "Burnout" wiedermal über die Boulevardpresse um die Ohren geschlagen bekomme, runzel ich immer wieder die Stirn. Nicht, dass ich es nicht für voll nehme und die Bedeutung nicht kenne, eher bin ich der Auffassung, dass es ein heutiges Phänomen beschreibt, für dass es aber eine komplexere Beschreibung benötigt, als ausgebrannt sein, sich kraftlos und ohne Antrieb zu fühlen, denn diese Phasen hat jeder Mensch. Meiner Meinung nach ist es nur ein Modewort für die heutige Turbogesellschaft geworden, denn schon zu Beginn des 20. Jahrhundert kannte man "Neurasthenie" (Nervenschwäche) in der bürgerlichen Schicht.
Es ist bislang noch nicht als vollwertige Krankheit erkannt, dennoch möchte ich eher meinen, dass es sich um eine Form der Depression handelt, die unser derzeitiges Gesellschaftssystem in Form des Turbokapitalismus nicht nur fördert, sondern auch begünstigt.
Doch was bedeutet das für unsere heutige Leistungsgesellschaft gepaart mit den kapitalistischen Grundzügen, die uns alle voranpeitschen soll? Sicher hat sich der Mensch unter diesem System noch nie so schnell entwickelt, dennoch ist zu fragen, halten wir dem auf Dauer stand?
"Time is money" wurde zu einem Leitspruch einer kapitalistischen Ära, die uns einredet, nie still zu stehen - es zählen nur Ergebnisse und Leistung. Nashs Spieltheorie und das einhergehende Gefängnisdilemma, dass jeder einen betrügen kann, liegt dem zusätzlich zu Grunde. Wir sind alle Gegner in einem Spiel, wo keiner einen Anderen was gönnt, denn der Stärkere, der Schnellere und der sich gewinnbringend entscheidet geht als Gewinner, als Alphatier aus diesem Konkurenzkampf.
Zusätzlich steht der Mensch einer allmächtig wirkenden Hegemonie machtlos gegenüber, bekommt zusätzlich auch ständig von seinen "gewählten Volksvertretern" vorgemacht, wie man verarscht wird. Wird zugemüllt von medialen Schwachsinn und einer sinnbefreiten Entertainmentindustrie und fühlt sich im Grunde nur in einem Hamsterrad eingesperrt, wo man nie aufhören darf zu laufen, denn sonst fällt er aus dem gesellschaftlichen Gefüge, verliert sein Ansehen und seinen Status.
Ein Umstand, der Hand in Hand mit der Konsumindustrie über die Wiese schlendert. Denn die will uns vermitteln, indem sie von uns fordert sich ständig zwischen tausenden Produkten zu entscheiden, diesen gewissen Status herzustellen und beizubehalten. Eine Werbeindustrie, die uns ständig beschallt, wir brauchen dieses Produkt und das Aussehen, um unseren Status in der Gesellschaft darzustellen, um Anerkennung und Aufmerksamkeit zu bekommen.