Wikipedia: Chicxulub-Krater#Chicxulub.2C Klima und das Aussterben der DinosaurierChicxulub, Klima und das Aussterben der Dinosaurier [Bearbeiten]
Die Koinzidenz der global auftretenden Iridium-Anomalie mit dem Aussterbeereignis an der Kreide-Tertiär-Grenze war der Ausgangspunkt für die Impakthypothese für das Massenaussterben.[10] In dieser frühen Arbeit wurde ein Krater von etwa 150-200 km Durchmesser und ein Impaktor (Asteroid) von mindestens 10 km gefordert, um das weltweite Auftreten von Iridium in Gesteinen dieser Zeit zu erklären. Als Ursache für das Massenaussterben selbst wurde die durch die explosionsartige Freisetzung eines enormen Energiepotentials, fünf Größenordnungen höher als das gesamte Nukleararsenal der Erde, ausgelöste Klimakatastrophe gesehen. In einem Umkreis bis zu eintausend Kilometern um die Impaktzone wurde in nach außen zu abnehmender Intensität nahezu alles Leben durch die Hitze, die Schockwelle und den dem Einschlag folgenden Tsunami ausgelöscht. Während bei 15 % der Masse der hochgeschleuderten Gesteine die Bewegungsenergie ausreichte, um die Schwerkraft zu überwinden und sie ins All entweichen zu lassen, erreichten 85 % der hochgeschleuderten Masse binnen maximal 72 Stunden wieder die Erde. Es wird angenommen, dass diese hocherhitzten Gesteinsbrocken global Waldbrände ausgelöst haben könnten.[11] Weiterhin wurde durch weltweit verteilten Staub und Gase die Sonneneinstrahlung blockiert und ein dem nuklearen Winter vergleichbarer Impaktwinter von mehreren Monaten Dauer ausgelöst. Dieser Abkühlung folgte ein durch Kohlenstoff- und Schwefelgase ausgelöster Treibhauseffekt, der danach zu einem anoxischen Ereignis in den Weltmeeren führte. Dies zusammen mit intensivem sauren Regen durch die verdampften schwefelhaltigen Gesteine der Yucatán-Plattform (Anhydrit) verursachte demnach einen nahezu vollständigen Zusammenbruch der Nahrungsketten sowohl auf dem Land als auch im Meer und damit das drittgrößte Massenaussterben der Erdgeschichte.
Das Alter des Meteoriteneinschlags auf Yucatán wurde anhand der PEMEX-Proben radiometrisch auf 65 Millionen Jahre datiert (64,98 ± 0,05 Ma; Swisher et al., 1992) und auch geochemisch mit an der Grenze zwischen Kreide und Paläogen vorkommenden Impaktgläsern (65,01 ± 0,08 Ma bzw. 65,07 ± 0,10 Ma; s. a. Blum et al., 1993) in Verbindung gebracht. Damit schien Anfang der 90er Jahre der für die Iridium-Anomalie und das Massenaussterben an der Kreide-Tertiär-Grenze (und somit das Aussterben der Dinosaurier) verantwortliche Krater gefunden worden zu sein.
Beobachtungen an Impaktgläsern enthaltenden Sedimentabfolgen der Oberkreide – also älter als der Chicxulub-Krater – in Nordmexiko und die Analyse einer Sequenz von Sedimentgesteinen oberhalb der Impaktite und unterhalb des Tertiärs in der Bohrung Yaxcopoil-1 brachten einige Wissenschaftler (Keller et al., 2004a, 2004b) jedoch zu der Überzeugung, der Krater spiele nicht die Rolle beim Massenaussterben am Ende der Kreide, die ihm zugeschrieben wurde. Er ist demnach etwa 300.000 Jahre älter als die eigentliche KT-Grenzschicht und außerdem nur einer von mehreren Meteoriteneinschlägen, die sich um die Kreide-Tertiär-Grenze ereigneten. Das Massenaussterben ist nach der Auffassung von Keller und ihren Mitautoren zudem nicht nur von Meteoriteneinschlägen verursacht worden, sondern auf eine Kombination dieser mit Klimaveränderungen und dem Dekkan-Ereignis zurückzuführen.[12]
Andere Publikationen bringen die Ablagerungen in Nordost-Mexiko weiterhin mit dem Chicxulub-Einschlag in Verbindung (Schulte und Kontny, 2005). Die kritische Abfolge oberhalb der Impaktgesteine in diesem Bohrkern repräsentiert nach Smit und seinen Mitarbeitern (Smit et al., 2004) keine in den letzten 300.000 Jahren der Kreide allmählich abgelagerten Sedimente, sondern Material, welches unmittelbar nach dem Einschlag in den Krater zurückgewaschen wurde.
Eine breit angelegte Studie unter Federführung der Universität Erlangen-Nürnberg aus dem Jahre 2010 lässt die beteiligten Wissenschaftler auf den Chicxulub-Einschlag als einzig plausible Erklärung für das Aussterben der Dinosaurier schließen.[13]
Die Diskussion um die Rolle des Chicxulub-Einschlags beim Massenaussterben am Ende der Kreide hält unvermindert an, die Frage kann nicht als endgültig geklärt betrachtet werden.