@Gim Kannst Du Dich an den Kometen Shoemaker Levy 9 erinnern? Der stürzte vor einigen Jahren in den Jupiter. Doch kurz vor dem Aufschlag wurde er in mehrere Einzelteile zerrissen, die dann wie Perlen einer Kette aufgereiht hintereinander in die äußeren Atmosphärenschichten des Gasriesen eintauchten. Die Erklärung ist recht einfach: Shoemaker Levy 9 hat ein Volumen, was bedeutet, daß die dem Jupiter zugewandte Seite stärker von dem Planeten angezogen wird als die abgewandte Seite. Normalerweise hat das nicht solche Auswirkungen. Aber je näher ein Objekt der Gravitationsquelle kommt, desto stärker fällt die Anziehungsdifferenz zwischen Vorder- und Rückseite aus. Ab einem gewissen Punkt zerreißt es dann das Objekt buchstäblich. So damals mit Shoemaker Levy 9 geschehen.
Auch unser Erdmond könnte zerrissen werden, allerdings nicht dort, wo er sich heute befindet. Dazu müßte er der Erde schon deutlich näher kommen, daß das passiert. Auch die Jupitermonde umkreisen den Gasriesen auf Bahnen, die für ihre Größe nicht gefährlich wird.
Wikipedia: Roche-GrenzeNun befindet sich der Asteroidengürtel viel weiter weg vom Jupiter als der äußerste Jupitermond. Und die Gesamtmasse des Asteroidengürtels würde zusammen einen Himmelskörper ergeben, der deutlich kleiner ist als die vier größten Jupitermonde. Also besteht doch eigentlich gar keine Gefahr, daß der Jupiter die Entstehung eines einzigen Himmelskörpers aus der Materie des Asteroidengürtels verhindern könnte?
Doch, die Gefahr besteht. Ein Mond, der seinen Planeten auf einer ungefähr kreisförmigen Bahn umkreist, an dem zerrt eine gleichbleibende Gravitation. Umkreist der Mond den Planeten jedoch auf einer elliptischen Bahn, dann verändert sich die Stärke der Gravitation von Mal zu Mal, von Ort zu Ort. Und damit verändert sich auch die Differenz der Anziehungskraft zwischen "Vorder"- und "Rück"seite. Dieses veränderliche Zerren dürfte Körpern schon aus größerer Entfernung zusetzen. Nicht ohne Grund umkreisen die vier größten Jupitermonde (mehrere tausend Kilometer Durchmesser; der nächstgrößte Mond hat keine 170km Durchmesser) auf sehr kreisförmigen Bahnen, ihre Exzentrizität gehört zu den sieben geringsten sämtlicher Jupitermonde (Wert unter 0,01).
Auch die Hillsphäre mag ihren Beitrag leisten. Die Hillsphäre ist der Raum um ein Objekt, in dem dessen Gravitation dominiert. Befindet sich ein Objekt genau in der Mitte zwischen Erde und Mond, befindet es sich noch in der Hillsphäre der Erde, weil deren Gravitation starker ist als die des Mondes. Ebenso befindet sich der Mond innerhalb der Hillsphäre der Erde, wenn deren Gravitation mit der der Sonne verglichen wird. Die Hillsphäre eines Körpers ist also keine feste Größe, sondern hängt davon ab, mit welcher anderen Gravitationsquelle abgeglichen wird. Innerhalb der Hillsphäre nun dominiert das zentrale Objekt und ermöglicht stabile Bahnen. Läge der Mond hingegen zum Rand der Hillsphären von Erde und Sonne hin, so würde er über kurz oder lang seine Bahn verlassen. Der Jupiter nun hat gemessen an der Sonne eine Hillsphäre mit einem Radius von 0.35 AE. Der Asteroidengürtel liegt deutlich weiter weg - aber von der Sonne aus betrachtet liegt er schon sehr weit am Rand der jupiterbezogenen Hillsphäre der Sonne. In einem Gebiet also, in dem ein einheitliches Wirken der Sonnen-Gravitation nicht mehr gewährleistet ist. An den Objekten im Asteroidengürtel wird also durchaus durch den vorbeifliegenden Jupiter gezerrt. Und eben auch an den voluminösen Objekten. Und auch hier wieder, an der sonnenabgewandten Seite der Himmelskörper stärker als an der sonnenzugewandten Seite.
Wikipedia: Hill-SphäreDa wirken also ne Menge Kräfte, die an voluminösen Objekten zerren und sie zu zerreißen trachten. Welche Kraft nun den Ausschlag gibt, weiß ich nicht, der freundliche Astronom in Deiner Nähe wird es Dir sicher sagen können.
Pertti