"Streetracing" wie es sein muss - volle Power, zero Schamgefühl
17.04.2013 um 11:49Die Ampel ist rot, die Motoren heulen. Eine Hand umklammert fest das Lenkrad, die andere liegt auf dem Knauf - zum Schalten bereit. Die Zuschauer starren in freudiger Erwartung auf die Autos. Ein letztes mal ausatmen, die Ampel schaltet um. Los, Vollgas, Kupplung und ab geht's. Ich erwische den besseren Start, habe nach einigen Sekunden gute zwanzig, dreißig Meter Vorsprung. Dann kommt die lange Linkskurve, ich bin noch außen und alles wird hell. Nein, keine Katastrophe. Es sind die Scheinwerfer meines Gegners, die immer näher kommen und alles um mich herum beleuchten. Mit jedem Meter kann ich sein Näherkommen am immer heller werdenden Lichtschimmer um mich herum erahnen. Dann zum Ende der Kurve zieht er vorbei und mit Vollgas auf die einspurige Brücke zu. Er setzt sich vor mich und rast ungebremst auf die nächste rote Ampel - das Ziel zu und kommt dort mit quietschenden Reifen zum stehen. Die Menge tobt und feiert den Sieger. Ich werde komplett ignoriert. Nur der siegreiche Kontrahent bedenkt mich mit einigen herablassenden Blicken und Gesten. Zwei Mädels hängen sich sofort an ihn, seinem Beifahrer wird bewundernd auf die Schulter geklopft als ein weiterer Typ dem Sieger das Preisgeld und Schlüssel sowie Fahrzeugpapiere des "Verliererautos" überreicht.
Was für ein Gedanke . . . aber was ist in diesem kurzen Zeitraum eigentlich wirklich passiert? Wir gehen ein wenig in der Zeit zurück um die Geschehnisse Sekunde für Sekunde zu rekonstruieren, es hundert mal zu wiederholen und anschließend unter dem Titel "Sekunden vor dem Unglück" an N24 zu verkaufen.
Es ist 1:30 am Morgen. Die Stadt schläft, nur ich befinde mich auf dem Weg zur Arbeit. Am Ende der zweispurigen Autobahnabfahrt, die ich nutzen muss erwartet mich eine rote Ampel. Auf der linken Spur steht ein bis zum Erbrechen getunter Honda Civic. Felgen: :ok:, Bodykit: :ok:, Spoiler: :ok: und ein Auspuff in dem man mit Melonen murmeln könnte: :ok:. Ich werfe einen kurzen Blick in das Auto um zu sehen, ob sich der Typ wenigstens auch um das Innere kümmert. :ok: Dies scheint jedoch ein Blick gewesen zu sein, den sein Beifahrer etwas missverstanden zu haben schien. Der Civic rollte etwas zurück, da er an der schrägen Haltelinie knapp einen halben Meter vor mir stand. Dann ging es los. Während der Beifahrer weiterhin mein Auto begutachtet schaltet die Ampel für den kreuzenden - nicht vorhanden - Verkehr auf rot. Nun dauert es an dieser Ampel noch verhältnismäßig lange, bis sie für uns auf grün schaltet. Genug Zeit für den Civicfahrer seine "Muskeln" spielen zu lassen. Er lässt den Motor sekundenlang immer wieder aufheulen und spielt mit dem Gas.
Es ist natürlich klar, dass ich so ein Spiel nicht mitmache, sondern einfach normal an- und dann weiterfahre. Nun ist dies aber schon eine Stelle, an der man eh etwas zügiger unterwegs ist, sodass bei einem missverstandenen Blick wohl auch mein Fahrstil missverstanden werden könnte.
Wie auch immer. Vor uns ging es einige Meter geradeaus, ehe die zwei Spuren in einer langen, weiten Linkskurve abbiegen. Dahinter geht es noch ein paar Meter weiter, bis die linke Spur dann vor einer Brücke endet und erst hinter ihr wieder weitergeht. Noch knapp einhundert Meter weiter ist eine weitere - in der Regel rot geschaltete - Ampel, an der ich nach links abbiegen müsste. Die ganze Szenerie ist sehr übersichtlich. Die Spuren sind breit, es werden keine weiteren Straßen gekreuzt, stehen weder Bäume noch Häuser am Rand und es gibt auch keinen Bürgersteig, von dem regelmäßig Fußgänger kommen könnten. Halt so eine typische Straße, auf der man unbewusst schnell mal gute zehn - zwanzig Km/H schneller fährt, als man wirklich wahrnimmt. Gerade um diese Uhrzeit fährt da in der Regel jeder so um die siebzig Stundenkilometer.
Aber zurück zur Kreuzung:
Das gelbe Ampellicht leuchtet unter dem roten auf und ich setze mich - zügig wie immer - in Bewegung und beschleunige auch in einem für mich normalen, zügigen Maße. Der Typ im Civic steht nachdem ich ein paar Meter zurückgelegt hatte noch immer an der Ampel. Als ich - schwierig geschätzte - zwanzig oder dreißig Meter vor ihm bin, kommt er mit laut heulendem Motor hinter mir heran. Ich lege es natürlich nicht darauf an und lasse ihm die linke, innere Spur frei und er zieht gegen Ende der langen Linkskurve selbstverstänlich, ja fast schon endlich an mir vorbei und schert kurz vor der Brücke auf die rechte Spur herüber. Mit Vollgas geht es über die Brücke, an deren Ende er sich rechts einreiht, sodass ich mich - wie gewünscht - links zum Abbiegen einordnen kann. Während er mit 'ner Vollbremsung an der roten Ampel zum stehen kommt, rolle ich langsam heran und komme neben ihm an der nächtlich verwaisten Ampel zum Stehen.
Ich wollte es mir ja sparen, doch nachdem ich zeitweise befürchten musste, der Fahrer des Civic hätte einen epileptischen Anfall schaute ich doch mal herüber. Sein Beifahrer lachte sich schlapp, applaudierte und feierte wie wild im Wagen, während er seine Baseballkappe zurechtrückte und mich abwechselnd mit herausfordernden, herablassenden und triumphalen Gesten bedachte, als hätte er gerade 'nen Skyline, 911'er oder Supra stehen gelassen.
Es ist mir nicht klar, was in diesem Moment in seinem Kopf vor sich ging. Hey, vielleicht dachte er in seiner Fantasie ja tatsächlich, dass dem so war.
Die Realität hingegen sah (um mal zur Pointe zu kommen ;)) so aus, dass er sich dazu genötigt sah, sich tierisch darüber zu freuen, mit seinem "Ubercivic" einen 75PS "starken" Jazz überholt zu haben.
Was für ein Teufelskerl . . . da wundert man sich noch über 'nen schlechten Ruf . . .
Was für ein Gedanke . . . aber was ist in diesem kurzen Zeitraum eigentlich wirklich passiert? Wir gehen ein wenig in der Zeit zurück um die Geschehnisse Sekunde für Sekunde zu rekonstruieren, es hundert mal zu wiederholen und anschließend unter dem Titel "Sekunden vor dem Unglück" an N24 zu verkaufen.
Es ist 1:30 am Morgen. Die Stadt schläft, nur ich befinde mich auf dem Weg zur Arbeit. Am Ende der zweispurigen Autobahnabfahrt, die ich nutzen muss erwartet mich eine rote Ampel. Auf der linken Spur steht ein bis zum Erbrechen getunter Honda Civic. Felgen: :ok:, Bodykit: :ok:, Spoiler: :ok: und ein Auspuff in dem man mit Melonen murmeln könnte: :ok:. Ich werfe einen kurzen Blick in das Auto um zu sehen, ob sich der Typ wenigstens auch um das Innere kümmert. :ok: Dies scheint jedoch ein Blick gewesen zu sein, den sein Beifahrer etwas missverstanden zu haben schien. Der Civic rollte etwas zurück, da er an der schrägen Haltelinie knapp einen halben Meter vor mir stand. Dann ging es los. Während der Beifahrer weiterhin mein Auto begutachtet schaltet die Ampel für den kreuzenden - nicht vorhanden - Verkehr auf rot. Nun dauert es an dieser Ampel noch verhältnismäßig lange, bis sie für uns auf grün schaltet. Genug Zeit für den Civicfahrer seine "Muskeln" spielen zu lassen. Er lässt den Motor sekundenlang immer wieder aufheulen und spielt mit dem Gas.
Es ist natürlich klar, dass ich so ein Spiel nicht mitmache, sondern einfach normal an- und dann weiterfahre. Nun ist dies aber schon eine Stelle, an der man eh etwas zügiger unterwegs ist, sodass bei einem missverstandenen Blick wohl auch mein Fahrstil missverstanden werden könnte.
Wie auch immer. Vor uns ging es einige Meter geradeaus, ehe die zwei Spuren in einer langen, weiten Linkskurve abbiegen. Dahinter geht es noch ein paar Meter weiter, bis die linke Spur dann vor einer Brücke endet und erst hinter ihr wieder weitergeht. Noch knapp einhundert Meter weiter ist eine weitere - in der Regel rot geschaltete - Ampel, an der ich nach links abbiegen müsste. Die ganze Szenerie ist sehr übersichtlich. Die Spuren sind breit, es werden keine weiteren Straßen gekreuzt, stehen weder Bäume noch Häuser am Rand und es gibt auch keinen Bürgersteig, von dem regelmäßig Fußgänger kommen könnten. Halt so eine typische Straße, auf der man unbewusst schnell mal gute zehn - zwanzig Km/H schneller fährt, als man wirklich wahrnimmt. Gerade um diese Uhrzeit fährt da in der Regel jeder so um die siebzig Stundenkilometer.
Aber zurück zur Kreuzung:
Das gelbe Ampellicht leuchtet unter dem roten auf und ich setze mich - zügig wie immer - in Bewegung und beschleunige auch in einem für mich normalen, zügigen Maße. Der Typ im Civic steht nachdem ich ein paar Meter zurückgelegt hatte noch immer an der Ampel. Als ich - schwierig geschätzte - zwanzig oder dreißig Meter vor ihm bin, kommt er mit laut heulendem Motor hinter mir heran. Ich lege es natürlich nicht darauf an und lasse ihm die linke, innere Spur frei und er zieht gegen Ende der langen Linkskurve selbstverstänlich, ja fast schon endlich an mir vorbei und schert kurz vor der Brücke auf die rechte Spur herüber. Mit Vollgas geht es über die Brücke, an deren Ende er sich rechts einreiht, sodass ich mich - wie gewünscht - links zum Abbiegen einordnen kann. Während er mit 'ner Vollbremsung an der roten Ampel zum stehen kommt, rolle ich langsam heran und komme neben ihm an der nächtlich verwaisten Ampel zum Stehen.
Ich wollte es mir ja sparen, doch nachdem ich zeitweise befürchten musste, der Fahrer des Civic hätte einen epileptischen Anfall schaute ich doch mal herüber. Sein Beifahrer lachte sich schlapp, applaudierte und feierte wie wild im Wagen, während er seine Baseballkappe zurechtrückte und mich abwechselnd mit herausfordernden, herablassenden und triumphalen Gesten bedachte, als hätte er gerade 'nen Skyline, 911'er oder Supra stehen gelassen.
Es ist mir nicht klar, was in diesem Moment in seinem Kopf vor sich ging. Hey, vielleicht dachte er in seiner Fantasie ja tatsächlich, dass dem so war.
Die Realität hingegen sah (um mal zur Pointe zu kommen ;)) so aus, dass er sich dazu genötigt sah, sich tierisch darüber zu freuen, mit seinem "Ubercivic" einen 75PS "starken" Jazz überholt zu haben.
Was für ein Teufelskerl . . . da wundert man sich noch über 'nen schlechten Ruf . . .