Jim Thompson - Nothing More Than Murder
09.02.2017 um 23:18Dies ist ein früher Krimi (Proto-Noir) von Thompson aus dem Jahr 1947, der uns in die Welt einer Kleinstadt (Stoneville) führt.
Joe Wilmot, ein als Jugendlicher zu sieben Jahren Besserungsanstalt Verurteilter, heiratet die fünf Jahre ältere Elizabeth Barcley, um ihr ererbtes Kino als unabhängiges Unternehmen weiterführen zu können.
Doch eigentlich geht alles schief: das unabhängige Kino wird von einem Kinokettenbesitzer wirtschaftlich angegriffen, die Ehe funktioniert auch nicht so richtig und kracht, als eine Haushaltshilfe angestellt wird und Joe ein Verhältnis mit ihr beginnt.
Schließlich einigen sich alle drei auf einen Versicherungsbetrug: Elizabeth soll scheinbar in einem Feuer umkommen und die Lebensversicherungssumme (damals stattliche 25.000 Dollar) kassieren, Joe kann schauen, ob er aus dem Grundstück und Gebäude, was sein Erbteil wäre, noch was rausschlagen kann.
Der Plot: eine etwa 40-Jährige wird unter Chiffre als Haushaltshilfe angeheuert und verbrennt bei einem Garagenbrand bis zur Unerkenntlichkeit.
In einer Kleinstadt kann dies nicht gut gehen: der Versicherungssachverständige, der den Fall untersucht, kommt auf die verschwundene Frau drauf, verlangt eine Exhumierung und treibt Joe und dessen Freundin in die Enge. Sie begeht Selbstmord, Joe wird durch eine Finte enttarnt. Von Elizabeth erfahren wir nichts mehr.
Joes letzte Sätze:
They can't hang me. I'm already dead. I've been dead a long, long time.Thompson ist auch bei diesem frühen Roman schon auf der Höhe seiner Schaffenskraft (o.k. - er war schon 41) und widmet weite Strecken des Buches dem Kampf eines unabhängigen Kinobetreibers, der unter anderem Filme von Bergman zeigt, gegen die Gelüste eines reichen Mainstream-Kinokettenbesitzers, jegliche Konkurrenz auszuschalten. Der Mordplot beginnt erst bei der Hälfte des Romans durchzusickern.
Insgesamt eine sehr interessante Lektüre.