Mentaler Schutzschild.
07.05.2013 um 17:57So ein Schutzschild besitzen wir alle und benutzen es ständig ohne davon bewusst kenntniszunehmen.
In der Fachsprache spricht man von Psychologisches Immunsystem (PIS).
Es sind eine Menge kognitive Mechanismen, die einen Schutz vor der Erfahrung stark negativer Emotionen ermöglichen und basiert auf dem Ignorieren, Transformieren und Konstruieren von Informationen, die die Erträglichkeit des Status quo erhöhen und die Alternativen unattraktiver erscheinen lassen, als sie es tatsächlich sind.
PIS arbeitet nahezu vollständig unbewusst!
Also ein mentales Schutzschild beschützt uns vor Angriffen von außen. Die Angriffe, die es abwehrt, sind allerdings psychologischer Natur; Angst!
Angst hat viele Formen/Gesichter und ist ein menschliches Grundgefühl!
Ich werde nur zwei Ängste erst mal hier erwähnen:
Binnenangst bzw. neurotische Angst: Ängste wenn Triebansprüche überhand nehmen und
moralische Angst: Ängste wenn man Strafe vor Verletzungen von Regeln und/oder Tabus erwartet.
Typisch für Kinder ist die Angst bei Abwesenheit der sicherheitspendenden Person (meist die Mutter). Längere Abwesenheiten der vertrauten Person kann das Kind erst ertragen, wenn es ein inneres Bild dieser Person aufrechterhalten kann.
Dieses Verhalten kann man später (z.B. wenn wir Trauern), ein Bild des Verstorbenen innerlich aufrecht erhalten.
Und viele können das beim „Gott-Glaube“ erkennen. Abwesenheit des Gottes wird anhand alter Überlieferungen/Fremdvorstellungen, durch ein innerliches Bild, als „sicherheitsspendende Person/Macht“ aufrechterhalten.
Später dominiert die Angst davor, die Zuneigung der Eltern verlieren zu können. Diese Angst sorgt dafür dass wir die Forderungen der Eltern und die sozialen/religiösen Regeln verinnerlichen. Verstößt man gegen solche Regeln so entwickelt sich "Gewissensangst".
Auch dieses Verhalten lässt sich sehr gut auf religiösen Glauben übertragen. Angst die Zuneigung des Gottes zu verlieren sorgt auch dafür, dass viele Menschen irgendwelche Forderungen/Regeln, die man anerzogen bekommt, verinnerlichen.
Weil man auch das Hinterfragen dieser anerzogenen Regeln als Regelverstoß befürchtet, lässt man es meistens sein.
Wie man sehen kann, wir beginnen sehr früh schon unser mentales Schutzschild zu gebrauchen um eine negative emotionale Erfahrung (die Zuneigung der Eltern/Gott zu verlieren) zu verhindern.
Und wenn dieser Lernprozess mit falschen Werten/Forderungen/Regeln stattfindet, wird man es ein Leben lang auch falsch anwenden.
Wie einseitige Betrachtungsweise der Dinge, durch falsche Werte, verursachte Verzerrungen bei der „Wahrnehmung“ und Selbstmanipulation usw. usw.
Man entwickelt durch widersprüchliche Werten/Forderungen/Regeln eine ungesunde/übertriebene "Gewissensangst". Das wiederum kann das eigene Selbstbewusstsein verzerren, sprich: uns mental aus dem Gleichgewicht bringen.
Das wiederrum mit Fremdvorstellungen ins Gleichgewicht gebracht werde muss, und so schließt sich der Kreis.
Benutzung des „Glauben“ als mentales Schutzschild
Man sollte erst lesen wie und wodurch „Glaube an übernatürliche Wesen oder Mächte“ erst entstehen konnten: Ahnenkult – Geisterglaube (Blog von Keysibuna)
Auch bei der Entstehung war Angst Grundstein/Fundament für den Glauben an übernatürliche Wesen/Mächte, die man besänftigen musste, weil man sich fürchtete, durch Naturkatastrophen oder Seuchen, bestraft zu werden bzw. zu sterben.
Daraus entwickelte sich die sogenannten Apokalypse-Ängste mit dem man Menschen zu bestimmte Verhalten manipulieren konnte (später auch zu politischen Zwecken benutzt), die heute noch sehr erfolgreich funktionieren.
Also man förderte Ängste der Menschen mit fantastischen Geschichten über zornige Götter mit allen möglichen Mächten, damit der „Glaube“ als mentales Schutzschild gebraucht wird, und das wird heute noch so praktiziert.
Manipulationen durch Ängste funktionieren solange man als Mensch „lebt“ sehr gut, aber der Mensch ist nicht ewig am Leben, er muss irgendwann ausscheiden, also sterben.
Tod
Irreversibilität: Der Tod ist nicht mehr rückgängig zu machen
Nonfunktionalität: Der Tod bedeutet völligen Stillstand der Körperfunktionen
Universalität: Alle Lebewesen müssen einmal sterben
Kausalität: Die Ursachen des Todes sind biologisch
Mit diesen Gedanken (bewusst oder unbewusst) beginnen wir meistens uns mit dem Tod zu beschäftigen. Und genau jetzt fangen viele von uns an, unser mentales Schutzschild zu benutzen ohne es zu bemerken.
Viele beschwören gerade automatisch positive Assoziationen und Erinnerungen herauf, die den Schrecken kompensieren. Weil, ein endgültiges Ende für jeden einzelnen unerträglich ist. Man kann es sich nicht eingestehen, das alles was man jetzt in diesem Augenblick ist, schlagartig enden wird. Auch die Gedanken an die bereits verstorbenen lieben Menschen lassen es nicht zu, das wir uns eingestehen, das es mit dem Tod alles endet, weil man selbst, als lebendiger Mensch, sich an diese Verstorbenen erinnert, wie er lachte, oder auf seine Art was sagte oder machte usw. usw. Diese Erinnerungen sind teilweise so lebendig, das wir der Meinung sind sie würden weiter existieren.
Diese Erinnerungen können sich sogar verselbstständigen, in unseren Träumen oder in mental labilen Momenten, in denen wir diese Menschen sehr vermissen, ihre Nähe brauchen. Auch wenn uns selbst das im ersten Moment nicht bewusst ist, kann sich so eine Sehnsucht entwickeln. Wenn man eine Situation erlebt oder etwas wahrnimmt was mit dem Verstorbenen unbewusst in Verbindung gebracht wird.
Man kann auch diese Erinnerungen an kommende Generation weiter geben und diese fangen dann an sich selbst ein innerliches Bild erschaffen in dem diese Person, die sie selbst nicht kannten, als „sicherheitspendenden Person“ abgespeichert werden.
Deshalb ist es nicht besonders verwunderlich das manche Kleinkinder in manchen Situationen von unbekannter Opa/Oma die sie durch Erzählungen als eine „sicherheitspendenden Person“ erinnern und sich an dieser Person "erinnern", wenn die eigentliche „sicherheitspendenden Person“ nicht sofort reagiert.
Ein mentales Schutzschild kann durch einseitige Betrachtungsweise/Informationen bestehen, das dann in sich widersprüchlich ist, kann aber auch genau das Gegenteil bewirken, nämlich dafür sorgen das man Glaube/Aberglaube ohne zu hinterfragen fördern kann, sprich; die Ängste vermehren und intensivieren.
Dann ist man wieder gezwungen sich durch Eskapismus zu verhelfen.
Wikipedia: Angst
http://www.beratung-therapie.de/71-0-Angst.html