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LSD - Bombe der Psyche
20.05.2006 um 21:56Im April 1943 wurde eine Bombe entdeckt und getestet - jedoch handelte es sich dabei nicht etwa um die Atombombe, sondern um die große „Bombe der Psyche" dieses Jahrhunderts, LSD 25.
Als in jenem Monat der Schweizer Chemiker Albert Hofmann mit einem Derivat von Mutterkorn experimentierte - einem schwarzen Pilz, der auf Roggen wächst - fühlte er sich seltsam und ging nach Hause um sich hinzulegen. Was dann geschah, beschrieb er folgendermaßen: „Ich nahm fantastische Bilder von außergewöhnlicher Plastizität wahr. Diese wurden begleitet von einem intensiven kaleidoskopischen Farbenspiel."Hofmann nahm an, dass er wahrscheinlich eine winzige Menge der Substanz mit der er arbeitete absorbiert hatte.
Später kehrte er zum Labor zurück und nahm 250 Mikrogramm der Substanz ein, was dem zehnfachen einer wirksamen Dosis entspricht - Hofmann wusste dies jedoch noch nicht. Hofmann muss das Potential der Droge erkannt haben, als er zur psychiatrischen Klinik in Zürich ging und dem Psychiater Werner Stoll dort seine Erfahrungen beschrieb.
In seinem Selbstexperiment durchlebte LSD Pionier Albert Hofmann einen brisanten LSD Trip, den er wissenschaftlich dokumentierte.
Albert Hofmann: „Schon jetzt war mir klar, daß LSD die Ursache des merkwürdigen Erlebnisses vom vergangenen Freitag gewesen war, denn die Veränderungen der Empfindungen und des Erlebens waren von gleicher Art wie damals, nur viel tiefergehender. Ich konnte nur noch mit größter Anstrengung verständlich sprechen, und bat meine Laborantin, die über den Selbstversuch informiert war, mich nach Hause zu begleiten.
Schon auf dem Heimweg mit dem Fahrrad nahm mein Zustand bedrohliche Formen an. Alles in meinem Gesichtsfeld schwankte und war verzerrt wie in einem gekrümmten Spiegel. Auch hatte ich das Gefühl, mit dem Fahrrad nicht vom Fleck zu kommen. Indessen sagte mir später meine Assistentin, wir seien sehr schnell gefahren. Schließlich doch noch heil zu Hause angelangt, war ich gerade noch fähig, meine Begleiterin zu bitten, unseren Hausarzt anzurufen.
Meine Umgebung hatte sich nun in beängstigender Weise verwandelt. Alles im Raum drehte sich, und die vertrauten Gegenstände und Möbelstücke nahmen groteske, meist bedrohliche Formen an. Sie waren in dauernder Bewegung, wie belebt, wie von innerer Unruhe erfüllt. Die Nachbarsfrau ... erkannte ich kaum mehr. Das war nicht mehr Frau R., sondern eine bösartige heimtückische Hexe mit einer farbigen Fratze. Schlimmer als die Verwandlungen der Außenwelt ins Groteske waren die Veränderungen, die ich in mir selbst, an meinem innersten Wesen, verspürte.
Alle Anstrengungen meines Willens, den Zerfall der äußeren Welt und die Auflösung meines Ichs aufzuhalten, schienen vergeblich. Ein Dämon war in mich eingedrungen und hatte von meinem Körper, von meinen Sinnen und von meiner Seele Besitz ergriffen. Eine furchtbare Angst, wahnsinnig geworden zu sein, packte mich. Ich war in eine andere Welt geraten, in andere Räume, in eine andere Zeit. Lag ich im Sterben? War das der Übergang?
Der Höhepunkt meines verzweifelten Zustandes war bereits überschritten, als der Arzt eintraf. Meine Laborantin klärte ihn über meinen Selbstversuch auf, da ich selbst noch nicht fähig war, einen zusammenhängenden Satz zu formulieren. Nachdem ich ihn auf meinen vermeintlich vom Tode bedrohten körperlichen Zustand hinzuweisen versucht hatte, schüttelte er ratlos den Kopf, da er außer extrem weiten Pupillen keinerlei abnorme Symptome feststellen konnte. Puls, Blutdruck und Atmung waren normal.
Chemiker Albert Hofmann, der Entdecker von LSD.
Nachdem Hofmann die Schattenseite der Droge LSD am eigenen Leib gespürt hatte, wendete sich das Blatt doch noch zum positiven Erlebnis.
Langsam kam ich wieder aus einer unheimlich fremdartigen Welt zurück in die vertraute Alltagswirklichkeit. Der Schrecken wich allmählich und machte einem Gefühl des Glücks und der Dankbarkeit Platz, je mehr normales Fühlen und Denken zurückkehrte und die Gewißheit wuchs, daß ich der Gefahr des Wahnsinns endgültig entronnen war. Jetzt begann ich allmählich das unaufhörliche Farben- und Formenspiel zu genießen, das hinter meinen geschlossenen Augen andauerte. Es drangen sich ständig verändernde bunte kaleidoskopartige Formen und phantastische Gebilde auf mich ein, in Kreisen und Spiralen sich öffnend und wieder schließend, in Farbfontänen zersprühend, sich neu ordnend und kreuzend, in ständigem Fluß. Besonders merkwürdig war, wie alle akustischen Wahrnehmungen, etwa das Geräusch einer Türklinke oder eines vorbeifahrenden Autos, sich in optische Empfindungen verwandelten. Jeder Laut erzeugte in Form und Farbe entsprechendes, lebendig wechselndes Bild.
Erschöpft schlief ich dann ein und erwachte am nächsten Morgen erfrischt mit klarem Kopf, wenn auch körperlich noch etwas müde. Ein Gefühl von Wohlbehagen und neuem Leben durchströmte mich. Als ich später in den Garten hinaustrat, in dem nach einem Frühlingsregen nun die Sonne schien, glitzerte und glänzte alles in einem frischen Licht. Die Welt war wie neu erschaffen. Alle meine Sinne schwangen in einem Zustand höchster Empfindlichkeit, der noch den ganzen Tag anhielt.
Von großer Bedeutung erschien mir, daß ich mich an alle Einzelheiten des im LSD-Rausch Erlebten erinnern konnte. Auch war ich mir während der ganzen Dauer des Versuchs bewußt, im Experiment zu stehen, ohne daß ich allerdings aus der Erkenntnis meiner Lage heraus und bei allen Willensanstrengungen fähig gewesen wäre, die LSD-Welt zu verscheuchen. Was ich an LSD erstaunlich fand, war seine Eigenschaft, einen derart umfassenden Rauschzustand zu erzeugen, ohne einen Kater zu hinterlassen".
Werner Stoll war einer der ersten, der die Wirkung von LSD auf den Menschen untersuchte. Man stellte fest, dass LSD die mit abstand stärkste Droge war, die man jemals kannte - etwa 5000 mal intensiver, als das bekannte Meskalin und 150 mal stärker, als das später entdeckte Psilocybin (Zauberpilze).
Zuerst dachten die Forscher, dass die Droge beim Konsumenten eine zeitliche Psychose erzeugt. Deshalb wurde die Droge als psychotomimetic (psychosen-nachahmend) eingestuft. Diese Tatsache interessierte die Forscher ungemein, denn sie sahen die Möglichkeit mit der Droge einen besseren Einblick in die verwirrende Krankheit der Schizophrenie zu bekommen. Später wurde die Annahme, LSD verursache temporäre Psychosen, jedoch wieder fallen gelassen. Trotzdem wurde die Droge in den USA, Großbritannien, Europa und im mittleren Westen benutzt, um psychische Störungen zu behandeln.
In Groß Britannien waren die Psychater R. D. Laing, R. A. Sandison, und Joyce Martin dazu berechtigt die Droge an Patienten anzuwenden. Krankenhäuser, wie das Marlborough Day Hospital hatten eine aktive Sektion, die Patienten mit LSD behandelte.
Stanislav Grof wurde als einer der führenden Forscher auf dem Gebiet bekannt. Talbot schrieb über Grofs Arbeit: „Traumatische Erinnerungen, die Personen seit Jahren plagten, wurden ausgegraben und mit ihnen umgegangen. Manchmal wurden sogar ernsthafte Zustände, wie Schizophrenie geheilt. Am verblüffensten war jedoch, dass sich viele der Patienten schnell mit weitaus tieferen Gedanken auseinandersetzten die weit über ihre Krankheiten hinausgingen und nicht der westlichen Psychologie entstammten."
LSD hatte bisher unerreichte Effekte auf die Psyche und das Seelenleben einer Person. Zahlreiche medizinische Experimente wurden mit der Droge durchgeführt.
Obwohl Stolls Ergebnisse 1947 veröffentlicht wurden, erfuhr die Öffentlichkeit bis 1960 nur wenig Neues von der Droge und ihrer Wirkung auf den Menschen. Insgeheim wurden mit ihr jedoch teils fragwürdige und brisante Experimente veranstaltet, bei denen es nicht unbedingt um das Heilen von mentalen Krankheiten ging. So begann der CIA 1947 mit Versuchen an oft nichtsahnenden Personen. Man wollte herausfinden, in wie weit die Droge als Waffe im Krieg dienen könne. Durch die enorm hohe Wirksamkeit von LSD, könnten schon geringste Mengen im Wasserreservoir einer Stadt verheerende folgen haben.
Weitere Experimente folgten auf allen möglichen Gebieten. So diente LSD, nachdem man herausgefunden hatte, dass es keine unmittelbaren Schäden im Gehirn verursacht, als Hilfsmittel für religiöse und übersinnliche Erfahrungen. Andere wiederum sahen sich in ihrer Arbeit als Architekt oder Maschinenbauer beflügelt, bei der Kreativität und technische Problemlösung gefragt sind. John Lilley erkundete die Wirkungsweise der Droge, indem er sich in einen dunklen Kanister, einer Dunkelkammer, begab, in der er von jeglichen äußeren Einflüssen abgeschottet war.
Jedoch sollte die Bombe schon bald ihren Untergrund Status verlieren und die Menschen in den Straßen treffen, wie keine andere Bombe zuvor. Grof schrieb dazu: „Psychedelics sind zu einem Gegenstand allgemeinen Interesses geworden. Der Schwarzhandel mit LSD florierte. Schwarzmarkt LSD schien in allen Teilen des Landes und für alle Altersgruppen erhältlich. Selbst Experimente mit Psychedelics auf Universitäten waren alltäglich und viele große Städte hatten ihre eigenen Hippie Viertel mit ausgeprägten Drogen Subkulturen. Die Verluste und Unfälle der Droge machten immer mehr Schlagzeilen und nahezu täglich stieß man auf schaurige Berichte von psychotischen Zusammenbrüchen, Selbstverstümmelungen, Suiziden und angeblichen Morden unter dem Einfluss on LSD. Zur selben Zeit jedoch beeinflusste die psychedelische Bewegung zeitgemäße Kultur, Musik, Malerei, Poesie, Mode, Film, Theater und nahezu alle sozialen Aspekte der Gesellschaft."
Mit dem Auftauchen der Droge entwickelte sich die komplexeste und ausgeprägteste Subkultur der Zeit - die Hippies der 60er Jahre.
Das größte Aufsehen und den meisten Einfluss erregte jedoch die Hippie Bewegung gegen Ende der 60er. Sie idealisierte die gewaltfreie Anarchie, setzte sich für die Umwelt ein und lehnte des westlichen Materialismus ab. „Die Hippies bildeten eine politisch, direkte, anti-kriegerische und künstlerische Gegenkultur in Nordamerika und Europa. Ihre Droge inspirierte die Kreativität und beeinflusste die Musik zahlreicher Bands, wie Love (1965-71), the Grateful Dead , Jefferson Airplane (1965-74) und Pink Floyd."
Die Bombe war explodiert. Für viele Menschen sprengte sie geistige und emotionelle Grenzen, die sie zuvor als Teil der alltäglichen Realität akzeptiert hatten. Als ein Beispiel schrieb die Psychologin Constance Newland über ihre erste Erfahrung:„Ich durchlebte die Evolution - vom Urknall bis hin zu uranfänglichen Welten, in denen ich ein Reptil, ein Vogel, ein Tier war. Ich stand auf und ging zu einem Spiegel. Ich sah mich selbst und mein Gesicht als das eines Affens und gleichzeitig als Herrscher der Welt. Die Zeit schien komplett kollabiert zu sein und ein starkes Gefühl durchströmte mein Inneres, als ob alles was jemals geschah und jemals geschehen wird in diesem Moment geschieht."
Für einige hingegen offenbarte LSD einen unerwarteten Eintritt in eine Welt der Furcht und enthüllte zuvor versteckte oder unterdrückte Ängste und psychische Probleme. Ob heilende Erfahrung, kreativer Anstoß oder Falltür zur Angst - LSD spielte zweifelsohne eine große Rolle in den enormen sozialen, künstlerischen und sexuellen Veränderungen der 60er Jahre.
Obwohl LSD nicht als suchtpotenzielle Droge eingestuft wird, nahm sie bald den Status einer sozialen Droge ein, ähnlich wie Alkohol und war zudem Vorgänger für harte Drogen, wie Heroin. Auch heute noch ist LSD illegal und auch heute noch wirft der Umgang mit der Droge viel Kritik und Fragen auf, die gerade im Hinblick auf den sozialen Umgang mit Alkohol in vielerlei Hinsicht berichtigt sind.
Als in jenem Monat der Schweizer Chemiker Albert Hofmann mit einem Derivat von Mutterkorn experimentierte - einem schwarzen Pilz, der auf Roggen wächst - fühlte er sich seltsam und ging nach Hause um sich hinzulegen. Was dann geschah, beschrieb er folgendermaßen: „Ich nahm fantastische Bilder von außergewöhnlicher Plastizität wahr. Diese wurden begleitet von einem intensiven kaleidoskopischen Farbenspiel."Hofmann nahm an, dass er wahrscheinlich eine winzige Menge der Substanz mit der er arbeitete absorbiert hatte.
Später kehrte er zum Labor zurück und nahm 250 Mikrogramm der Substanz ein, was dem zehnfachen einer wirksamen Dosis entspricht - Hofmann wusste dies jedoch noch nicht. Hofmann muss das Potential der Droge erkannt haben, als er zur psychiatrischen Klinik in Zürich ging und dem Psychiater Werner Stoll dort seine Erfahrungen beschrieb.
In seinem Selbstexperiment durchlebte LSD Pionier Albert Hofmann einen brisanten LSD Trip, den er wissenschaftlich dokumentierte.
Albert Hofmann: „Schon jetzt war mir klar, daß LSD die Ursache des merkwürdigen Erlebnisses vom vergangenen Freitag gewesen war, denn die Veränderungen der Empfindungen und des Erlebens waren von gleicher Art wie damals, nur viel tiefergehender. Ich konnte nur noch mit größter Anstrengung verständlich sprechen, und bat meine Laborantin, die über den Selbstversuch informiert war, mich nach Hause zu begleiten.
Schon auf dem Heimweg mit dem Fahrrad nahm mein Zustand bedrohliche Formen an. Alles in meinem Gesichtsfeld schwankte und war verzerrt wie in einem gekrümmten Spiegel. Auch hatte ich das Gefühl, mit dem Fahrrad nicht vom Fleck zu kommen. Indessen sagte mir später meine Assistentin, wir seien sehr schnell gefahren. Schließlich doch noch heil zu Hause angelangt, war ich gerade noch fähig, meine Begleiterin zu bitten, unseren Hausarzt anzurufen.
Meine Umgebung hatte sich nun in beängstigender Weise verwandelt. Alles im Raum drehte sich, und die vertrauten Gegenstände und Möbelstücke nahmen groteske, meist bedrohliche Formen an. Sie waren in dauernder Bewegung, wie belebt, wie von innerer Unruhe erfüllt. Die Nachbarsfrau ... erkannte ich kaum mehr. Das war nicht mehr Frau R., sondern eine bösartige heimtückische Hexe mit einer farbigen Fratze. Schlimmer als die Verwandlungen der Außenwelt ins Groteske waren die Veränderungen, die ich in mir selbst, an meinem innersten Wesen, verspürte.
Alle Anstrengungen meines Willens, den Zerfall der äußeren Welt und die Auflösung meines Ichs aufzuhalten, schienen vergeblich. Ein Dämon war in mich eingedrungen und hatte von meinem Körper, von meinen Sinnen und von meiner Seele Besitz ergriffen. Eine furchtbare Angst, wahnsinnig geworden zu sein, packte mich. Ich war in eine andere Welt geraten, in andere Räume, in eine andere Zeit. Lag ich im Sterben? War das der Übergang?
Der Höhepunkt meines verzweifelten Zustandes war bereits überschritten, als der Arzt eintraf. Meine Laborantin klärte ihn über meinen Selbstversuch auf, da ich selbst noch nicht fähig war, einen zusammenhängenden Satz zu formulieren. Nachdem ich ihn auf meinen vermeintlich vom Tode bedrohten körperlichen Zustand hinzuweisen versucht hatte, schüttelte er ratlos den Kopf, da er außer extrem weiten Pupillen keinerlei abnorme Symptome feststellen konnte. Puls, Blutdruck und Atmung waren normal.
Chemiker Albert Hofmann, der Entdecker von LSD.
Nachdem Hofmann die Schattenseite der Droge LSD am eigenen Leib gespürt hatte, wendete sich das Blatt doch noch zum positiven Erlebnis.
Langsam kam ich wieder aus einer unheimlich fremdartigen Welt zurück in die vertraute Alltagswirklichkeit. Der Schrecken wich allmählich und machte einem Gefühl des Glücks und der Dankbarkeit Platz, je mehr normales Fühlen und Denken zurückkehrte und die Gewißheit wuchs, daß ich der Gefahr des Wahnsinns endgültig entronnen war. Jetzt begann ich allmählich das unaufhörliche Farben- und Formenspiel zu genießen, das hinter meinen geschlossenen Augen andauerte. Es drangen sich ständig verändernde bunte kaleidoskopartige Formen und phantastische Gebilde auf mich ein, in Kreisen und Spiralen sich öffnend und wieder schließend, in Farbfontänen zersprühend, sich neu ordnend und kreuzend, in ständigem Fluß. Besonders merkwürdig war, wie alle akustischen Wahrnehmungen, etwa das Geräusch einer Türklinke oder eines vorbeifahrenden Autos, sich in optische Empfindungen verwandelten. Jeder Laut erzeugte in Form und Farbe entsprechendes, lebendig wechselndes Bild.
Erschöpft schlief ich dann ein und erwachte am nächsten Morgen erfrischt mit klarem Kopf, wenn auch körperlich noch etwas müde. Ein Gefühl von Wohlbehagen und neuem Leben durchströmte mich. Als ich später in den Garten hinaustrat, in dem nach einem Frühlingsregen nun die Sonne schien, glitzerte und glänzte alles in einem frischen Licht. Die Welt war wie neu erschaffen. Alle meine Sinne schwangen in einem Zustand höchster Empfindlichkeit, der noch den ganzen Tag anhielt.
Von großer Bedeutung erschien mir, daß ich mich an alle Einzelheiten des im LSD-Rausch Erlebten erinnern konnte. Auch war ich mir während der ganzen Dauer des Versuchs bewußt, im Experiment zu stehen, ohne daß ich allerdings aus der Erkenntnis meiner Lage heraus und bei allen Willensanstrengungen fähig gewesen wäre, die LSD-Welt zu verscheuchen. Was ich an LSD erstaunlich fand, war seine Eigenschaft, einen derart umfassenden Rauschzustand zu erzeugen, ohne einen Kater zu hinterlassen".
Werner Stoll war einer der ersten, der die Wirkung von LSD auf den Menschen untersuchte. Man stellte fest, dass LSD die mit abstand stärkste Droge war, die man jemals kannte - etwa 5000 mal intensiver, als das bekannte Meskalin und 150 mal stärker, als das später entdeckte Psilocybin (Zauberpilze).
Zuerst dachten die Forscher, dass die Droge beim Konsumenten eine zeitliche Psychose erzeugt. Deshalb wurde die Droge als psychotomimetic (psychosen-nachahmend) eingestuft. Diese Tatsache interessierte die Forscher ungemein, denn sie sahen die Möglichkeit mit der Droge einen besseren Einblick in die verwirrende Krankheit der Schizophrenie zu bekommen. Später wurde die Annahme, LSD verursache temporäre Psychosen, jedoch wieder fallen gelassen. Trotzdem wurde die Droge in den USA, Großbritannien, Europa und im mittleren Westen benutzt, um psychische Störungen zu behandeln.
In Groß Britannien waren die Psychater R. D. Laing, R. A. Sandison, und Joyce Martin dazu berechtigt die Droge an Patienten anzuwenden. Krankenhäuser, wie das Marlborough Day Hospital hatten eine aktive Sektion, die Patienten mit LSD behandelte.
Stanislav Grof wurde als einer der führenden Forscher auf dem Gebiet bekannt. Talbot schrieb über Grofs Arbeit: „Traumatische Erinnerungen, die Personen seit Jahren plagten, wurden ausgegraben und mit ihnen umgegangen. Manchmal wurden sogar ernsthafte Zustände, wie Schizophrenie geheilt. Am verblüffensten war jedoch, dass sich viele der Patienten schnell mit weitaus tieferen Gedanken auseinandersetzten die weit über ihre Krankheiten hinausgingen und nicht der westlichen Psychologie entstammten."
LSD hatte bisher unerreichte Effekte auf die Psyche und das Seelenleben einer Person. Zahlreiche medizinische Experimente wurden mit der Droge durchgeführt.
Obwohl Stolls Ergebnisse 1947 veröffentlicht wurden, erfuhr die Öffentlichkeit bis 1960 nur wenig Neues von der Droge und ihrer Wirkung auf den Menschen. Insgeheim wurden mit ihr jedoch teils fragwürdige und brisante Experimente veranstaltet, bei denen es nicht unbedingt um das Heilen von mentalen Krankheiten ging. So begann der CIA 1947 mit Versuchen an oft nichtsahnenden Personen. Man wollte herausfinden, in wie weit die Droge als Waffe im Krieg dienen könne. Durch die enorm hohe Wirksamkeit von LSD, könnten schon geringste Mengen im Wasserreservoir einer Stadt verheerende folgen haben.
Weitere Experimente folgten auf allen möglichen Gebieten. So diente LSD, nachdem man herausgefunden hatte, dass es keine unmittelbaren Schäden im Gehirn verursacht, als Hilfsmittel für religiöse und übersinnliche Erfahrungen. Andere wiederum sahen sich in ihrer Arbeit als Architekt oder Maschinenbauer beflügelt, bei der Kreativität und technische Problemlösung gefragt sind. John Lilley erkundete die Wirkungsweise der Droge, indem er sich in einen dunklen Kanister, einer Dunkelkammer, begab, in der er von jeglichen äußeren Einflüssen abgeschottet war.
Jedoch sollte die Bombe schon bald ihren Untergrund Status verlieren und die Menschen in den Straßen treffen, wie keine andere Bombe zuvor. Grof schrieb dazu: „Psychedelics sind zu einem Gegenstand allgemeinen Interesses geworden. Der Schwarzhandel mit LSD florierte. Schwarzmarkt LSD schien in allen Teilen des Landes und für alle Altersgruppen erhältlich. Selbst Experimente mit Psychedelics auf Universitäten waren alltäglich und viele große Städte hatten ihre eigenen Hippie Viertel mit ausgeprägten Drogen Subkulturen. Die Verluste und Unfälle der Droge machten immer mehr Schlagzeilen und nahezu täglich stieß man auf schaurige Berichte von psychotischen Zusammenbrüchen, Selbstverstümmelungen, Suiziden und angeblichen Morden unter dem Einfluss on LSD. Zur selben Zeit jedoch beeinflusste die psychedelische Bewegung zeitgemäße Kultur, Musik, Malerei, Poesie, Mode, Film, Theater und nahezu alle sozialen Aspekte der Gesellschaft."
Mit dem Auftauchen der Droge entwickelte sich die komplexeste und ausgeprägteste Subkultur der Zeit - die Hippies der 60er Jahre.
Das größte Aufsehen und den meisten Einfluss erregte jedoch die Hippie Bewegung gegen Ende der 60er. Sie idealisierte die gewaltfreie Anarchie, setzte sich für die Umwelt ein und lehnte des westlichen Materialismus ab. „Die Hippies bildeten eine politisch, direkte, anti-kriegerische und künstlerische Gegenkultur in Nordamerika und Europa. Ihre Droge inspirierte die Kreativität und beeinflusste die Musik zahlreicher Bands, wie Love (1965-71), the Grateful Dead , Jefferson Airplane (1965-74) und Pink Floyd."
Die Bombe war explodiert. Für viele Menschen sprengte sie geistige und emotionelle Grenzen, die sie zuvor als Teil der alltäglichen Realität akzeptiert hatten. Als ein Beispiel schrieb die Psychologin Constance Newland über ihre erste Erfahrung:„Ich durchlebte die Evolution - vom Urknall bis hin zu uranfänglichen Welten, in denen ich ein Reptil, ein Vogel, ein Tier war. Ich stand auf und ging zu einem Spiegel. Ich sah mich selbst und mein Gesicht als das eines Affens und gleichzeitig als Herrscher der Welt. Die Zeit schien komplett kollabiert zu sein und ein starkes Gefühl durchströmte mein Inneres, als ob alles was jemals geschah und jemals geschehen wird in diesem Moment geschieht."
Für einige hingegen offenbarte LSD einen unerwarteten Eintritt in eine Welt der Furcht und enthüllte zuvor versteckte oder unterdrückte Ängste und psychische Probleme. Ob heilende Erfahrung, kreativer Anstoß oder Falltür zur Angst - LSD spielte zweifelsohne eine große Rolle in den enormen sozialen, künstlerischen und sexuellen Veränderungen der 60er Jahre.
Obwohl LSD nicht als suchtpotenzielle Droge eingestuft wird, nahm sie bald den Status einer sozialen Droge ein, ähnlich wie Alkohol und war zudem Vorgänger für harte Drogen, wie Heroin. Auch heute noch ist LSD illegal und auch heute noch wirft der Umgang mit der Droge viel Kritik und Fragen auf, die gerade im Hinblick auf den sozialen Umgang mit Alkohol in vielerlei Hinsicht berichtigt sind.