Kohlhaas schrieb:Das gilt aber nicht uneingeschränkt. Ich weiß von dem Sohn eines Kollegen, der sich für die duale Ausbildung bei VW (Technik und Management mit Bachelor und Master) interessiert hat, dass bei VW pro Jahr 12 Ausbildungsplätze dafür zur Verfügung stehen, dass es aber jährlich nach wie vor eine vierstellige Zahl von Bewerbern gibt.
Bei den großen Unternehmen ziehen noch der Name bzw. der Ruf. Man verbindet etwas mit dem Unternehmen, man kann vorab schon erahnen, was man dort für Zukunftsperspektiven hat, usw. Das bedeutet natürlich nicht, dass man die in einem kleineren Unternehmen nicht hat, aber die Vorteile eines solchen AG liegen halt nicht so offensichtlich auf der Hand.
Das führt dann mitunter kurioserweise dazu, dass kleinere Unternehmen dann teilweise gar keine Auszubildenden mehr finden, während Menschen, die sich nur bei größeren Unternehmen beworben haben, gleichzeitig keinen Ausbildungsplatz finden.
Zu was ein Aussetzen von Vorstellungsgesprächen führen kann, habe ich indes bereits selbst erlebt. Ich habe mich vor Jahren auf einen Platz für die Erzieherausbildung beworben und wurde an einer der Schulen, an die ich meine Bewerbung geschickt hatte, angenommen. Ganz ohne Vorstellungsgespräch. Stattdessen war der Schule wichtig, dass das an sie gerichtete Anschreiben handschriftlich mit Füller zu erfolgen hatte.
Letztendlich habe ich die Ausbildung abgebrochen. Ich wäre definitiv nicht glücklich damit geworden, mein komplettes Arbeitsleben als Erzieherin zu arbeiten. Neben mir gab es aber auch einige andere, bei denen die Qualifikationen für die Ausbildung zwar gestimmt haben, es aber abzusehen war, dass sie diesen Job aus persönlichen Gründen nicht auf Dauer ausüben können. Oder die aufgrund ihrer Persönlichkeit eher nicht dazu geeignet waren, Kinder zu erziehen. Ein Vorstellungsgespräch hätte einen Teil dieser Menschen sicherlich bereits vorab ausgesiebt. So passiert das erst mit dem eigentlichen Eintritt ins Berufsleben. Oder aufgrund des Fachkräftemangels auch gar nicht, weil man vielleicht lieber jemanden mit einem ungeeigneten Charakter einstellt als die Stelle unbesetzt lassen zu müssen.
Zumal man Vorstellungsgespräche auch bei einer größeren Anzahl an zu besetzenden Stellen durchführen kann. Ich habe mich ebenfalls vor Jahren für die Ausbildung zur Förderlehrerin beworben. Auch hier müssen jedes Jahr gleichzeitig mehrere Klassen mit Auszubildenden gefüllt werden. Das sind zwar bei weitem keine 500, aber der Pool an Bewerbern, die es bis zum Gespräch und den Einstellungstests schaffen, ist doch relativ groß.
Auch bei mir gab es einen schriftlichen Test, um zu überprüfen, wie es um die Kenntnisse in Deutsch, Mathe, etc steht. Dort wurde bereits ausgesiebt, sodass nur noch ein Teil der Bewerber zur zweiten Runde eingeladen wurde. Die war zweigeteilt. Im ersten Teil gab es Vorstellungsgespräche, allerdings ist man in die nicht einzeln gegangen, sondern mit jeweils drei Mitbewerbern. Das ist dann zwar nicht so persönlich wie in einem Einzelgespräch, verrät aber immerhin ein bisschen was über die Bewerber. In der zweiten Runde wurde man dann in Gruppen von, ich glaube, so ca. 10 Leuten eingeteilt und musste gemeinschaftlich eine mathematische Logikaufgabe lösen. Wobei es da halt auch nur zum Teil um Mathe ging, sondern darum, wie man selbst als Teil eines solch spontan zusammengewürfelten Teams agiert.