sacredheart schrieb:Wenn gerade ein kleineres Unternhemen einen Azubi einstellt, besonders wenn sie dann nur den einen haben, sehe ich das etwas anders.
Mit der Beschäftigung eines Azubi geht man viele formale Verpflichtungen ein, wie zB Berücksichtigung von Berufsschule, Berufsschulferien, Berichte schreiben etc. Auch gegenüber dem jungen Menschen geht man imho eine besondere Verpflichtung ein, nämlich ihm einen guten Start ins Berufsleben zu ermöglichen. Ich empfinde das jeweils als große Verantwortung, weil es natürlich kein Arbeitsverhältnis auf Augenhöhe ist und viel Vorsicht erfordert.
Und der kann man nur gerecht werden, wenn bestimmte Grundlagen erfüllt sind.
Daher immer mit Vorstellungsgespräch. Kommt sie pünktlich oder überhaupt zum Termin? Kann sie sich einige Augenblicke vom Smartphone abwenden? Spricht sie mit uns? Zeigt sich irgendein Interesse?
Denn besser eine andere Ausbildung, als die falsche Ausbildung, die den Weg ins Arbeitsleben verleidet.
Sehe ich bei kleinen Betrieben ein. Es ist da natürlich für mich grundlegend ein Dilemma zwischen zwei wichtigen Dingen:
1) Haben alle Bewerber, die die Anforderungen erfüllen, eine Chance auf den Arbeitsplatz, frei von Sympathie?
2) Können unternehmen verhindern, dass ei Mitarbeiter, der gar nicht reinpasst, das Betriebsklima stört.
Beides sind legitime Anliegen, die sich teilweise widersprechen. Ich möchte nicht, dass ein Frisör jemanden ausbilden muss, der vom ersten Tag an zwar nichts grob falsch macht, aber bei dem direkt auffällt, dass er mit einer Null Bock Haltung reingeht und zujedem Handschlag gegängelt werden muss.
Ich möchte aber auch nicht, dass Betriebe einfach "Beuteschemata" entwickeln können, bei denen nur die den Job bekommen können, die bestimmten Vorstellungen des Personalers entsprechen, obwohl auch andere Kandidaten die Anforderungen erfüllen.
Grundsätzlich gibt es ja eine Probezeit, in der man Leute rauskegeln kann. Da diese existiert, kann man ja durchaus relativ schnell jemanden loswerden, der nicht reinpasst. Ich glaube nicht, dass man in Vorstellungsgesprächen wirklich viel über die Person erfährt heutzutage. Ob einer pünktlich zur Arbeit kommen wird, weiß ich erst, wenn er ein paar Arbeitstage hatte. Ob ich einer anstrengt auch. Klar gibt es kandidaten, die schon beim Vorstellungsgespräch Mist bauen, aber umgekehrt gibt es eben auch Bewerber, die beim Vorstellungsgespräch aussortiert werden, obwohl sie fleißig und kompetent wären, ganz einfach weil sie vermeintlich nicht dem Entsprechen, was der Personaler vom Typ her will.
Sowas finde ich bei kleinen Betrieben okay. Ich kenne ein Kino, in dem jemand in der Probezeit zwar nichts falsch gemacht hat, aber es offensichtlich wurde, dass er rechtsextremistische Gesinnung hat und das auch in subtilen Bemerkungen ab und an fallen ließ. Der muss nicht in einem kleinen Kino mit 10 Mitarbeitern arbeiten dürfen, die das alle sehr gestört hat.
Sowas finde ich weniger okay, wenn es um große Unternehmen oder den öffentlichen Dienst geht, wo es sowieso ( je nachdem) eher unpersönlich zugeht.
Klar, auch da ist es nicht toll, wenn dann der Bewerber am ersten Tag zu spät und ungeduscht auftaucht. Aber da ist eben wirklich die Frage, wie oft das vorkommt und wie oft im vergleich bewerber, die der personaler gut fand, ich das mogelpackung entpuppen.