Mindslaver schrieb:Das Leben ist langweilig!
Ich empfinde es so, dass das Leben einfach langweilig ist.
Es ist doch so:
Wir erlernen einen Beruf oder studieren, um dann einen Job zu machen, denn wir, idealerweise, lebenslang machen, oder zumindest für einen größeren Lebensabschnitt.
Dabei stellt sich immer eine Routine ein. Aufstehen, Morgenrituale, Arbeit, Abendrituale, und dann "repeat as everyday".
Und das 40 Jahre lang. Wie hält man sowas nur aus?
Es ist immer das gleiche, alles vorhersehbar, alles getaktet, das Leben ist durchzogen von einem unsichtbaren Stundenplan.
Als ich damals als Zwölfjähriger in einem Jugendcamp war, habe ich mich sehr wohl gefühlt. Jeden Tag gab es neue Herausforderungen. Klettern, Kanufahren, Wandern, Radtour, Bogenschießen...
Jeder Tag brachte etwas neues, dass es zu bewältigen gibt.
Wie geht man mit der Eintönigkeit des Lebens um?
Wer sagt denn, dass das Leben so sein muss?
Man selbst hat sein Leben ja in der Hand.
Es kann jeder für sich selbst entscheiden, ob er einen Beruf erlernen oder studieren oder
sich lieber selbstständig machen und verreisen oder sonst etwas will.
Niemand muss einen Job "lebenslang" ausführen. Das ist in der heutigen Zeit schon längt nicht
mehr üblich.
Die Idee, dass man sich in etwas ausbilden lässt und es das Leben lang macht, ist altmodisch.
Man kann verschiedene Jobs ausüben, umziehen, im Ausland arbeiten, Remote arbeiten.
Digitaler Nomade sein. Selbstständigkeit. Kann sich später noch einmal weiterbilden,
umschulen, noch einmal studieren. Etwas anderes machen.
Alles möglich.
Man muss seinen Tag oder sein Leben auch nicht strukturieren.
Morgenrituale und Abendrituale habe ich auch nicht so wirklich.
Der Punkt ist aber: Es hat sich oft bewährt, dass es so besser läuft.
Man muss Struktur und Vorgaben ja nicht immer als etwas "Negatives" sehen.
Oft genug bildet dieses eben eine Grundlage für ein produktives oder gesundes
Leben, das nicht aus den Fugen gerät.
Natürlich kann man die Schule/Ausbildung/Studium abbrechen und in den Tag hinein leben
und die ganze Zeit feiern und jeden Tag etwas Neues machen, aber oft gerät dann
bei genau diesen Leuten das Leben aus den Fugen oder sie werden depressiv
und wünschen sich dann, dass sie doch etwas strukturierter gelebt hätten.
Man kann im Leben natürlich alles versuchen und riskieren, aber wie "riskieren" schon
besagt, ist dieses immer mit einem Risiko verbunden. Jeder kann sich selbstständig machen,
aber wenn er es nicht klug anstellt, dann steht man vor einem Berg voll Schulden.
Jeder kann versuchen ein Künstler zu werden, aber wenn man nicht erfolgreich wird,
dann ist die Frage, wie man das Leben finanziert.
Es hat sich also "bewährt" zumindest so gut es geht den "gradlinigen" Weg zu gehen.
Zu früheren Zeiten hatten wir noch viel weniger Freiheiten und Möglichkeiten.
Männer wurden meistens das, was der Vater war. Oder Soldaten.
Frauen wurden Mütter und Hausfrauen. Den Partner lernte man früh kennen
und heiratete sehr jung und blieb meistens ewig zusammen.
Die Tage waren noch viel durchgeplanter und strukturierter.
Reisen oder viel Freizeit und Faulenzerei war nicht drin (außer man war sehr reich).
Viele haben kaum das Haus oder ihre Straße verlassen. Alles außerhalb des eigenen
Dorfes oder der eigenen Stadt war "exotisch".
Ich glaube in unserer heutigen Zeit und vor allem sogar neuerdings durch Social Media
werden uns alle Optionen und Möglichkeiten bewusst und wir sind deshalb nicht zufrieden.
Allein die Partnersuche bietet online extrem viele Optionen und trotzdem sind viele allein,
weil sie sich nicht "festlegen" wollen. Wir haben so viele Möglichkeiten und Freiheiten
bezogen auf unsere Bildung und Jobwahl und trotzdem sind viele nicht zufrieden, denn
man könnte ja noch immer einen höheren Abschluss oder eine besser Position erlangen.
Wir leben bereits in einer Spaßgesellschaft und trotzdem wollen wir immer mehr und
immer Extremeres und Neues erleben.
Es gibt das buddhistische Sprichwort:
Vor der Erleuchtung: Holz hacken und Wasser tragen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken und Wasser tragen.