Seit mein Papa vor 4 Jahren verstorben ist, schreibe ich ihm jedes Jahr zu seinem Todestag einen Brief mit allem, was mir gerade so einfällt. Mit meinen Gedanken und meinen Gefühlen. Eben alles, was ich sonst mit ihm geteilt hätte. So habe ich das Gefühl, ihm ein Stückchen näher zu sein. Denn seit er nicht mehr da ist, fehlt ein großer Teil in meinem Leben. Für mich war er, bis zur Geburt meiner Tochter, die Nummer 1. Nie gab es jemand, der mir wichtiger war, der mich besser verstand als er, der mir loyaler zur Seite stand als er, für den ich mehr Liebe empfand.
Umso schlimmer war es für mich als Kind, wo ich leider so einiges negative anhören musste, da er knapp 19 Jahre älter war, als meine Mutter. Andere Kinder waren da oft sehr gehässig und verletzend. Aber für mich war er der perfekte Papa. :lv:
Und ich lasse euch hier dieses Jahr an meinem Brief teilhaben.






Lieber Paps,
das letzte Jahr war lang und nervenaufreibend. Ich habe wieder mal so einige Fehler begangen, aber hey; wer wäre ich ohne meine Fehlerchen? Und ab und an sind sie ja auch ganz amüsant, zumindest die, wo mein Gehirn einfach abschaltet. ^^ Trotzdem hätte ich dich das ein oder andere mal gerne um Rat gefragt. Ja, natürlich hätte ich es dennoch wieder anders durchgezogen, wer erwartet da auch was anderes von mir? :D Aber allein das Gespräch mit dir, hätte mich in meinem Irrsinn bestätigt.
Aber so ein paar Dinge waren auch durchaus positiv, auch wenn sie nicht immer auf den ersten Blick erkennbar sind. Aber wir beide wissen ja, ich nehme lieber den komplizierteren Weg, als mal direkt von A mach B zu gelangen.

Nun, wo fange ich am besten an? Bei meiner Gesundheit am besten, das ist schnell vom Tisch. Ich hatte wieder 2x Corona und hatte einige Wochen danach noch mit zu tun, aber allmählich pendelt sich das wieder ein. Um Haaresbreite hätte ich dadurch fast Weihnachten verpasst, Mama wäre am Boden gewesen. Aber es hatte auch ein Gutes, so musste ich mal nichts vorbereiten, es haben alle freiwillig darauf verzichtet, eventuell ein paar Viren abzubekommen. Kam mir also gelegen. :D Beruflich bin ich dadurch leider etwas in Verzug gekommen und bin noch dabei, alles aufzuarbeiten. Aber das wird schon. Faul rumliegen passt eh nicht zu mir, so mache ich da derzeit immer noch abends ein wenig. Und da ich direkt ins berufliche gesprungen bin, mache ich da weiter. Seit Sommer habe ich die vertretende Leitung fest übernommen. Ich bin so happy darüber und meiner Chefin unendlich dankbar, dass ich diese Aufgabe übernehmen darf. Weißt du noch, als Mama so an meiner beruflichen Umorientierung zweifelte und du mit ihr geschimpft hast, sie solle mich machen lassen? Es war der Richtige Weg. :)

Mama geht es gut. Das ganze Haus ist mittlerweile voller Pflanzen. Sie versucht mir manchmal eine anzudrehen, aber ein Überleben ist ja bei mir aussichtslos. Aussortieren könnte sie dennoch mal. Zu Weihnachten haben wir ihr eine Kreuzfahrt für den Sommer geschenkt. Darauf freut sie sich schon und würde uns am liebsten alle mitnehmen. Aber die Zeit für sich, ganz ohne uns Stresskommando, wird ihr gut tun. :)
Nur wenn sie von dir spricht, kommen ihr noch immer die Tränen. Es schmerzt, sie so zu sehen.
Luca geht es auch gut. Seine Freundin ist im Herbst zu ihm gezogen, die beiden waren beim renovieren echt besser als jeder Hollywood-Film. Ihr Arbeitszimmer funkelt nun in, ich glaube es sind 5, verschiedenen Farben. Herrje. :D
Unsere Streiche nehmen weiter kein Ende, nur so langsam gehen mir die Ideen aus. Du wüsstest sicher so einiges. ^^

Nun zu deiner kleinen Enkelin. Sie hat das erste Mal genullt, sie ist nun 10. Und meine Güte. Wie kann ein so kleines Wesen einem so den letzten Nerv rauben und dabei dennoch Zuckersüß sein? Wenn ich in ihre Grau-Blauen Augen sehe, sehe ich die deinen. Als würdest du uns durch sie betrachten. So bist du immer irgendwie da.
Sie interessiert sich seit einigen Monaten für allerhand Wissenschaftliche Dinge. Sie stellt mir Fragen und ich stehe da und verstehe sie nicht mal. Das hat sie definitiv nicht von mir! Aktuell lese ich mit ihr zusammen "Gedanken erschaffen Realität". Frag nicht, ich checke es eh nicht, sie anscheinend schon, denn sie versucht es doch tatsächlich, mir zu erklären. :palm:
Für den Schulwechsel im Sommer, habe ich mich für das private Gymnasium entschieden. Da sind die Bedingungen und vor allem die Möglichkeiten für sie, einfach besser. Mein kleines Mädchen wird allmählich groß. :lv:
Ich bin mir ziemlich sicher, dass du stolz auf sie wärst.
Etwas, was dich wohl nicht so erfreuen wird. Ich lebe jetzt mit ihr allein. Jap, man könnte sagen, ich hab es so ziemlich versaut, also ich denke zumindest, dass es hauptsächlich an mir lag. Aber wir kommen wunderbar klar und haben uns super eingespielt. :)

Mhm, was war sonst noch? Wir haben mehrere kleine Ausflüge gemacht, die Kleine liebt Kirmes und alles was in die Höhe geht. Und klar, wer musste da überall mit rein? Ich, ausgerecht ich Schisser. >.>
Der Sommerurlaub ging nach Spanien. Die Kleine hab ich da mit auf den Jet Ski genommen. Mama hat n halben Herzinfarkt bekommen, als ich es ihr erzählte. Aber kennst sie ja, wie damals, als du mich auf dem Moped mitgenommen hast.
Dieses Jahr muss dann auch leider ein neues Auto her. Mein altes hat langsam ausgedient. So gerne würde ich da mit dir gemeinsam durch die Autohäuser schlendern.
Mein Drang wegzuziehen, ist nach wie vor da. Ich kann gar nicht genau sagen warum, aber ich sehe mich hier nicht auf ewig.
Ansonsten, ich schreibe wieder intensiver. Ich bin gerne mit meinen Gedanken allein und lasse ihnen freien Lauf. Auch einige Gedichte sind darunter.
Die Kleine schaut hin und wieder gerne beim Nähen zu, hat auch schon Kleinigkeiten selbst genäht. Also nicht nur das Köpfchen wird gefordert.

Und nachdem ich dir alles Alltägliche nun schon mitgeteilt habe, noch ein paar Worte voller Gefühlsduselei, wie du es nanntest.
Auch das vierte Jahr, lässt die Erinnerungen an dich nicht verblassen. Die Liebe zu dir wird nicht weniger und die Momente, die du meine Gedanken erfüllst, auch nicht. Und das möchte ich auch nicht. Auch wenn es oft noch sehr schmerzt und mir die Tränen kommen, so bin ich froh, um jeden Moment, jeden Augenblick, den ich mit dir hatte und jeder Sequenz, die du vor meinem geistigem Auge auftauchst.
Ich wünsche mir, so wenig wie möglich, davon zu vergessen. Auch die nicht so schönen, sie gehören genauso dazu und sind ein Teil vom großen Ganzen.
Wenn die Nächte besonders klar sind, schaue ich oft in die Sterne und frage mich ob du mich und vor allem, wie oft du mich wohl beobachtest. Ob du die Hände vors Gesicht hältst, wenn ich wieder Blödsinn mache oder in dumme Situationen gerate?
Du fehlst mir so unendlich. So oft denke ich, ich schaffe es nicht ohne dich. Aber irgendwie geht es dann doch und ich habe das Gefühl, du unterstützt mich aus der Ferne.

Ich liebe dich :lv:
Dein Krümel


PS: Übrigens habe ich mir für dieses Jahr vorgenommen, übermorgen endlich mal wieder ein wenig zu feiern. Du hättest mir schon längst eine Ansage gemacht, dies zu ändern und mich nicht mehr an diesem Tag zu verkriechen.