Europa 2067
13.03.2007 um 20:38Friedliche Koexistenz zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen oder Unterdrückung vonAndersgläubigen ?? (Unrelevant ob durch Christen o. Muslime)
Im Jahre 2067 zumindestdürften Muslime in Deutschland und anderen europ. Ländern wie Frankreich oder denNiederlanden die Bevölkerungsmehrheit (mehr als 50%) stellen.
Logisch das so eindemografischer Wandel auch Änderungen im Leben der Bevölkerung eines Landes nach sichzieht (besonders der Minderheitsgesellschaft).
Werden wir das Glück habenwestliche Werte mit dem Islam vereinbaren zu können und deutsche Muslime sich mitDeutschland als westlichen Staat identifizieren können ?
Schätzt ihr ein"Eurabien" eher positiv oder negativ ein...?
Hier ein eher kritischer, abersatirischer Text -> (spiegel)
Wehe, wer den Muezzin stört
DERSPIEGEL wird heute 60. SPIEGEL ONLINE blickt 60 Jahre in die Zukunft. Henryk M. Broderspringt in das Jahr 2067: Der Bundespräsident heißt Mahmoud Watan-Sadr, Pornokinos undStrip-Bars sind verboten - und um Moscheen gibt es eine Schweinefleisch-Bannmeile.
Bundespräsident Mahmoud Watan-Sadr hat zu Recht in seiner Neujahrsansprache andie historische Zäsur vor genau 60 Jahren erinnert, die damals gar nicht als solchewahrgenommen wurde. Im Gegenteil, man war in Berlin sehr stolz auf die Aufführung einerMozart-Oper, die damit endete, dass die abgeschlagenen Köpfe von Jesus, Buddha undMohammed vorgezeigt wurden. Man sah dies als einen Sieg der säkularen Kultur überreligiösen Kleinmut an und feierte das Ereignis mit viel Sekt und guter Laune.
Was die Teilnehmer der Party allerdings nicht mitbekamen, war das, was um sie herumpassierte, ohne dass es größere Schlagzeilen machte.
In Amsterdam hatte dasholländische Rote Kreuz zu einem "Weihnachtsessen" eingeladen, bei dem es nur "halal"zubereitete Speisen gab, also unter anderem kein Schweinefleisch.
In Englandverzichteten die meisten Arbeitgeber auf Weihnachts-Dekoration in ihren Firmen - ausRücksicht auf die Gefühle der nichtchristlichen Mitarbeiter. Britische Banken wollenihren Kunden keine "Sparschweine" mehr anbieten, weil Schweine im Islam als unreingelten.
Aus Oberösterreich wurde bekannt, dass zwei Mütter muslimischer Schülergegen die Benutzung des Kreuzes als Pluszeichen bei Rechenaufgaben protestierten - einchristliches Symbol sei ihren Kindern nicht zumutbar.
Der Name des Propheten
Soweit solche Geschichten noch in den Bereich des Anekdotischen undFolkloristischen gehörten, konnten sie leicht als "unmaßgeblich" abgetan werden. Es gababer auch andere Ereignisse und Trends, die mehr Beachtung verdient hätten. Das britischeAmt für Statistik veröffentlichte die Liste der beliebtesten Vornamen für das Jahr 2006.Die meisten Eltern nannten ihre Söhne "Jack", aber schon auf Platz fünf der Liste stand"Mohammed", noch vor Harry, William, James und George. Bereits 2005 war der Name desPropheten beliebter als die Namen der Prinzen.
Ein britischer Moslem, der imVerdacht stand, eine Polizistin bei einem bewaffneten Überfall getötet zu haben, konnteungehindert über den Flughafen Heathrow ausreisen, weil er den Pass seiner Schwester undauch deren Kopfbedeckung benutzte, die nur die Augenpartie offen ließ. Er wusste, dassdie britischen Grenzer aus Gründen der Sittlichkeit darauf verzichten, die Identitätverschleierter weiblicher Reisender zu kontrollieren.
Ein Schweizer Politikerder konservativen SVP machte auf einem Plakat Werbung für das "Kopftuch" für alle:"Mädchen, schützt Euch mit einem Kopftuch vor sexuellen Übergriffen!" Dieunausgesprochene, aber unmissverständliche Botschaft, die er verbreiten wollte, war:Moslems belästigen keine Frauen, die ein Kopftuch tragen. Und Frauen, die kein Kopftuchtragen, sind selber schuld, wenn sie sexuell belästigt werden.
Zeichen an derWand
Etwa zur gleichen Zeit startete die Evangelische Kirche in Deutschland(EKD) eine Kampagne gegen die Freigabe der Ladenöffnungszeiten am Sonntag: "Wir habenschon immer Sonntags geöffnet". Ein anderer Grund der Plakataktion war: Den Kirchenliefen die Kunden davon, immer mehr Gemeinden mussten aus Kostengründen zusammengelegt,Gotteshäuser aufgegeben oder zweckentfremdet vermietet werden - als Restaurants mit einemspeziellen Ambiente zum Beispiel.
Ein Jahr zuvor, im Dezember2005, hatte der Leiter des Zentralinstituts Islam-Archiv in Soest, Salim Abdullah, ineinem Zeitungsgespräch erklärt, zum ersten Mal innerhalb eines Jahres wären über 1.000Deutsche zum Islam übergetreten. Dies wäre ein "beachtlicher Anstieg", der vor allem mitFrauen zu tun hätte; 62 Prozent der deutschen Neu-Moslems wären Frauen, darunter"überwiegend Akademikerinnen, gut situiert und gut ausgebildet". Nur ein geringer Teilder Frauen sei wegen einer Ehe mit einem Moslem zum Islam übergetreten.
Allediese "Zeichen an der Wand" wurden registriert, aber nicht wirklich wahrgenommen. Nichteinmal als der holländische Justizminister Piet Hein Donner erklärte, er könnte sich dieEinführung der "Scharia" in Holland vorstellen, wenn die Mehrheit der Holländer sichdafür entscheiden würde, kam so etwas wie Erstaunen auf. Ein Gutachten desnordrhein-westfälischen Innenministeriums über die Vereinbarkeit der Scharia mit demGrundgesetz stand zwar im Internet, aber niemand hatte es wirklich gelesen.
Islamischer Speise- und Bettenplan
Wie fast immer in der Geschichte war esdann eine Nebensächlichkeit, die, für sich genommen belanglos, in Verbindung mit denvielen anderen Nebensächlichkeiten den letzten Impuls für eine historische Zäsur ergab.Der Utrechter Unternehmer Paul Sturkenboom, ein Katholik, gab Ende 2006 seine Absichtbekannt, im Süden von Rotterdam, wo besonders viele Moslems leben, ein "islamischesKrankenhaus" zu bauen, das erste seiner Art in Holland. "Wir haben mehr als eine MillionMuslime im Land, warum haben sie kein Krankenhaus?"
Es sollte natürlich"jedermann offen stehen", aber die muslimischen Patienten könnten sicher sein, "nach denislamischen Regeln bekocht und nur von Ärzten und Pflegern ihres Geschlechts behandelt zuwerden". Auch ein Gebetsraum und ein Imam als Seelsorger würden den Muslimen zurVerfügung stehen.
Der Plan wurde nicht verwirklicht, unter anderem auchdeswegen, weil sich die als besonders orthodox geltende islamische Gemeinschaft MilliGörüs dagegen aussprach. Imame als Seelsorger, Gebetsräume und ein islamische Bedürfnisserespektierender Speiseplan zählten in den meisten Krankenhäusern längst zum Standard."Die meisten bemühen sich auch redlich, auf den Wunsch muslimischer Patientinneneinzugehen, sich nur von Ärztinnen untersuchen zu lassen."
Umma di Roma
Auch wenn eine Kausalität aus dem Abstand von fast 60 Jahren schwer zu belegen ist,es dürfte kein Zufall gewesen sein, dass die Moslems von Rotterdam-Zuid im Frühjahr 2007rebellierten und ihre Gegend zu einem "autonomen Quartier" erklärten, in dem das Lebennach den Regeln der Scharia geführt werden sollte. Und während in den holländischenMedien noch darüber diskutiert wurde, wie man auf diese "Sezession" reagieren, ob man sieüberhaupt ernst nehmen oder besser nicht beachten sollte, erklärten sich überall inHolland islamische Gemeinden für "autonom", zum Teil mit Unterstützung, zum Teil gegenden Widerstand ihrer eigenen Vertreter, nicht nur in Rotterdam, Amsterdam, den Haag,Leiden und Utrecht, sondern auch in kleinen Gemeinden wie Alkmaar, Sneek und Zwolle. "Eswar die größte Umwälzung, die Holland seit der Ausrufung der Batavischen Republik 1795erlebt hat", sagt der Historiker Jan Pieter de Beukelaer von der Uni Groningen.
Wie schon zuvor bei der teilweisen Freigabe der Drogen, der Entkriminalisierung derAbtreibung und der Legalisierung der Euthanasie erwies sich Holland wieder einmal als diestaatliche Avantgarde Europas. Es dauerte nicht lange, und das holländische Beispiel fandviele Nachahmer: In Deutschland, Österreich, Italien (wo quasi in Sichtweite des Vatikanseine "Umma di Roma" entstand), in Dänemark, Schweden und Norwegen, in England undFrankreich sowieso. Die europäischen Regierungen wurden von der Entwicklung überrollt.Und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als einen Zustand, der sich sozusagen organischergeben hatte, gesetzlich zu sanktionieren.
Das Wort zum Freitag
Inallen westeuropäischen Ländern, Island, Finnland und die Schweiz ausgenommen, wurden"Autonomie-Statute" verabschiedet, mit denen den islamischen Gemeinden weitgehende Rechteübertragen wurden. In allen Fragen, die Ehe, Familie, Schule und Erziehung betreffen,entscheiden "Muslim-Räte" in eigener Verantwortung über die Inhalte und das Procedere. Inallen Fragen, die das Zusammenleben von Muslimen und Nicht-Muslimen betreffen, wurdenparitätisch besetzte "Kooperationsräte" eingerichtet, die nach Auswegen und Kompromissenim Interesse beider Seiten suchen.
In Schulen mit einem Anteil muslimischerSchüler von 50 Prozent - und das sind in den Großstädten praktisch alle - wurde dieKoedukation abgeschafft, Mädchen und Jungen werden separat unterrichtet, von Lehrerinnenbzw. Lehrern. In den öffentlichen Schwimmbädern wurden Männer- und Frauentage eingeführt.Neben dem "Wort zum Sonntag" wurde auch ein "Wort zum Freitag" eingerichtet, das voneinem Imam gesprochen wird. Ein fast vergessener Plan eines inzwischen vergessenen grünenAbgeordneten wurde reaktiviert und Mohammeds Geburtstag zum staatlichen Feiertag erklärt.
Der Gotteslästerungsparagraf wurde - gegen den Rat der beiden christlichenKirchen - so verschärft, dass jede Konfession darüber entscheiden kann, wodurch sie sichbeleidigt oder verletzt fühlt. Worauf als erstes der Wikipedia-Eintrag mit den 12Mohammed-Karikaturen gelöscht wurde, die in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" am30. September 2005 abgedruckt wurden und in der ganzen islamischen Welt einen Sturm derEntrüstung ausgelöst hatten.
Störe nicht den Muezzin
Rückblickendbetrachtet, muss man zugeben, dass die schlimmsten Befürchtungen sich nicht erfüllthaben. Ist es wirklich eine Zumutung für eine Zivilgesellschaft, dass im Umkreis von 1000Metern um eine Moschee kein Schweinefleisch verkauft werden darf? Jeder Ernährungsberaterweiß, dass Schweinefleisch nicht gesund ist. Kann es eine egalitäre Gesellschaft nichthinnehmen, dass bei Kirchen-Neubauten der Kirchturm nicht höher sein darf als dasMinarett der nächsten Moschee und dass beim Läuten der Glocken darauf geachtet werdenmuss, dass der Muezzin nicht gestört wird?
Hat der Verzicht auf provokanteKleidung (Bikinis), unsensibles Benehmen in der Öffentlichkeit (Miss-Wettbewerbe),verletzende Statements bei Diskussionen, wie sie um das Jahr 2000 herum noch an derTagesordnung waren, vor allem wenn es um Fundamentalismus ging, nicht auch sein Gutes?Waren diese Verzichte nicht ein angemessener Preis, um einen endlosen Kulturkampf zuvermeiden?
Hat das Verbot von Pornokinos, Strip-Bars und Spielhallen nichterheblich dazu beigetragen, unsere Städte wieder schöner, sauberer und sicherer zumachen? Und was die Freiheit der Kunst angeht, die angeblich zur Disposition stand:"Nathan der Weise" ist heute, im Jahre 2067, immer noch das meistgespielte Stück aufdeutschen Bühnen, genau wie vor 60 Jahren.
Kommen wir zum Anfang zurück. WelcherSatz gilt nun? Der von Johann Strauss: "Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zuändern ist." Oder der von Baal Schem Tow: "Die Erinnerung ist das Geheimnis derErlösung."
"Tertium non datur", sagen die Lateiner, "ein Drittes gibt es nicht".Die Erfahrung der letzten Jahrzehnte lehrt uns jedoch, dass es mehr als zwei Optionengibt. Auch das Vergessen kann ein Weg zur Erlösung sein. Man muss ihn nur gehen wollen.
Im Jahre 2067 zumindestdürften Muslime in Deutschland und anderen europ. Ländern wie Frankreich oder denNiederlanden die Bevölkerungsmehrheit (mehr als 50%) stellen.
Logisch das so eindemografischer Wandel auch Änderungen im Leben der Bevölkerung eines Landes nach sichzieht (besonders der Minderheitsgesellschaft).
Werden wir das Glück habenwestliche Werte mit dem Islam vereinbaren zu können und deutsche Muslime sich mitDeutschland als westlichen Staat identifizieren können ?
Schätzt ihr ein"Eurabien" eher positiv oder negativ ein...?
Hier ein eher kritischer, abersatirischer Text -> (spiegel)
Wehe, wer den Muezzin stört
DERSPIEGEL wird heute 60. SPIEGEL ONLINE blickt 60 Jahre in die Zukunft. Henryk M. Broderspringt in das Jahr 2067: Der Bundespräsident heißt Mahmoud Watan-Sadr, Pornokinos undStrip-Bars sind verboten - und um Moscheen gibt es eine Schweinefleisch-Bannmeile.
Bundespräsident Mahmoud Watan-Sadr hat zu Recht in seiner Neujahrsansprache andie historische Zäsur vor genau 60 Jahren erinnert, die damals gar nicht als solchewahrgenommen wurde. Im Gegenteil, man war in Berlin sehr stolz auf die Aufführung einerMozart-Oper, die damit endete, dass die abgeschlagenen Köpfe von Jesus, Buddha undMohammed vorgezeigt wurden. Man sah dies als einen Sieg der säkularen Kultur überreligiösen Kleinmut an und feierte das Ereignis mit viel Sekt und guter Laune.
Was die Teilnehmer der Party allerdings nicht mitbekamen, war das, was um sie herumpassierte, ohne dass es größere Schlagzeilen machte.
In Amsterdam hatte dasholländische Rote Kreuz zu einem "Weihnachtsessen" eingeladen, bei dem es nur "halal"zubereitete Speisen gab, also unter anderem kein Schweinefleisch.
In Englandverzichteten die meisten Arbeitgeber auf Weihnachts-Dekoration in ihren Firmen - ausRücksicht auf die Gefühle der nichtchristlichen Mitarbeiter. Britische Banken wollenihren Kunden keine "Sparschweine" mehr anbieten, weil Schweine im Islam als unreingelten.
Aus Oberösterreich wurde bekannt, dass zwei Mütter muslimischer Schülergegen die Benutzung des Kreuzes als Pluszeichen bei Rechenaufgaben protestierten - einchristliches Symbol sei ihren Kindern nicht zumutbar.
Der Name des Propheten
Soweit solche Geschichten noch in den Bereich des Anekdotischen undFolkloristischen gehörten, konnten sie leicht als "unmaßgeblich" abgetan werden. Es gababer auch andere Ereignisse und Trends, die mehr Beachtung verdient hätten. Das britischeAmt für Statistik veröffentlichte die Liste der beliebtesten Vornamen für das Jahr 2006.Die meisten Eltern nannten ihre Söhne "Jack", aber schon auf Platz fünf der Liste stand"Mohammed", noch vor Harry, William, James und George. Bereits 2005 war der Name desPropheten beliebter als die Namen der Prinzen.
Ein britischer Moslem, der imVerdacht stand, eine Polizistin bei einem bewaffneten Überfall getötet zu haben, konnteungehindert über den Flughafen Heathrow ausreisen, weil er den Pass seiner Schwester undauch deren Kopfbedeckung benutzte, die nur die Augenpartie offen ließ. Er wusste, dassdie britischen Grenzer aus Gründen der Sittlichkeit darauf verzichten, die Identitätverschleierter weiblicher Reisender zu kontrollieren.
Ein Schweizer Politikerder konservativen SVP machte auf einem Plakat Werbung für das "Kopftuch" für alle:"Mädchen, schützt Euch mit einem Kopftuch vor sexuellen Übergriffen!" Dieunausgesprochene, aber unmissverständliche Botschaft, die er verbreiten wollte, war:Moslems belästigen keine Frauen, die ein Kopftuch tragen. Und Frauen, die kein Kopftuchtragen, sind selber schuld, wenn sie sexuell belästigt werden.
Zeichen an derWand
Etwa zur gleichen Zeit startete die Evangelische Kirche in Deutschland(EKD) eine Kampagne gegen die Freigabe der Ladenöffnungszeiten am Sonntag: "Wir habenschon immer Sonntags geöffnet". Ein anderer Grund der Plakataktion war: Den Kirchenliefen die Kunden davon, immer mehr Gemeinden mussten aus Kostengründen zusammengelegt,Gotteshäuser aufgegeben oder zweckentfremdet vermietet werden - als Restaurants mit einemspeziellen Ambiente zum Beispiel.
Ein Jahr zuvor, im Dezember2005, hatte der Leiter des Zentralinstituts Islam-Archiv in Soest, Salim Abdullah, ineinem Zeitungsgespräch erklärt, zum ersten Mal innerhalb eines Jahres wären über 1.000Deutsche zum Islam übergetreten. Dies wäre ein "beachtlicher Anstieg", der vor allem mitFrauen zu tun hätte; 62 Prozent der deutschen Neu-Moslems wären Frauen, darunter"überwiegend Akademikerinnen, gut situiert und gut ausgebildet". Nur ein geringer Teilder Frauen sei wegen einer Ehe mit einem Moslem zum Islam übergetreten.
Allediese "Zeichen an der Wand" wurden registriert, aber nicht wirklich wahrgenommen. Nichteinmal als der holländische Justizminister Piet Hein Donner erklärte, er könnte sich dieEinführung der "Scharia" in Holland vorstellen, wenn die Mehrheit der Holländer sichdafür entscheiden würde, kam so etwas wie Erstaunen auf. Ein Gutachten desnordrhein-westfälischen Innenministeriums über die Vereinbarkeit der Scharia mit demGrundgesetz stand zwar im Internet, aber niemand hatte es wirklich gelesen.
Islamischer Speise- und Bettenplan
Wie fast immer in der Geschichte war esdann eine Nebensächlichkeit, die, für sich genommen belanglos, in Verbindung mit denvielen anderen Nebensächlichkeiten den letzten Impuls für eine historische Zäsur ergab.Der Utrechter Unternehmer Paul Sturkenboom, ein Katholik, gab Ende 2006 seine Absichtbekannt, im Süden von Rotterdam, wo besonders viele Moslems leben, ein "islamischesKrankenhaus" zu bauen, das erste seiner Art in Holland. "Wir haben mehr als eine MillionMuslime im Land, warum haben sie kein Krankenhaus?"
Es sollte natürlich"jedermann offen stehen", aber die muslimischen Patienten könnten sicher sein, "nach denislamischen Regeln bekocht und nur von Ärzten und Pflegern ihres Geschlechts behandelt zuwerden". Auch ein Gebetsraum und ein Imam als Seelsorger würden den Muslimen zurVerfügung stehen.
Der Plan wurde nicht verwirklicht, unter anderem auchdeswegen, weil sich die als besonders orthodox geltende islamische Gemeinschaft MilliGörüs dagegen aussprach. Imame als Seelsorger, Gebetsräume und ein islamische Bedürfnisserespektierender Speiseplan zählten in den meisten Krankenhäusern längst zum Standard."Die meisten bemühen sich auch redlich, auf den Wunsch muslimischer Patientinneneinzugehen, sich nur von Ärztinnen untersuchen zu lassen."
Umma di Roma
Auch wenn eine Kausalität aus dem Abstand von fast 60 Jahren schwer zu belegen ist,es dürfte kein Zufall gewesen sein, dass die Moslems von Rotterdam-Zuid im Frühjahr 2007rebellierten und ihre Gegend zu einem "autonomen Quartier" erklärten, in dem das Lebennach den Regeln der Scharia geführt werden sollte. Und während in den holländischenMedien noch darüber diskutiert wurde, wie man auf diese "Sezession" reagieren, ob man sieüberhaupt ernst nehmen oder besser nicht beachten sollte, erklärten sich überall inHolland islamische Gemeinden für "autonom", zum Teil mit Unterstützung, zum Teil gegenden Widerstand ihrer eigenen Vertreter, nicht nur in Rotterdam, Amsterdam, den Haag,Leiden und Utrecht, sondern auch in kleinen Gemeinden wie Alkmaar, Sneek und Zwolle. "Eswar die größte Umwälzung, die Holland seit der Ausrufung der Batavischen Republik 1795erlebt hat", sagt der Historiker Jan Pieter de Beukelaer von der Uni Groningen.
Wie schon zuvor bei der teilweisen Freigabe der Drogen, der Entkriminalisierung derAbtreibung und der Legalisierung der Euthanasie erwies sich Holland wieder einmal als diestaatliche Avantgarde Europas. Es dauerte nicht lange, und das holländische Beispiel fandviele Nachahmer: In Deutschland, Österreich, Italien (wo quasi in Sichtweite des Vatikanseine "Umma di Roma" entstand), in Dänemark, Schweden und Norwegen, in England undFrankreich sowieso. Die europäischen Regierungen wurden von der Entwicklung überrollt.Und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als einen Zustand, der sich sozusagen organischergeben hatte, gesetzlich zu sanktionieren.
Das Wort zum Freitag
Inallen westeuropäischen Ländern, Island, Finnland und die Schweiz ausgenommen, wurden"Autonomie-Statute" verabschiedet, mit denen den islamischen Gemeinden weitgehende Rechteübertragen wurden. In allen Fragen, die Ehe, Familie, Schule und Erziehung betreffen,entscheiden "Muslim-Räte" in eigener Verantwortung über die Inhalte und das Procedere. Inallen Fragen, die das Zusammenleben von Muslimen und Nicht-Muslimen betreffen, wurdenparitätisch besetzte "Kooperationsräte" eingerichtet, die nach Auswegen und Kompromissenim Interesse beider Seiten suchen.
In Schulen mit einem Anteil muslimischerSchüler von 50 Prozent - und das sind in den Großstädten praktisch alle - wurde dieKoedukation abgeschafft, Mädchen und Jungen werden separat unterrichtet, von Lehrerinnenbzw. Lehrern. In den öffentlichen Schwimmbädern wurden Männer- und Frauentage eingeführt.Neben dem "Wort zum Sonntag" wurde auch ein "Wort zum Freitag" eingerichtet, das voneinem Imam gesprochen wird. Ein fast vergessener Plan eines inzwischen vergessenen grünenAbgeordneten wurde reaktiviert und Mohammeds Geburtstag zum staatlichen Feiertag erklärt.
Der Gotteslästerungsparagraf wurde - gegen den Rat der beiden christlichenKirchen - so verschärft, dass jede Konfession darüber entscheiden kann, wodurch sie sichbeleidigt oder verletzt fühlt. Worauf als erstes der Wikipedia-Eintrag mit den 12Mohammed-Karikaturen gelöscht wurde, die in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" am30. September 2005 abgedruckt wurden und in der ganzen islamischen Welt einen Sturm derEntrüstung ausgelöst hatten.
Störe nicht den Muezzin
Rückblickendbetrachtet, muss man zugeben, dass die schlimmsten Befürchtungen sich nicht erfüllthaben. Ist es wirklich eine Zumutung für eine Zivilgesellschaft, dass im Umkreis von 1000Metern um eine Moschee kein Schweinefleisch verkauft werden darf? Jeder Ernährungsberaterweiß, dass Schweinefleisch nicht gesund ist. Kann es eine egalitäre Gesellschaft nichthinnehmen, dass bei Kirchen-Neubauten der Kirchturm nicht höher sein darf als dasMinarett der nächsten Moschee und dass beim Läuten der Glocken darauf geachtet werdenmuss, dass der Muezzin nicht gestört wird?
Hat der Verzicht auf provokanteKleidung (Bikinis), unsensibles Benehmen in der Öffentlichkeit (Miss-Wettbewerbe),verletzende Statements bei Diskussionen, wie sie um das Jahr 2000 herum noch an derTagesordnung waren, vor allem wenn es um Fundamentalismus ging, nicht auch sein Gutes?Waren diese Verzichte nicht ein angemessener Preis, um einen endlosen Kulturkampf zuvermeiden?
Hat das Verbot von Pornokinos, Strip-Bars und Spielhallen nichterheblich dazu beigetragen, unsere Städte wieder schöner, sauberer und sicherer zumachen? Und was die Freiheit der Kunst angeht, die angeblich zur Disposition stand:"Nathan der Weise" ist heute, im Jahre 2067, immer noch das meistgespielte Stück aufdeutschen Bühnen, genau wie vor 60 Jahren.
Kommen wir zum Anfang zurück. WelcherSatz gilt nun? Der von Johann Strauss: "Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zuändern ist." Oder der von Baal Schem Tow: "Die Erinnerung ist das Geheimnis derErlösung."
"Tertium non datur", sagen die Lateiner, "ein Drittes gibt es nicht".Die Erfahrung der letzten Jahrzehnte lehrt uns jedoch, dass es mehr als zwei Optionengibt. Auch das Vergessen kann ein Weg zur Erlösung sein. Man muss ihn nur gehen wollen.