@DeadPoet @dichterlein Nietzsche ist in der Tat eine Nummer für sich. Man kann von ihm vieles halten, ignorieren oder belächeln sollte man Ihn aber nicht unbedingt. Das bedeutet jetzt nicht, dass ich voll auf in abfahre.
Meiner Meinung nach hat er in dem, was er schrieb, durchaus auch seine Fehler eingebracht unjd aufgezeigt. Ob nun zufällig oder unbewusst mag dahingestellt sein. Ich finde aber gerade wegen seiner extremen Ausführungen, dass er durchaus das ganze gut dargestellt und interpretiert hat. In der Psychologie gibt es ja die Thematik des "Spiegel vorhaltens". Dies ist meiner Auffassung nach in diesem Falle durchaus geschehen. Auch wenn es möglicherweise nicht konsequent zu Ende gedacht worden war. Und ja, natürlich war er ein Kind seiner Zeit. Das wir das heute anders sehen, liegt an unserem anderen Wissensstand, Aufklärung, Erfahrungen und modernen Kommunikationsmitteln.
All das, was nicht klappen kann/könnte, hat er bis ins Detail ausgeführt. Heute würden wir, in sarkastischer Weise, das ganze möglicherweise als eine bewusst überzogene (zynische) Satire sehen, verstehen und auch akzeptieren. Eben den "Spiegel vorhalten".
Dennoch bringt er gute Denkansätze, die teils nur weiter verfolgt und an die jeweilige Zeit angepasst werden müssen.
Vielleicht hat er tief in seinem inneren aber auch die ganze Wahrheit erahnt oder auch im Ansatz begriffen. Besonders bezeichnend finde ich dieses Zitat von ihm:
"Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abrund auch in dich."
Vielleicht war es auch diese Erkenntnis, die ihm letztendlich den Rest gegeben hat?
Wie auch immer, man kann nichts verändern, wenn man nicht die Ursachen erkennt und benennt. Und das, was sie verursachen.
Seinen Übermenschen würde ich (aus heutiger Sicht) auch anders deuten.
Natürlich ist und bleibt er eine Fiktion. Allerdings, in seinen "Über den Dingen stehen" (weniger Über den anderen) sehe ich eher eine reine, objektive Sicht und Betrachtungsweise, die erst eine wirklich unvoreingenommene Beurteilung der Dinge überhaupt möglich macht. Und damit einen guten Ansatz für Veränderungen bietet, aus Fehlern lernen etc.
Primär gibt es sowas natürlich in Naturwissenschaften etc. Doch auch da mischen sich bisweilen subjektive Empfindungen, Erkenntnisse und Interpretationen ein. Die Geschichte dürfte davon voll sein.
Wie auch immer, dies wäre ein Ideal, das wohl so nicht existent werden kann, egal wie positiv sich die Menschheit verbessern und verändern würde. Alleine schon das Wesen des Individualismus würde dem entgegen stehen, wäre es doch mit einer Gleichschaltung aller Menschen gleichzusetzen. (Selbst in einem positiven Sinne wäre dies nicht gut und ist abzulehnen)
Ironischerweise schiebt er seinen Übermenschen damit gleichfalls in "göttliche Sphären", während er die alte Kirche etc radikal abstraft und ablehnt. Eine Art Neuersatz in einem bestehenden oder anfangenden Machtvakuum?
;)Aber wie gesagt, vielleicht hatte er unbewusst durchaus diese Erkenntnis, war aber nicht in der Lage sie zu erfassen/darzulegen und verzweifelte daran, so das eben das Gegenteil davon herauskam.
mfg
Eye