Schweres Zugunglück in Bad Aibling (Bayern)

@DS79
Ja, ich denke auch, dass das ähnlich sein wird. Es muss ja auch viel an Informationen zusammengetragen werden.

@demented
Du darfst fragen!
Ja, 10 Jahre Fahrdienstleiter! Und auch damals mit einer 3 jährigen Ausbildung zum EiB! Heute gibt es Umschulung oder Schnellausbildung von 6 Monaten(!!!) zum Fahrdienstleiter!

@DS79
Das freut mich, Kollege. Bin selbst Fahrdienstleiter. Zwar noch nicht so lange wie du, aber auch mit EiB/F Ausbildung! Selten, einen Kollegen hier zu treffen! :)

@demented
Naja die Bahn ist auch nicht immer "allmystery"! Wogegen es gab schon Threads im Krimalbereich wo unsere Mithilfe ebenfalls gefragt war!

Da es hier seitens des Fahrdiensleiters wohl keine Nothandlung gab geht mein Gedanke leider in Richtung menschliches Versagen seitens DB Netz!
Ein unzulässiges vorbeifahren am Halt zeigenden Signal durch einen der Lokführer hätte verschiedene Sicherungsmaßnahmen ausgelöst und wäre auch dem Fdl nicht unbemerkt geblieben! Er hätte dann wohl einen Notruf abgesetzt.
Wobei die Blockabstände dort schon recht kurz sind aber sogar der Fdl Hordorf hat das damals noch geschafft!

DS79 schrieb:Heute gibt es Umschulung oder Schnellausbildung von 6 Monaten(!!!) zum Fahrdienstleiter!

Obwohl ich es nicht gut finde, dass solche Schnellbesohlungen immer mehr werden, steht ja hier nicht im Raum ob der Fdl in Bad Aibling einen solchen Schnelldurchlauf machte oder eine "ordentliche" Ausbildung genossen hat.

Gerade in der Rundschau gehört dass nur noch eine Person vermisst wird und in den nächsten Stunden mit dem Abtransport der Wracks begonnen wird.

Auch dieses Notbremssystem wurde nochmals angesprochen. Eigentlich hätte so etwas nicht passieren dürfen wurde gesagt.

@DS79
@demented

Was sagt ihr zu dieser Einschätzung?

"Ein tragischer Unfall?
Karl-Dieter Bodack, ehemaliger Entwicklungsingenieur der Deutschen Bahn, zweifelt das an. Er könne sich das Zugunglück "nur mit kriminellem Handeln" erklären, sagte er der Huffington Post.

Es müsse ein "bewusster Eingriff in die Technik" erfolgt sein, mutmaßt Bodack. Das System würde einen solchen Vorfall ausschließen.

Bodack glaubt auch nicht an ein Versehen der Zugführer. "Falls jemand versehentlich etwas ausschaltet, greift die Technik ein", sagte der Entwicklungsingenieur. "Da können Sie Tasten drücken, so viel Sie wollen - auf das gleiche Gleis fahren ist unmöglich."

Bodack hat zwei Theorien zur Unfallursache:

Jemand könnte von außen "bewusst Kabel manipuliert" oder "ins Stellwerk eingegriffen" haben, mutmaßt der Experte. "Das ist zum Beispiel durch Bauarbeiten möglich", sagte er. Bodack hält das jedoch für unwahrscheinlich, denn dafür sei ein extremes technisches Wissen Voraussetzung.
Für wahrscheinlicher hält es Bodack, dass einer der Bahnbediensteten in die Technik eines Zuges eingegriffen hat. "Es könnte sein, dass einer der Zugführer die Sicherung abgeschaltet hat", sagte er.
In beiden Fällen sei für ihn klar, dass eine "kriminelle Absicht" und "bewusstes" Handeln hinter dem Unglück stecken müssen."

Ich weiß, die Quelle ist nicht die beste, aber leider finde ich auf die Schnelle keine andere.

Quelle: Zugunglück in Bad Aibling: Bahn-Experte glaubt an "bewussten Eingriff in die Technik"

http://www.huffingtonpost.de/2016/02/09/bodack-zugunglueck-kriminelles-handeln_n_9192880.html

Carietta schrieb:Eigentlich hätte so etwas nicht passieren dürfen wurde gesagt.

Eigentlich kann sowas ja auch gar nicht passierten. Jedenfalls nicht wenn alles nach Plan läuft. Aber wie man sieht, selbst die Titanic war damals nicht unsinkbar.

@Carietta
das Notbremssystem soll versehendliche Fehlhandlungen abfangen! Wenn aber z.B. der Lokführer einen Fahrauftrag vom Fahrdienstleiter erhält muss er das System umgehen KÖNNEN um eine Weiterfahrt zu ermöglichen!

@DS79

Eben, sonst würde ja bei einem Signalfehler alles still stehen.
Vielleicht gab es ja auch verschiedene Umstände die zu dem ganzen geführt haben. Abfahrtsauftrag, + die Verpeilung des Fdl der vielleicht annahm der andere Zug würde die Kreuzung abwarten, oder was weiß ich. Aber das dauert wohl eh noch bis man da mehr erfährt.

Die unmittelbar Beteilligten können ja auch leider nicht mehr dazu befragt werden. :(

@Perli
Na der Kollege wäre bei Allmystery - Verschwörungen gut aufgehoben!

Beim Eingriff in den Bahnverkehr z.B. durch zerstörung von Kabeln gehen die Signale auf "Rot" und es steht alles. Dann muss es Ersatzhandlungen durch den Fahrdienstleiter geben und da ist die Vorschrift anzuwenden! Einen Unfall wie diesen hätte es dann mit Sicherheit gerade nicht gegeben! Notfalls wären beide Züge auf Sicht gefahren (ca. 10km/h)!

Fragen?

@DS79
Schwer zu sagen, ob das dem Fdl sofort auffällt. Es ertönt ja kein Signal, das einem mitteilt, dass das haltzeigende Überfahren wurde. Zumindest kenne ich keine derartige Einrichtung. Ich kann nur von Gleisbildstellwerk oder Mechanik sprechen. Ein Versagen seitens des Fahrdienstleiter würde ich annehmen, wenn er einer Fahrt ohne Räumpungsprüfung zugestimmt hat.

Aber, wenn der Tf das Signal unzulässig überfahren hätte, wäre es kein Versagen seitens der DB Netz, da das ursprüngliche Fehlverhalten ja beim Tf zu suchen ist.

Trotzdem möchte ich mich zu keiner Schuldzuweisung herablassen, da wir keine Informationen haben. Wir können nur Vermutungen aufstellen. Die Schuldfrage zu klären ist Sache der Gerichte.

@Perli
Bis auf den Part mit den manipulerten Kabeln, empfinde ich der Rest im Bereich des Möglichen.

@all

Das Vorbeifahren an einem Haltesignal kann dem Fahrdienstleiter in der Tat nicht auffallen. Nämlich dann, wenn der Lokführer ohne Zustimmung einfach weiterfährt.

Wenigstens waren heute noch "Faschingsferien" in Bayern. So waren wenigstens nicht noch mehr Menschen im Zug.

@DS79
Danke für die Einschätzung ;)
Das war zu seiner ersten Möglichkeit, die eher als eher unwahrscheinlich betrachtet.

Was meinst du hierzu?

-Alexa- schrieb:Für wahrscheinlicher hält es Bodack, dass einer der Bahnbediensteten in die Technik eines Zuges eingegriffen hat. "Es könnte sein, dass einer der Zugführer die Sicherung abgeschaltet hat", sagte er.

demented schrieb:Das Vorbeifahren an einem Haltesignal kann dem Fahrdienstleiter in der Tat nicht auffallen. Nämlich dann, wenn der Lokführer ohne Zustimmung einfach weiterfährt.

Wobei ich hier nachträglich noch erwähnen muss, dass es dann auffallen würde, wenn der Zug eine Weiche auffährt. Also eine Weiche befährt, die für ihn falsch steht. Das wird dem Fdl akustisch und visuell angezeigt.

@demented
Der Fdl Aibling steuert Kolbermoor fern! D.h. er hätte sich die Rückmeldung selber geben müssen... das konnte er nicht, daher hätte der Zug aus Richtung Rosenheim auf Sicht fahren müssen. Vorher prüfe ich doch warum der Block noch bestzt sein könnte!?
sogar die banale Frage an den Tf "hast du deinen Gegenzug schon gesehen" wäre möglich gewesen

Aufgrund der hohen Aufprallgeschwindigkeit nehme ich an das beide Züge mit v-max unterwegs waren.

Ich finds komisch, das der Zugführer, die Möglichkeit hat, einen Erzwungenen Halt, zu überbrücken, was ja beim Unglück 2011 die Ursache war.

Ich hoffe inständig, das es hier nicht auch so war... sonnst muß dringend dieses System überarbeitet werden.

Den Angehörigen der Todesopfer, mein aufrichtiges Beileid...

Was meinst du hierzu?

Perli schrieb:
Für wahrscheinlicher hält es Bodack, dass einer der Bahnbediensteten in die Technik eines Zuges eingegriffen hat. "Es könnte sein, dass einer der Zugführer die Sicherung abgeschaltet hat", sagte er.

Nach Germanwingsflug 9525 muss ich eingestehen das jede auch noch so abstrackte Unfallursache möglich ist ;-(

DS79 schrieb:Der Fdl Aibling steuert Kolbermoor fern! D.h. er hätte sich die Rückmeldung selber geben müssen...

Genau das finde ich ja auch seltsam, da er ja selbst für beide Bahnhöfe und den Streckenblock zuständig war.

Ich finds komisch, das der Zugführer, die Möglichkeit hat, einen Ertwungenen Halt, zu überbrücken, was ja beim Unglück 2011 die Ursache war.

Aber ein solches System muss es geben. Sonst könnte ja bei einem Signalfehler keiner mehr weiter fahren.

@DS79
Fehler bei der Räumungsprüfung sind selbstverständlich möglich. Allerdings musst du auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass sich ein Tf nach der Zwangsbremsung aus der PZB befreien kann. Auch ohne Zustimmung. Ergo kann der Fehler auch dort liegen.

Was für eine Art Stellwerk ist Bad Aibling? ESTW?