shionoro
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Kunst und die Abhängigkeit vom Publikum
13.09.2014 um 00:15Hallo.
In diesem Thread soll es darum gehen, inwiefern wir Kunst bewerten und inwiefern man möglicherweise allgemeine Wertungsmaßstäbe für Kunst finden kann.
Dabei fällt in dieser Hinsicht unter Kunst jegliches künstlerische Werk, sei es film, buch, spiel, bild oder auch exotischere Formen wie das Schattenspiel und sonstiges.
Den meisten von uns ist klar, dass es , allein schon wegen der ermangelung an einer absolut gültigen Definition von Kunst, kaum ein objektives Kriterium geben kann für den Wert oder den Gehalt von Kunst.
Aber wenn wir ehrlich sind: Jeder von uns bewertet.
Jeder von uns wird sicherlich eine Lieblingsband haben oder mehrere und sie vehement dagegen verteidigen, dass Justin Bieber genauso 'gute' Musik machen würde wie sie.
Oder eben Vehement Justin Bieber verteidigen :)
Die Frage ist: Worann machen wir das fest?
Natürlich zählt da der persönliche Geschmack, aber die meisten von uns unterscheiden schon zwischen 'ist müll' und 'ist nicht unbedingt mein ding'.
Ich z.b. finde, dass Filme wie Sharknado ganz einfach Müll sind (vermutlich aber aus anderen Gründen als die meisten), würde aber beim Spiel GTA sagen, dass das zwar gar nicht mein Fall ist und keinen Spaß am Spielen habe, sehe aber ein, dass dahinter eine große Leistung steht und es verdient gute Bewertungen bekommt.
Insofern gibt es also durchaus eine ebene die wir haben, die über die rein subjektive 'gefällt mir/gefällt mir nicht' ebene hinaus geht und mit der wir durchaus ein in gewisser weise objektives Urteil fällen wollen.
Für mich gibt es bis jetzt 4 verschiedene Bewertungsmaßstäbe die so ein Urteil in objektiver weise fällbar machen, die ich gefunden habe.
Da wäre Punkt 1:
Anspruch
Ein Werk mag nicht unterhaltsam sein, aber es stellt mit künstlerischen Mitteln etwas dar, was man nachfühlen kann, selbst wenn man es womöglich gar nicht will.
Für mich wären da z.b. die Werke von Kafka zu nennen.
Die sind nicht unbedingt unterhaltsam, außer man steht auf skurrilität und surrealität, aber z.b. in werken wie 'der prozess' wird durchaus die ausweglosigkeit der situation des protagonisten und sein verzweifeltes laufen gegen windmühlen dargestellt.
Oder, was vielleicht mehr kennen , liebe, von Michael Hanneke.
Das ist nicht sonderlich unterhaltsam, ner alten dementen Frau beim sterben zuzusehen, und viele werden sagen 'ich will das nicht sehen, das gibt mir nichts', aber man kann durchaus als objektives maß sagen, dass diese Situation und die dabei auftretenden gefühle und ängste sehr gut dargestellt worden sind.
Punkt 2:
inhalt:
Man mag ein werk nicht sonderlich gelungen finden auf handwerklicher ebene, aber wegen dem Inhalt, sei es ideologisch, universell oder politisch, dennoch wichtig und gut finden, oder bahnbrechend.
Nehmen wir z.b. das Blaxploitation kino:
Das waren beileibe nicht alles tolle filme, die meisten waren ziemlich schlecht, aber sie waren zu ihrer zeit beliebt, nicht nur wegen dem pulp faktor, sondern eben weil hier schwarze und als große neuheit auch frauen wichtige rollen bekleiden durften.
Aber auch heute sind wir durchaus geneigt, einem film, dessen botschaft mit etwas was wir richtig finden übereinstimmt eher ein positives urteil zu geben als umgekehrt.
Ich z.b. würde, egal wie handwerklich gut der film gemacht ist, einen film der mir am ende ne religiöse botschaft reinwürgen will ein eher negatives urteil geben, während andere diesen film nur deswegen besonder sloben würden.
Die Botschaft ist für uns durchaus ein wichtige objektives maß, also zumindest für die meisten leute.
Darum gehen die meistne großen produktionen heute auch den weg des geringsten widerstandes und lassen von kontroversen botschaften die finger.
Als Ausnahme gilt hier manchmal, dass man dinge die man bei neueren Filmen als z.b. sexistisch oder rassistisch einstufen würde bei alten filmen als eher charmant und anachronistisch aufnimmt.
Als Beispiele:
Mal ein Krasses Beispiel: Jud Süß von 1940. Antisemitische Propaganda. Könnte so gut gemacht sein wie sie will und möglicherweise tolle gags und entertainment faktor mit super action szenen haben, würde ich mir nie anschauen.
Währenddessen: Allerlei filme machen einen auf anti system und antikapitalistisch und leute schlucken es und loben den film, weil er in ihr horn tutet.
Aus der Musik kennen wir das , wenn wir den text, obwohl er nicht (siehe punkt 1) sonderlich anspruchsvoll sein mag als sehr positiv wahrnehmen, weil wir ihn als faktisch richtig einordnen.
Seien wir mal ehrlich: Gerade Black und Whitemetal bands z.b. sind davon betroffen.
Das eine hören fast nur christen, das andere hören zu einem signifikant großen anteil leute die ziemlich misanthropisch eingestellt sind.
Komplexität:
Hierzu zählen viele verschiedene Dinge:
Nehmen wir z.b. die Filme von Stanley Kubrik.
Überall Symbole, überall im Hintergrund versteckte Hinweise, in Details, alles muss man dechiffrieren.
Habt ihr Shining gesehen? Hättet ihr gemerkt dass es um amerikanische Ureinwohner geht? Vermutlich nicht. Man kann aber sehr gut begründen, dass genau das tatsächlich der Fall ist.
Das ist ne Sache, die nem normalen zuschauer gar nicht auffällt.
Es gibt viele Filme, in die man alles und nichts hineininterpretieren kann, und genau das ist für einige Leute ein maß um sie als gut zu bewerten.
Dass sie detailreichtum haben, dass etwas dahinter liegt und es keine reine aneinanderreihung von szenen und gags ist.
Es gibt aber noch mehr als nur detailreichtum:
Die Serie Lost z.b. wäre ebenfalls zu erwähnen, und generell viele große mystery serien.
Unabhängig von der UNterhaltung war sie insbesondere so erfolgreich, weil überall geheimnisse waren und das ganze immer überbordender zu einem jungel aus fragen geworden ist.
Das betrifft aber insbesondere auch seichtere Serien die aber eine Große Legende haben:
Z.b. die heutigen Marvel filme.
Für sich genommen sind das alles filme mit zwar hohem budget, aber ansonsten lediglich unterhaltungswert.
Die sind weder anspruchsvoll, noch haben sie eine sonderlich herausgestellte botschaft außer das was man in jedem zweiten hollywood streifen sieht.
Aber die verbindungen zwischen den einzelnen filmen und der serie und teilweise anderne medien führt zu einem steigenden komplexitätsgrad der für viele Leute (wenn auch zunächst abschrecken) nach und nach immer anziehender wird und dem ganzen mehr wert verleiht als die einzelnen filme an sich hätten.
Das gilt natürlich besonders für fantasy werke, z.b. herr der ringe, game of thrones usw. usf.
Aus anderen Medien kennen wir das z.b. aus der musik von werken, bei denen einem bei jedem hören immer wieder etwas neues auffällt (z.b. bei guten stoner rock bands die im hintergrund viele kleine details versteckt haben wenn man genau hinhört) oder andererseits auch bei opern in denen stücke ineinandergreifen und zu einem großen ganzen verschmelzen.
Intelligenz
Ein weiteres Merkmal ist, dass ein film besonders gut beobachtet oder aber unsere erwartungen unterläuft, das heißt mit uns auf der meta ebene spielt.
das betrifft z.b. parodien und dekonstruktionen eines Genres.
Wenn wir ein bestimmtes klischee erwarten und sehen dass der film es absichtlich nicht passieren lässt, dann fühlen wir uns von dem regiesseur verstanden.
Es sind hintergründige witze die nicht jede rversteht, außer die, die das klischee kennen, den insider joke quasi. Der ist zwar manchmal offensichtlich (wenn z.b. ein horrorfilm den witz darüber macht, dass man sich NICHT trennen sollte wenn das licht aus geht), aber dennoch.
Zu nennen wäre dabei z.b. die Simpsons.
Da fällt einem auch oft was neues auf in den einzelnen folgen, aber das ist nicht allein wegen der komplexität, sondern weil man älter wird und mehr anspielungen versteht die einem z.b. als jugendlicher nicht aufgefallen sind.
Viele der gags (auch besonders in serien wie futurama) sind so versteckt, das ssi emanchmal z.b. nur ein mathematiker oder physiker oder informatiker verstehen würde, also nur ein kleiner teil des publikums, diese werden die serie aber besonders mögen, weil jeder es mag in einen insider eingeweiht zu sein.
Mit Beobachtungsgabe sind z.b. Satiren wie 'das Leben des brian' gemeint.
Die meistne hier kennen wohl die steinigungsszene.
In dieser Szene geht es weniger um insiderwitze, hier sehen wir die beobachtung, wie sinnlos regelgläubig viele gläubige sind und zugleich, dass es ihnen weniger um gerechtigkeit als eben um das steineschmeissen geht.
Diese Beobachtung wurde so pointiert und persifliert dargebracht, dass man wohl selbst als gläubiger (wenn man nicht ohnehin schon vom Punkt 2, inhalt so abgestoßen ist, dass man es nicht schaut) schmunzeln muss.
Es sind halt diese momente, wo man, ob im buch oder sonstwo, aufspringen will und 'JA GENAU SO IST ES' rufen will, weil man die Beobachtung teilt oder sie einem zumindest jetzt wie schuppen von den augen fällt
In der Musik kann dieser Punkt sowohl textlich einzuordnen sein, z.b. bei texten von KIZ oder anderen rappern die ironische untertöne anschlagen, oder auch sozialkritik wenn ein besonders passender und pointierter vergleich zu finden ist (genau das unterscheidet es vom reinen INHALT oder ANSPRUCH), es kann aber auch die Musik selbst natürlich, für kenner des genres die es erkennen, absichtlich bestimmte erwartungshaltungen brechen.
Wenn z.b. in einem album nur harte und teils lustige, aufgedrehte musik kommt und om vorletzen track die charaktere in den krieg ziehen wollen und man im letzten track der 'die schlacht' heißt fetzige mucke erwartet, dann aber ein seichtes instrumental kommt und als trackcover grabsteine zu sehen sind, dann ist das eine subversion , die von vielen wegen ihrer Intelligenz und ihrer subversion unserer Erwartung geschätzt werden würde.
________
All diese Punkte hängen natürlich in erheblichen Maße von unseren subjektiven Einteilungen ab.
Was ein teenager anspruchsvoll findet, z.b. einen herzschmerzsong dvon dem er findet er würde doch genau sein gefühl widerspiegeln, das entlockt einem erwachsenen womöglich nur ein augenrollen.
Was manche intelligent finden finden andere blödsinnig oder sogar beleidigend (z.b. an southpark scheiden sich ja die geister).
Zum Inhalt muss ich wohl nichts sagen, und auch komplexität ist relativ.
Denn was manche komplex finden finden andere wiederum pretentiös, weil sie vermuten , es liegt gar nichts hinter den geheimnissen und der schreiber weiß selbst nicht, was er für ein ende haben möchte, oder ergeht sich in allerlei seitengeschichten ohne eine vernünftige hauptstory auf die beine zu stellen.
Die weiterführende frage wäre: Ist kunst also wirklich rein von subjektiven maßstäben abhängend?
Es wäre ja z.b. auch vorstellbar, dass es Kunst gäbe, die kein Mensch verstehen könnte.
Oder wäre z.b. die Kunst die beste, die alle Menschen unterhaltsam fänden und mögen, oder die meisten? Selbst wenn sie ohne anspruch ist sondern nur versucht zu gefallen?
Für mich gibt es noch andere bewertungskriterien, die aber weit, WEIT weniger leute teilen als die 4 großen die ich ansprach.
Ich finde z.b. wichtig, dass die kunst möglichst nah an dem ist, was der künstler erschaffen wollte, das zeichnet für mich objektiv aus, wie gut er sein handwerk versteht.
Furchtbar finde ich daher z.b. wenn produzenten bestimmte buchpassagen schwärzen oder filmszenen rausschneiden, oder musiker ohne wirklich dahinter zu stehen ihren musikstil ändern weil sie glauben damit mehr zu verdienen, das ist für mich ein entwertungskriterium.
Man könnte das aber wohl zum Punkt INhalt dazuzählen.
Natürlich gibt es auch Mixturen aus verschiedenen Punkten.
Hermetische Gedichte z.b., also gedichte, die darauf abzielen, wie eine flaschenpost nur von denen entschlüsselbar zu sein, die ein bestimmtes gefühl kennen und daher die metaphern die es beschreiben verstehen.
Die sind durchaus dann gut angenommen, wenn sie punkt a anspruch haben, weil sie das eben müssen um diese metaphern so gut zu nutzen damit die eingeplanten rezipienten sie verstehen und deuten können, als auch wegen ihrer intelligenz, weil damals dieses ausschließen, dieses hineinbitten in den elitären club der insider, ein novum war was als eine dekonstruktion frühere gedichte anzusehen ist.
Aber jetzt zu euch:
Fällt euch mehr ein?
Wie geht ihr bei der bewertung von kunst vor?
Habt ihr zu den Punkte besonders gute Beispiele?
Setzt ihr euch aktiv mit soetwas auseinander oder erschafft sogar kunst?
In diesem Thread soll es darum gehen, inwiefern wir Kunst bewerten und inwiefern man möglicherweise allgemeine Wertungsmaßstäbe für Kunst finden kann.
Dabei fällt in dieser Hinsicht unter Kunst jegliches künstlerische Werk, sei es film, buch, spiel, bild oder auch exotischere Formen wie das Schattenspiel und sonstiges.
Den meisten von uns ist klar, dass es , allein schon wegen der ermangelung an einer absolut gültigen Definition von Kunst, kaum ein objektives Kriterium geben kann für den Wert oder den Gehalt von Kunst.
Aber wenn wir ehrlich sind: Jeder von uns bewertet.
Jeder von uns wird sicherlich eine Lieblingsband haben oder mehrere und sie vehement dagegen verteidigen, dass Justin Bieber genauso 'gute' Musik machen würde wie sie.
Oder eben Vehement Justin Bieber verteidigen :)
Die Frage ist: Worann machen wir das fest?
Natürlich zählt da der persönliche Geschmack, aber die meisten von uns unterscheiden schon zwischen 'ist müll' und 'ist nicht unbedingt mein ding'.
Ich z.b. finde, dass Filme wie Sharknado ganz einfach Müll sind (vermutlich aber aus anderen Gründen als die meisten), würde aber beim Spiel GTA sagen, dass das zwar gar nicht mein Fall ist und keinen Spaß am Spielen habe, sehe aber ein, dass dahinter eine große Leistung steht und es verdient gute Bewertungen bekommt.
Insofern gibt es also durchaus eine ebene die wir haben, die über die rein subjektive 'gefällt mir/gefällt mir nicht' ebene hinaus geht und mit der wir durchaus ein in gewisser weise objektives Urteil fällen wollen.
Für mich gibt es bis jetzt 4 verschiedene Bewertungsmaßstäbe die so ein Urteil in objektiver weise fällbar machen, die ich gefunden habe.
Da wäre Punkt 1:
Anspruch
Ein Werk mag nicht unterhaltsam sein, aber es stellt mit künstlerischen Mitteln etwas dar, was man nachfühlen kann, selbst wenn man es womöglich gar nicht will.
Für mich wären da z.b. die Werke von Kafka zu nennen.
Die sind nicht unbedingt unterhaltsam, außer man steht auf skurrilität und surrealität, aber z.b. in werken wie 'der prozess' wird durchaus die ausweglosigkeit der situation des protagonisten und sein verzweifeltes laufen gegen windmühlen dargestellt.
Oder, was vielleicht mehr kennen , liebe, von Michael Hanneke.
Das ist nicht sonderlich unterhaltsam, ner alten dementen Frau beim sterben zuzusehen, und viele werden sagen 'ich will das nicht sehen, das gibt mir nichts', aber man kann durchaus als objektives maß sagen, dass diese Situation und die dabei auftretenden gefühle und ängste sehr gut dargestellt worden sind.
Punkt 2:
inhalt:
Man mag ein werk nicht sonderlich gelungen finden auf handwerklicher ebene, aber wegen dem Inhalt, sei es ideologisch, universell oder politisch, dennoch wichtig und gut finden, oder bahnbrechend.
Nehmen wir z.b. das Blaxploitation kino:
Das waren beileibe nicht alles tolle filme, die meisten waren ziemlich schlecht, aber sie waren zu ihrer zeit beliebt, nicht nur wegen dem pulp faktor, sondern eben weil hier schwarze und als große neuheit auch frauen wichtige rollen bekleiden durften.
Aber auch heute sind wir durchaus geneigt, einem film, dessen botschaft mit etwas was wir richtig finden übereinstimmt eher ein positives urteil zu geben als umgekehrt.
Ich z.b. würde, egal wie handwerklich gut der film gemacht ist, einen film der mir am ende ne religiöse botschaft reinwürgen will ein eher negatives urteil geben, während andere diesen film nur deswegen besonder sloben würden.
Die Botschaft ist für uns durchaus ein wichtige objektives maß, also zumindest für die meisten leute.
Darum gehen die meistne großen produktionen heute auch den weg des geringsten widerstandes und lassen von kontroversen botschaften die finger.
Als Ausnahme gilt hier manchmal, dass man dinge die man bei neueren Filmen als z.b. sexistisch oder rassistisch einstufen würde bei alten filmen als eher charmant und anachronistisch aufnimmt.
Als Beispiele:
Mal ein Krasses Beispiel: Jud Süß von 1940. Antisemitische Propaganda. Könnte so gut gemacht sein wie sie will und möglicherweise tolle gags und entertainment faktor mit super action szenen haben, würde ich mir nie anschauen.
Währenddessen: Allerlei filme machen einen auf anti system und antikapitalistisch und leute schlucken es und loben den film, weil er in ihr horn tutet.
Aus der Musik kennen wir das , wenn wir den text, obwohl er nicht (siehe punkt 1) sonderlich anspruchsvoll sein mag als sehr positiv wahrnehmen, weil wir ihn als faktisch richtig einordnen.
Seien wir mal ehrlich: Gerade Black und Whitemetal bands z.b. sind davon betroffen.
Das eine hören fast nur christen, das andere hören zu einem signifikant großen anteil leute die ziemlich misanthropisch eingestellt sind.
Komplexität:
Hierzu zählen viele verschiedene Dinge:
Nehmen wir z.b. die Filme von Stanley Kubrik.
Überall Symbole, überall im Hintergrund versteckte Hinweise, in Details, alles muss man dechiffrieren.
Habt ihr Shining gesehen? Hättet ihr gemerkt dass es um amerikanische Ureinwohner geht? Vermutlich nicht. Man kann aber sehr gut begründen, dass genau das tatsächlich der Fall ist.
Das ist ne Sache, die nem normalen zuschauer gar nicht auffällt.
Es gibt viele Filme, in die man alles und nichts hineininterpretieren kann, und genau das ist für einige Leute ein maß um sie als gut zu bewerten.
Dass sie detailreichtum haben, dass etwas dahinter liegt und es keine reine aneinanderreihung von szenen und gags ist.
Es gibt aber noch mehr als nur detailreichtum:
Die Serie Lost z.b. wäre ebenfalls zu erwähnen, und generell viele große mystery serien.
Unabhängig von der UNterhaltung war sie insbesondere so erfolgreich, weil überall geheimnisse waren und das ganze immer überbordender zu einem jungel aus fragen geworden ist.
Das betrifft aber insbesondere auch seichtere Serien die aber eine Große Legende haben:
Z.b. die heutigen Marvel filme.
Für sich genommen sind das alles filme mit zwar hohem budget, aber ansonsten lediglich unterhaltungswert.
Die sind weder anspruchsvoll, noch haben sie eine sonderlich herausgestellte botschaft außer das was man in jedem zweiten hollywood streifen sieht.
Aber die verbindungen zwischen den einzelnen filmen und der serie und teilweise anderne medien führt zu einem steigenden komplexitätsgrad der für viele Leute (wenn auch zunächst abschrecken) nach und nach immer anziehender wird und dem ganzen mehr wert verleiht als die einzelnen filme an sich hätten.
Das gilt natürlich besonders für fantasy werke, z.b. herr der ringe, game of thrones usw. usf.
Aus anderen Medien kennen wir das z.b. aus der musik von werken, bei denen einem bei jedem hören immer wieder etwas neues auffällt (z.b. bei guten stoner rock bands die im hintergrund viele kleine details versteckt haben wenn man genau hinhört) oder andererseits auch bei opern in denen stücke ineinandergreifen und zu einem großen ganzen verschmelzen.
Intelligenz
Ein weiteres Merkmal ist, dass ein film besonders gut beobachtet oder aber unsere erwartungen unterläuft, das heißt mit uns auf der meta ebene spielt.
das betrifft z.b. parodien und dekonstruktionen eines Genres.
Wenn wir ein bestimmtes klischee erwarten und sehen dass der film es absichtlich nicht passieren lässt, dann fühlen wir uns von dem regiesseur verstanden.
Es sind hintergründige witze die nicht jede rversteht, außer die, die das klischee kennen, den insider joke quasi. Der ist zwar manchmal offensichtlich (wenn z.b. ein horrorfilm den witz darüber macht, dass man sich NICHT trennen sollte wenn das licht aus geht), aber dennoch.
Zu nennen wäre dabei z.b. die Simpsons.
Da fällt einem auch oft was neues auf in den einzelnen folgen, aber das ist nicht allein wegen der komplexität, sondern weil man älter wird und mehr anspielungen versteht die einem z.b. als jugendlicher nicht aufgefallen sind.
Viele der gags (auch besonders in serien wie futurama) sind so versteckt, das ssi emanchmal z.b. nur ein mathematiker oder physiker oder informatiker verstehen würde, also nur ein kleiner teil des publikums, diese werden die serie aber besonders mögen, weil jeder es mag in einen insider eingeweiht zu sein.
Mit Beobachtungsgabe sind z.b. Satiren wie 'das Leben des brian' gemeint.
Die meistne hier kennen wohl die steinigungsszene.
In dieser Szene geht es weniger um insiderwitze, hier sehen wir die beobachtung, wie sinnlos regelgläubig viele gläubige sind und zugleich, dass es ihnen weniger um gerechtigkeit als eben um das steineschmeissen geht.
Diese Beobachtung wurde so pointiert und persifliert dargebracht, dass man wohl selbst als gläubiger (wenn man nicht ohnehin schon vom Punkt 2, inhalt so abgestoßen ist, dass man es nicht schaut) schmunzeln muss.
Es sind halt diese momente, wo man, ob im buch oder sonstwo, aufspringen will und 'JA GENAU SO IST ES' rufen will, weil man die Beobachtung teilt oder sie einem zumindest jetzt wie schuppen von den augen fällt
In der Musik kann dieser Punkt sowohl textlich einzuordnen sein, z.b. bei texten von KIZ oder anderen rappern die ironische untertöne anschlagen, oder auch sozialkritik wenn ein besonders passender und pointierter vergleich zu finden ist (genau das unterscheidet es vom reinen INHALT oder ANSPRUCH), es kann aber auch die Musik selbst natürlich, für kenner des genres die es erkennen, absichtlich bestimmte erwartungshaltungen brechen.
Wenn z.b. in einem album nur harte und teils lustige, aufgedrehte musik kommt und om vorletzen track die charaktere in den krieg ziehen wollen und man im letzten track der 'die schlacht' heißt fetzige mucke erwartet, dann aber ein seichtes instrumental kommt und als trackcover grabsteine zu sehen sind, dann ist das eine subversion , die von vielen wegen ihrer Intelligenz und ihrer subversion unserer Erwartung geschätzt werden würde.
________
All diese Punkte hängen natürlich in erheblichen Maße von unseren subjektiven Einteilungen ab.
Was ein teenager anspruchsvoll findet, z.b. einen herzschmerzsong dvon dem er findet er würde doch genau sein gefühl widerspiegeln, das entlockt einem erwachsenen womöglich nur ein augenrollen.
Was manche intelligent finden finden andere blödsinnig oder sogar beleidigend (z.b. an southpark scheiden sich ja die geister).
Zum Inhalt muss ich wohl nichts sagen, und auch komplexität ist relativ.
Denn was manche komplex finden finden andere wiederum pretentiös, weil sie vermuten , es liegt gar nichts hinter den geheimnissen und der schreiber weiß selbst nicht, was er für ein ende haben möchte, oder ergeht sich in allerlei seitengeschichten ohne eine vernünftige hauptstory auf die beine zu stellen.
Die weiterführende frage wäre: Ist kunst also wirklich rein von subjektiven maßstäben abhängend?
Es wäre ja z.b. auch vorstellbar, dass es Kunst gäbe, die kein Mensch verstehen könnte.
Oder wäre z.b. die Kunst die beste, die alle Menschen unterhaltsam fänden und mögen, oder die meisten? Selbst wenn sie ohne anspruch ist sondern nur versucht zu gefallen?
Für mich gibt es noch andere bewertungskriterien, die aber weit, WEIT weniger leute teilen als die 4 großen die ich ansprach.
Ich finde z.b. wichtig, dass die kunst möglichst nah an dem ist, was der künstler erschaffen wollte, das zeichnet für mich objektiv aus, wie gut er sein handwerk versteht.
Furchtbar finde ich daher z.b. wenn produzenten bestimmte buchpassagen schwärzen oder filmszenen rausschneiden, oder musiker ohne wirklich dahinter zu stehen ihren musikstil ändern weil sie glauben damit mehr zu verdienen, das ist für mich ein entwertungskriterium.
Man könnte das aber wohl zum Punkt INhalt dazuzählen.
Natürlich gibt es auch Mixturen aus verschiedenen Punkten.
Hermetische Gedichte z.b., also gedichte, die darauf abzielen, wie eine flaschenpost nur von denen entschlüsselbar zu sein, die ein bestimmtes gefühl kennen und daher die metaphern die es beschreiben verstehen.
Die sind durchaus dann gut angenommen, wenn sie punkt a anspruch haben, weil sie das eben müssen um diese metaphern so gut zu nutzen damit die eingeplanten rezipienten sie verstehen und deuten können, als auch wegen ihrer intelligenz, weil damals dieses ausschließen, dieses hineinbitten in den elitären club der insider, ein novum war was als eine dekonstruktion frühere gedichte anzusehen ist.
Aber jetzt zu euch:
Fällt euch mehr ein?
Wie geht ihr bei der bewertung von kunst vor?
Habt ihr zu den Punkte besonders gute Beispiele?
Setzt ihr euch aktiv mit soetwas auseinander oder erschafft sogar kunst?