causa_y_efecto schrieb:Vom Bauchgefühl her würde ich sagen, dass von den Leuten die nicht selbst etwas mit der Jagd (Jäger, Treiber, Familienmitglied Jäger oder Treiber) zu tun hatten weniger als 10% wissen dass in Dersenow überhaupt Treibjagden stattfinden. Noch weniger dürften von dieser speziellen Treibjagd gewusst haben.
sallomaeander schrieb:Im ländlichen Raum dürfte eine Gesellschaftsjagd ein allgemein beachtetes Ereignis sein. Es nimmt eine Vielzahl von Personen teil, neben den Jagdausübenden auch Treiber, Helfer, Hundeführer usw., außerdem ist die Jagd im ländlichen Raum tief in der Bevölkerung verankert.
Nun haben wir das Dilemma…wie wichtig und bekannt sind Treibjagden in ländlichen Gegenden und wie war das im Osten in den 90ern?
Ich habe selbst überhaupt keine Ahnung. Ich komme zwar ursprünglich auch aus einer ländlichen Gegend, hab sogar ein paar Jäger in der Familie, aber Treibjagden gabs bei uns nie.
Vom Gefühl her, wäre ich eigentlich bei sallomaender, einfach weil am Land oft die „banalsten“ Anlässe reichen um ein Gesellschaftsevent draus zu machen.
Jeder weiß was los ist und sofern es möglich ist, machen alle mit. Ist natürlich auch viel Klischee, ich weiß.
Aber wenn dem so wäre, dann wäre die Chance ja relativ groß, dass auch der Täter von der Treibjagd gewusst haben könnte.
ThoFra schrieb:Was m E auch schon gewissermaßen auffällig ist - zumindest die Todesursache des Opfers wird doch zumeist erwähnt - selbst in Fällen, wo diese nicht (mehr) [eindeutig] ermittelt werden kann, wird dies dann meist auch explizit erwähnt.
Auch über das (ungefähre) Verletzungsbild des Opfers erfährt man meist etwas.
Also warum werden derlei Infos im Mordfall Martin D. zurückgehalten?
Da bin ich ganz bei dir. Verstehe ich auch überhaupt nicht.
Welche Informationen man an die Öffentlichkeit trägt, bestimmt im Normalfall eben auch wieviele mögliche Mitwisser man (emotional) erreichen kann.
Wenn man beispielsweise einen „grausamen Mord“ nach vielen Jahren erneut in die Medien bringt, dann ist die Chance deutlich größer, dass sich jemand meldet, der schon Jahre lang mit einem dunklen Geheimnis oder einem starken Verdacht lebt.
Darüber gibts sehr interessante Studien.
Nehmen wir mal - fiktiv - an, Martin hätte sich noch mit einer Gruppe Jugendlicher getroffen und gefeiert und aus Spaß/Wut/Übermut hätte ihm jemand ein Bierglas auf den Kopf gedonnert. Schädelbruch. Panik. Man schafft ihn ins Waldstück. Sein Körper weist keine Verletzungen auf bis auf den Schädelbruch.
Schlimm, aber kein grausamer Mord.
Ohne die genau Todesursache zu erwähnen, könnte man durchaus eine passende Formulierung finden, die eben ganz gezielt potentielle Mitwisser ansprechen würde.
Was ich damit sagen will - es gibt meistens Leute, die jahrelang etwas wissen, stark vermuten oder einen Verdacht hegen, sich aber aus den verschiedensten Gründen doch nicht bei der Polizei melden.
Wenn man, vor allem bei einem Cold Case, dann doch noch ein paar mehr Details veröffentlicht, die gezielt gewissen „Gruppen“ ansprechen könnten, dann sollte man das eigentlich tun.