Clash 2020: Match - Atrox vs. Luminita

Atrox schrieb:Warum müssen wir Platz 1 sein?

Ich persönlich denke nicht, dass wir Platz 1 sein müssen, aber man sollte ein stetiges Bestreben danach haben, sich zu verbessern. Deine Aussage klingt eher nach "Irgendwer muss ja im Mittelfeld sein, dann können wir das ruhig machen". Du hast recht, der Preis dafür, an der Spitze zu stehen, ist hoch. Zu hoch? Es sollte unter allen Umständen vermieden werden, dass bereits die Jugendlichen völlig gebrochen aus dem Schulsystem gehen - passiert leider aktuell hier auch, muss man sagen.

Atrox schrieb:Die richtige Grundlage wäre lebensnaher Unterricht gemessen am Interesse der Schüler.

Was ist lebensnah für dich? Davon rede ich ja hier die ganze Zeit, das aufgreifen, was die Schüler tatsächlich beschäftigt und was sie brauchen!

Atrox schrieb:Aktuell ist es so, dass eine schlechte Note in Kunst dazu führen kann, dass ich mein Hauptinteresse in Form eines Medizinstudiums begraben kann. Auch, wenn ich ein „weltbester“ Schüler in den MINT-Fächern bin.

Richtig, ja. Leider. Über Noten an sich könnten wir wahrscheinlich nochmal eine ganz eigene Diskussion eröffnen, darüber kann man auch sehr lange sprechen. Führt hier leider zu weit, aber so viel sei gesagt: MMn ist die Notenvergabe ein weiteres veraltetes Konzept. Kann es durch die Digitalisierung aufgefangen werden? Ja, das ist möglich. Noten kann man geben, muss man aber nicht, das ist relativ unabhängig von der Digitalisierung. Aber wenn wir den striken Rahmen, den Noten vorgeben, aufbrechen, lassen sich auch Stunden gestalten, die nicht unbedingt ein in Noten messbares Ziel haben müssen, dafür aber anderweitig wichtig sind. Was ältere Schüler an Montessorischulen z. B. mit den zur Verfügung stehenden Mitteln bewerkstelligen, ist beeindruckend!

Atrox schrieb:Vielleicht sollten wir hier einen Schritt vor dem nächsten tun und das Tablet nicht gleich zur Grundvoraussetzung machen.

Mit was fangen wir an? Ich denke, es hat sich im Laufe unserer Diskussion deutlich gezeigt: Es besteht Handlungsbedarf an allen Ecken. Wir müssen etwas ändern und diesen Bedarf akzeptieren. Wo die Schulen ansetzen sollen, würde ich ihnen ungern vorschreiben.

Atrox schrieb:Das passt mit dem aktuellen Mindset vieler Schüler nicht zusammen.

Ich hätte gerne Belege, dass es diese Schüler gibt, und entsprechende Forderungen der Schüler selbst gesehen. FFF vernetzt sich deutschlandweit über Whatsappgruppen und kommuniziert und organisiert überwiegend digital. Ohne Social Media und Co. gäbe es die Bewegung überhaupt nicht. Ich denke, das ist ihnen selbst auch bewusst, oder sollte es zumindest sein. Man beißt nicht die Hand, die einen füttert.

Ich möchte noch Personen zu Wort kommen lassen, die es tatsächlich betrifft: Schüler*innen der Gesamtschule Bellevue Saarbrücken. Diese kennen sich aus, wissen Bescheid was möglich ist und wie sie am besten lernen.

Meiner Meinung nach lernt man ziemlich viel, vor allem wenn man dann Spaß hat, dann macht man auch lieber mit und dann passt man auch vielleicht mehr auf.

Ich finde, [die Skeptiker] müssten das mal ausprobieren, damit die darüber dann Bescheid wissen, wie das dann läuft und so.

Ladies and Gentleman,

es ist Zeit den Abschluss zu finden und hier nochmal ein Resume zu ziehen.

Vorangestellt möchte ich mich aber herzlichst bei @Luminita für den schönen und lehrreichen Clash bedanken. Ich glaube das war das erste Mal, dass ich komplett gegen meinen persönlichen Standpunkt argumentieren musste und das war eine wirklich mehr als spannende Erfahrung.

Ich denke wir haben hier viel gehört über die Chancen, aber auch die Risiken der Digitalisierung an Schulen. Digitalisierung ist ein großes Wort und geht dem heutigen Stand als größtem Leitmotiv der Effizienz nach.

Doch sollte die Industrie das Vorbild und Effizienz die Triebfeder unseres Bildungsystems sein? Wollen wir den Preis dafür wirklich bezahlen, wenn man beispielsweise sieht, dass Schüler im stark leistungsorientierten Japan höchst vulnerabel mit Blick auf psychische Erkrankungen sind? Wollen wir die Last den Lehrern aufbürden, die ganz andere Kämpfe im Schulalltag ausfechten müssen?

Ich beantworte diese Frage mit nein und freue mich, dass wir trotz Platz 20 in der PISA-Studie am Ende des Bildungsweges herausragende Ingenieure und Mediziner hervorbringen. Trotz Overheadprojektoren :)

Was bleibt nun übrig? Man kauft 20 Tablets für eine Klasse, hofft, dass es was bringt und man setzt den Stempel „Digitalisierung“ drauf. Herzlich willkommen in der rosa Gummibären-Welt in der jeder Schüler gerne lernt und sein Potential voll ausschöpft. Ist doch super, wenn man bedenkt, wieviel Zeit und Geld die Unternehmen in die Digitalisierung stecken, dass es im Bildungssystem so einfach geht.

Nun, das geht es natürlich nicht. Die angeführten Konzepte sind entweder oberflächlich und praxisfern oder bereits gescheitert. „Wir versuchen das jetzt einfach mal“ kann da blitzschnell zum Boomerang werden.

Abschließend möchte ich sagen, dass ich dem Kredo „besser schlecht digitalisieren als garnicht digitalisieren“ nicht folgen möchte und auch nicht werde. Zu groß sehe ich die Gefahr ganze Jahrgänge zu verheizen, wie es schon beim Experiment G7 geschehen ist und unfähige und zu junge Schüler auf die Unis losgelassen hat.

Ein Bild, wie ich es im Eingangspost gezeichnet habe, gilt es zwingend zu verhindern. Auch wenn die Handbremse im neoliberalen Narrativ der Digitalisierung nicht vorgesehen ist, gilt es diese, mehr denn je, zu nutzen und wirklich substantielle Konzepte zu erarbeiten. Es geht um unsere Kinder!

In diesem Sinne nochmal vielen Dank für die anregende Diskussion und allen Lesern für ihre Aufmerksamkeit.

Ich schicke hier auch noch einen schnellen "von unterwegs aus dem Zug" Abschlusspost, daher verzeiht die Kürze. Auch ich sage ein Dankeschön an @Atrox, es hat mir sehr viel Spaß gemacht und war durchaus herausfordernd.

Wir haben in den vergangenen Stunden einige Aspekte der digitalisierten Lehre aufgegriffen und es wurde doch deutlich, dass Bildung ein Lebensbereich ist, der sich eigentlich ständig weiterentwickeln muss. Leider tut er das aktuell in schon seit mindestens zehn Jahren nicht mehr, trotz dessen, dass Smartphone und Laptop schon nicht mehr wegzudenken sind und der MP3-Player inzwischen schon out ist, was ich und mein MP3-Player sehr bedauern.
Die Schnelligkeit dieser Entwicklung fordert mehr denn je den kompetenten Umgang mit neuester Technik. Stehenbleiben funktioniert nicht mehr, und das muss doch langsam auch in den Schulen verstanden und in Angriff genommen werden. Längst geht es nicht mehr nur um das Smartboard als nette Spielerei, sondern um die berufliche Lebensrealität der Schüler, die erst in 10, 15 Jahren ins Arbeitsleben einsteigen.

Die Ängste der Lehrkräfte und mancher Ministerien werden von den Forderungen der Schüler übertönt. Und in der Pandemie hat sich mehr als deutlich gezeigt: Auch der Großteil der Lehrer (54%) weiß, dass sie es eigentlich anders machen müssten. Sie werden nicht gelassen, ob nun aufgrund fehlender Mittel, zu großen Klassen, fehlenden Konzepten oder anderen äußeren Umständen, ist sicherlich sehr individuell.

Unsere Gesellschaft ist leistungsorientiert. Dieses Denken ist tief in unseren Köpfen verankert und wird sich daher auch nicht so schnell entfernen lassen. Digitale Medien können nicht alles heilen, und das ist auch nicht ihre Aufgabe. Wir müssen zugleich an uns selbst arbeiten. Wie gehen wir mit Leistungsdruck um, vermitteln wir ihn aktiv oder können wir ihn auch nehmen, wenn man Schülern zeigt, dass es okay ist, dass sie die Aufgabe nicht so gut gelöst haben wie der Banknachbar? Bleiben wir dabei, dass Menschen, die seit 40 Jahren keine Schule mehr von innen gesehen haben "schon wissen, was gut ist", oder lassen wir die Schüler endlich selbst bestimmen, wie sie lernen möchten?

Mein Bild von der Zukunft ist wesentlich positiver. Es zeigt Schulklassen, die kooperativ lernen, die vom Lehrer Anleitung und Unterstützung da erhalten, wo sie nötig ist. Es zeigt Schüler, die nicht mehr versuchen müssen, sich selbst in ein System zu pressen, von dem sie selbst nur zu gut wissen, dass es veraltet und nicht zeitgemäß ist. Individuelle Angebote, gerne auch in gewisser Weise automatisiert zur Entlastung der Lehrkräfte, bestimmen das Leben der Schüler - und es geht ihnen gut damit! Das ist das, was uns langfristig weiterbringen wird.

Wenn man sich die vielfälten digitalen Angebote genauer ansieht, versteht man, dass es hier nicht darum geht, Bulemielernen zu fördern und den Schüler auf die nächste Klassenarbeit zu trimmen. Nein, es geht um ganzheitliches Verstehen, um verschiedene Lernansätze und um Angebote, die auf Fach und Schüler zugeschnitten sind.
Mathematik lebt vom Üben mit zusätzlichen Hilfen und Anleitungen, Chemie und Physik von Simulationen und "selber machen", Sprachen vom aktiven Anwenden. Geschichte kann so viel besser vermittelt werden, wenn man den virtuellen Rundgang in der Gedenkstätte Auschwitz nutzen kann, im Politikunterricht können wir Streamingangebote des Bundestages nutzen. Wir können das! Man lernt schließlich fürs Leben und nicht für die Abschlussarbeit.

Ich danke euch allen für's Dabeisein!

Hallo @Atrox, hallo @Luminita,

ihr hattet nicht nur ein spannendes Thema, sondern auch das Glück, gegen einen ebenbürtigen Gegner clashen zu können. Mir war schon beim Lesen klar, dass das - zumindest in meiner Bewertung - eine knappe Kiste wird und ich habe lange überlegt, nicht vielleicht doch ein Unentschieden zu geben. Aber letztlich bin ich dann doch bei einer ganz leichten Tendenz.

Argumentation (50 Punkte):

Atrox lieferte einen starken Einstieg in das Thema. Kevin, die nicht studierte Lehrkraft, die per PENIS unterrichtet und Anna, die G 4-Systemschülerin (da musste ich tatsächlich lachen).
Luminitas Argumentation war ebenso nachvollziehbar - so ein bißchen fragend blieb ich am Ende aber dennoch zurück. Ging es dir jetzt um die komplette Digitalisierung oder eher um ein Wechselmodell aus Präsenz- und Digitalunterricht?
Der komplette Digitalunterricht, von zuhause aus, hätte zumindest das Argument, dass da auch schon Grundschüler herangeführt werden könnten, obsolet gemacht, denn hier würde es ja zwingend ein Elternteil benötigen, welches das Ganze überwacht.

Auch darf man wohl nicht den sozialen Aspekt, den Schule bietet, vernachlässigen. Atrox erwähnte das, für meinen Geschmack, ein wenig zu beiläufig.

Ich weiss nicht, Luminita, ob das wirklich eine Position war, die du tatsächlich vertrittst
, aber entweder denkst du tatsächlich sehr leistungsorientiert oder hast diese Rolle sehr gut zu spielen gewusst. Jedenfalls hatte ich ganz oft das Bedürfnis, mitten in den Clash zu grätschen und dir eine verbale Kopfnuss zu verteilen. :D

Bei Atrox hingegen, wünschte ich mir oft, er würde schneller aus'm Tee kommen und noch ein bißchen mehr auf die sozialen (und auch gesundheitlichen) Risiken zu sprechen kommen. Mir als Mutti, ist die technische Machbarkeit erstmal egal, ich will wissen, was das mit meinem Kind macht. Das ist aber mein Problem und nicht deines.

Ihr beide seid also sehr objektiv-argumentierende Clasher und wahrscheinlich hat genau DAS den Clash auch so interessant zu lesen gemacht. Dafür war aber auch keiner von euch so wirklich angreifbar. Zumindest war das mein Eindruck.

Atrox liegt hier, aus dem Gefühl heraus, mit einem marginalen Vorsprung vorne:

Atrox: 26
Luminita: 24

Form / Stil (30 Punkte):

Muss ich darauf eingehen? Ich finde beide gleich stark. Beide können sich ausdrücken, beide benutzen Quellen, um ihre Meinung zu untermauern, beide besitzen einen Schreibstil und eine Argumentationskette, denen man folgen kann.

Atrox: 15
Luminita: 15

Kältefaktor (20 Punkte):

Auch hier gibt es einen Gleichstand. :palm:

Atrox: 10
Luminita: 10


Gesamt:

Atrox: 51 Punkte
Luminita:49 Punkte



Wer auch immer weiterkommen wird, hat es verdient. Wer auch immer ausscheiden wird, der nicht.
Ich wünsche dem Gewinner viel Erfolg im nächsten Match und dem Verlierer danke ich für einen saustarken Clash!

Bewertung von @XAE

Stil:

Geht meine Erachtens deutlich an Luminata.

Meine Kritikpunkte bei Atrox:
Er diskutiert „über eines der wichtigsten Themen des 21. Jahrhunderts“. Dazu passt nicht die Flapsigkeit und Derbheit in der Folge. In einem anderen Kontext habe ich nichts gegen Spitzen, Sarkasmus oder Übertreibung als Stilmittel. Auch das Abrängen des Gegners indem man ihn einem politischen Lager zuschreibt ist grundsätzlich legitimes Mittel. Aber nicht, wenn man das eigene Thema als eines der wichtigsten des Jahrhunderts postuliert. Dann muss man es auch ernst verkaufen, oder jedenfalls vermitteln dass man dem Thema mit einer gehörigen Portion Respekt gegenübersteht.

Dem stehen folgende Formulierungen entgegen:

Übertreibung und starke Vereinfachung: „Haben wir dieses Jahr nicht genügend junge Seelen mit Lehrern geschunden, die Zoom und WebEx für neue Energydrinks halten?“

Unnötig derb: „Diggah, du bist so lost.“

Übertreibung: „Meistens lernte sie nachts, wenn das ganze Dorf schlief und die Bandbreite passabel wurde. Nach ihrem Bachelor mit 15 folgte der Absturz: Schlaflosigkeit, Einsamkeit, Burn-out und schlussendlich die Erwerbsunfähigkeit.“

Polemisch: „Nur ein wegrationalisierter Mitarbeiter, ist ein guter Mitarbeiter“

Starke Verknüpfung von Politik mit dem Thema: „ Neoliberalisierung auch im Schulalltag“, wiederholt sich in der Folge immer wieder.

Meine Kritikpunkte bei Luminata:

Wie schon beim ersten Clash von ihr gefällt mir nach wie vor die genutzte Einleitung:

„Die ganze Welt ist von der stetig voranschreitenden Digitalisiserung besetzt. Doch nein, in einem Bereich scheint die Digitalisierung noch immer ein mit Skepsis betrachtetes Fremdwort zu sein. Die digitale Bildung ist ein in Deutschland viel diskutiertes Problem, dabei müsste es gar kein Problem sein. Das sehen wir uns heute genauer an und damit begrüße auch ich @Atrox und alle Mitleser herzlich zu diesem Clash!“

Mir gefällt auch, dass Luminata ihre Beiträge durch rhetorische Fragen strukturiert, ein von ihr sehr oft genutztes Stilmittel. Atrox nutzt rhetroische Fragen eher provokant, um sie unbeantwortet oder weniger in die Tiefe gehend stehen zu lassen. Luminata beantwortet sie in der Folge tendenziell ernsthaft und selbst, und erreicht damit dass der Leser/Zuhörer immer wieder abgeholt wird.

Sie schreibt auch insgesamt beherrschter und ruhiger, wird eigentlich nur einmal kurz aggressiv, „Was, hingegen, sind denn die Vorteile, wenn wir weiterhin bei stapelweise Papier und Frontalunterricht bleiben, @Atrox?“ – aber sie entspricht in ihrem Stil dem eigentlich von Atrox vorgegebenen Pathos viel eher als er.

Daher verteile ich die insgesamt 30 Punkte für Stil mit 20 für Luminate und 10 für Atrox.

Form:

Atrox hat etwas mehr Schreibfehler in seinem Text, da die mich immer stören, gibt es entsprechend der Regel „nur relevant wenn sie stören“ einen kleinen Abzug. Aber nicht viel.

Beide lassen ihre Texte relativ zerstückelt, indem sie sehr oft den Gegner zitieren, so als habe er nicht fünf Zeilen weiter oben genau das ja schon geschrieben. Diese Art das „Alles-Zitierens“, selbst wenn es eben erst geschrieben wurde, macht die Texte für mich etwas weniger ansprechend, ebenso wie die Tatsache dass Quellen immer mitten im Text eingefügt werden, anstatt gesammelt nach Art einer Fußnote am Ende des Posts. Aber da das hier so gehandhabt wird, kann ich nicht wirklich absolut etwas daran kritisieren, und da beide es gleichermaßen nutzen, ist es bei der 100-Punkte-Bewertung auch unerheblich, da sich keiner hervortut.

Beide haben eine klare Einleitung und einen klaren Schluss mit einem extra Abschluss-Statement. Gefällt mir, ist aber in der Bewertung wiederum unerheblich, weil beide es machen und daher niemand Punkte dafür gewinnt oder verliert.

Im Ergebnis: Von insgesamt 30 Punkten für Form bekommt Luminata 16, Atrox 14.

Argumentation:

Hier sind insgesamt 40 Punkte zu holen.

Luminata beginnt stark, indem sie das von Atrox gewählte Szenario umdeutet und zu ihren Gunsten verkauft.

Sie argumentiert nicht schwarz-weiß, sondern relativiert, schränkt ein, arbeitet mit Einwandvorwegnahmen und bietet so relativ wenig Angriffsfläche. Etwas defensiv, aber wirkungsvoll, zumal wenn man in der stärkeren Position steckt (und ich denke das ist hier offensichtlich, sie hat die einfacher zu vertretende Position).

Atrox untermauert seine Argumentation mit Beispielen und Belegen/Anekdoten, die leider teilweise etwas übertrieben sind (habe ich bei Stil als formale Kritik geäußert, aber es hat auch eine inhaltliche Dimension bzw. eine Dimension beim Punkt Argumentation).

Die Argumentation mit der eigenen Schulzeit kann man machen, ich persönlich mag es nicht, wenn persönliche Erfahrungen im Vordergrund stehen.

Überhaupt argumentiert Atrox oft aus einer persönlichen Perspektive, „Ich sehe hier also absolut nicht das, was ein tragfähiges Konzept beinhalten müsste“

Luminata argumentiert eher von einem absoluten Standpunkt aus, was einem so wichtigen Thema eher entspricht, da es hier eher um absolute Fragen geht, um die Entwicklung der nachfolgenden Generationen und um die Zukunft der Menschheit.

Wenn sie persönlich wird, dann nur kurz, um dann nach oben auf die generelle Ebene zu wechseln („Ich kenne das“, dann wechselt sie aber gleich zu den Lerntypen“).

Auch formuliert Atrox teils Konjunktive – die haben in einer Argumentation m. E. nie etwas zu suchen, „sollte uns eher zu der Annahme bringen, dass das Gesamtkonzept garnicht mal so schlecht ist.“

Was mir sehr gut gefällt, ist dass Atrox beim Thema Skandinavien abstrahiert und sich mit der Art der Argumentation innerhalb der eigenen Diskussion auseinandersetzt. Metaebene, das ist gibt einen Pluspunkt.

Im nächsten Strang ändert sich die Argumentation von Atrox etwas, wird gefühlt ruhiger und kontrollierter, und auch ernsthafter, insbesondere wenn er über die Schüler schreibt, die auch mal persönliche Betreuung durch einen Lehrer benötigen. Wäre er länger in dieser Haltung geblieben, hätte es mir viel besser gefallen.

Das dreht sich dann aber kurz danach wieder, und es dominieren die Behauptungen. Thesen werden nicht ausreichend logisch verknüpft.

Beispiel: „Japan hat eine verdammt hohe Selbstmordrate unter Schülern. Das Bildungssystem ist dort von einem hohen Leistungsdruck geprägt. Dieser extreme Leistungsdruck wird auch hier Einkehr erhalten, wenn das höchste Ziel ist, Bildung effizienter zu gestalten.“ Die Wenn-Dann-Beziehung ist nicht einmal grob beschrieben. Wenn wir das höchste Ziel haben, Bildung effizienter zu gestalten, dann wird extremer Leistungsdruck Einzug halten. Da fehlt in der Mitte eine logische Verknüpfung.

Somit erhält Luminata auch hier mehr Punkte, allerdings nicht so deutlich wie im Punkt Stil, dabei bei der Argumentation beide mit Beweisen/Belegen gearbeitet haben und die kleinen Kritikpunkte bei Atrox viel mit Geschmack zu tun haben.

Außerdem hatte Atrox den schwerer zu vertretenden Standpunkt.

23 für Luminata, 17 für Atrox.

Macht insgesamt: 59 Luminata, 41 Atrox.

Guten Abend liebe Clasher, liebe Orga und liebe Mitleser,

Das Thema:

Digitalisierung von Schulen:
Wie wichtig ist digitaler/online Unterricht?

Pro: @Luminita: „Digitaler Unterricht ist wichtig“
Contra: @Atrox: „Ist gegen die Digitalisierung“

Sophia’s Vorwort:

Ein herzliches Danke an @Luminita und @Atrox für den sehr guten und interessanten Clash, der für mich als Jurorin vor eine ganz besondere Herausforderung gestellt hat, weil ich für mich nicht sofort einen Gewinner lokalisieren konnte.

Wir befinden uns in mitten der digitalen Revolution, die durch Corona einen gehörigen Schub bekommen hat und gerade im Bildungssektor war und ist dies auch weiterhin dringend notwendig.

Die Pandemie hat gezeigt, wie sehr der Schulbereich der restlichen Digitalisierung hinterherhinkt. Schwachstellen, die es im derzeitigen Bildungssektor gibt, müssen sich nicht zwingend durch die Digitalisierung verschärfen, sondern haben eher das Potential durch sinnvoll angewendete Digitalisierung das Bildungssystem zu bereichern.

Natürlich müssen Lehrer, wie auch Schüler, besser und umfassender auf die Digitalisierung vorbereitet werden, was aufgrund der Pandemie im unausgereiften ad hoc-Verfahren nicht möglich war.

Meine Bewertungskriterien für die 100 zu vergebenden Punkte:

1. Form + Stil: 30 Punkte
2. Argumentation: 70 Punkte

1. Form + Stil:

Beide Kontrahenten begegnen sich auf Augenhöhe und sind in Form und Stil ähnlich aufgestellt, so dass ich zum ersten mal, die gleiche Punktzahl für Form und Stil vergebe.

@Luminita: 15 Punkte
@Atrox: 15 Punkte

2. Argumentation:

Beide Kontrahenten sind sich ebenbürtige Gegner.

@Atrox zeichnet mit seinem Einstieg ein dystropisches und provozierendes Bild der digitalen Zukunft im Bildungsbereich und sein Fokus liegt zu Recht auf den Schwachstellen unseres Bildungssystems – die eben auch ohne Digitalisierung – schon vorhanden sind.

@Luminita geht folgerichtig darauf ein, dass der Bildungssektor nicht den Anschluss an die restliche digitale Welt verlieren darf, weil sich die heutigen Schüler später in der digitalen Welt nicht nur zurechtfinden, sondern auch behaupten müssen.

@Luminita bringt viele Beispiele, wie Digitalisierung ergänzend im Bildungssektor eingebracht werden kann und diese trägt sie souverän, sehr gut strukturiert und auch nachvollziehbar vor.

Bedenkt man @Atroxs ungünstige Ausgangsposition (als Verweigerer eines längst notwendigen Fortschritts) so hat er seinen Part glaubhaft vertreten und damit eine sehr gute Leistung abgeliefert.

Nichtsdestotrotz muss ich einen persönlichen Gewinner ausmachen und das ist in diesem Fall eine Gewinnerin.

@Luminita: 37 Punkte
@Atrox: 33 Punkte

Gesamtbewertung:

@Luminita: 52 Punkte
@Atrox: 48 Punkte

Moin Moin liebe Clashteilnehmer, Moin Moin liebes Team,

untenstehend meine Bewertung für dieses Duell.

Ich möchte vorausschicken, dass ich mich diesmal völlig ohne eigenen persönlichem Bezug zu diesem Themenkomplex an die Diskussion nähern konnte, da ich keine eigenen Kinder habe und wohl auch nicht mehr bekommen werde, so daß ich mich mit diesem Themenkomplex selber nicht befasst habe. Das Ganze macht es für mich so spannender, da ich mich tatsächlich von den Argumentation der Clashteilnehmer überzeugen lassen kann. Oftmals ist das ja auch beim Clash nicht einfach, da man zu vielen Dingen seinen eigenen Standpunkt hat - diesen natürlich versucht auszublenden, aber sich auf 100%ige Neutralität gegenüber dem Thema (nicht gegenüber der Teilnehmer) kann man sich nicht runterfahren.

Ich werde wie immer in die drei Kategorien gemäß den Jury-Grundlagen unterteilen und wie folgt bewerten:

Form: 20 mögliche Punkte
Stil: 30 mögliche Punkte
Argumentation: 50 mögliche Punkte

Form:

Bei der Form bewerte ich die Wortwahl, die Formatierungen, den Lesefluss, ob und wie zitiert wird - solche Dinge.
Ich muss zu diesem Bewertungskomplex sagen, das beide Kontrahenten einen Top-Job gemacht haben. Die Beiträge sind gut zu lesen, jeder hat einen Eingangspost sowie ein Fazit gelesen, die Sprache ist so gewählt, das man flüssig und gerne liest, natürlich wurde die Diskussion in einem "Sprachdeutsch" und nicht in einem "Schriftdeutsch" gehalten, was aber in dieser Diskussion überhaupt nicht negativ war, sondern das wurde von Beiden so geschickt eingesetzt, dass hier wirklich das Gefühlt bekam ein Transkript einer Diskussion zu lesen, die so beispielsweise auf einem Podium statt fand. Beide haben ordentlich Quellen und Belege für Ihre Behauptungen zitiert und diese auch verlinkt.

Für mich wäre hier alles Andere als ein Unentschieden nicht gerecht - Beide bekommen jeweils 10 Punkte.

Stil:

Beim Stil bewerte ich wie die Diskussion geführt wird. Wer ist angriffslustiger, wer geht auf den Kontrahenten ein, wer wird schnell passiv usw.
Auch hier muss ich mir sagen das beide Duellanten sich nicht viel nehmen - Beide waren auf Attacke gepolt, beide gingen auf die Beiträge des Gegners ein, jedoch nie ohne die Fassung zu verlieren, ohne unfair zu werden. Man hat bei aller sachlicher Rivalität bei Beiden gespürt den Clash gewinnen zu wollen, doch es ist dabei unglaublich fair und respektvoll miteinander umgegangen worden. Im Gegensatz zum "normalen" Forum wurde so gut wie nicht mit Polemik, Unsachlichkeit, Falschbehauptungen gearbeitet, sondern hier entstand eine Bilderbuchdiskussion die ich mir immer wieder gerne als gelungene Diskussion durchlese.

Auch hier kann es für mich nur ein Unentschieden geben - beide je 15 Punkte.

Argumentation:

Wie ich anfangs schon betonte, bin ich diesem Thema komplett neutral begegnet, so daß ich beide Argumentationen auf mich wirken lassen konnte. Dies war manchmal nicht ganz einfach, weil ich zum Teil des Gefühl hatte, das oftmals von zwei verschiedenen Bedeutungen der Digitalisierung ausgegangen wurde. Für mich wurde bei Atrox die Digitalisierung auf das Konzept des Fernunterrichts reduziert, während bei Luminita (für mein Verständnis) eher die begleitende Digitalisierung während des Aufenthalts in der Schule thematisiert wurde. Es ist für mich deshalb dann um so schwerer für mich zu bewerten, da mich letztlich Beide in Ihrer Argumentation eingefangen und überzeugt haben. Ich muss Atrox beipflichten das eine Digitalisierung die auf einen Fernunterricht hinausläuft überhaupt nicht das ist, wie wir zukünftige Generationen ausbilden wollen, wenn es in der Schule um mehr gehen soll, als reine Wissensvermittlung. Aber tatsächlich überzeugt mich Luminitas Ansatz von der Digitalisierung als Mischform eines Unterrichts in der Schule mit interaktiven Möglichkeiten am Tablet jedoch mehr, und ich glaube das wäre in meiner Schulzeit genau mein Ding gewesen. Während des Unterrichts Fragen beantworten, jederzeit sein Wissensstand testen können, seine gesamtes Unterrichtsmaterial in Form eines Tablets anstatt eines schweren Rucksacks voller Bücher - das sind einfach Komponenten die mich dahingehend überzeugt haben, das dies eine Form der Digitalisierung sein kann, die uns weiter bringt. Leider ist Atrox auf diesen Teil der Diskussion für mich nicht so ganz aufgesprungen und hat weiter gegen den Fernunterricht argumentiert und nicht gegen den Mix der Möglichkeiten die Luminata aufgezeigt hat.

Trotzdem haben natürlich beide sauber und in sich passend kongruent argumentiert deswegen bekommt Luminita auch nur eine kleine Punktanzahl mehr, und dies auch nur, weil ich den Ansatz überzeugender fand.

Atrox: 23 Punkte
Luminita: 27 Punkte

Fazit:

Das war ein Clash der mir viel Spaß bereitet hat obwohl oder gerade eben weil es nicht mein Thema war. Ihr habt euch beide viel Mühe gegeben und eigentlich ist es schade, daß einer von euch rausfliegen muss, ich hätte euch Beide gerne im Finale gesehen, ich hoffe ich darf noch ein paar Battles dieser Qualität begleiten.

Gesamtpunkte:

Atrox: 48 Punkte
Luminita: 52 Punkte

Gruß

Cejar

Somit steht das Ergebnis fest:

@Atrox vs @Luminita

Cejar, 48:52
SophiaPetrillo 48:52
XAE 41:59
Kältezeit 51:49
Umfrage: 98:102

Gesamt: 286:314

@Luminita ist somit im Halbfinale!

Endlich mal ein knappes Ergebnis... Im Vergleich

Wow. Wooooaaaah! Leute, ich bin komplett baff, damit hab ich überhaupt nicht gerechnet! Vielen Dank der Jury für die Bewertungen und @Atrox für den Clash. Ich freue mich mega!

Hier auch nochmal herzlichen Dank an die Jury für das differenzierte Feedback :)

@Luminita

Ich freue mich gerade tatsächlich riesig, dass du dich da so drüber freust :) So sollte Clash sein. Hol dir das Ding!

@Atrox

Danke für das gute Match