2 ZEICHEN

Irmchen (eine meiner Lieblingsschwiegermütter) – Kette – Vogel


Zur Vorgeschichte und damit man besser die Hintergründe verstehen kann:

Ich bin keine Schmuckträgerin, aus welchen Gründen auch immer.
Ich weiß es nicht warum. Es ist mir halt nicht so wichtig.
Nur manchmal, wenn ich große Lust habe, mache ich eine Kette um oder
trage mal einen ganz kleinen Ring am Finger.
Nun gut.
Also, ich bin keine Schmückträgerin und Schmuck ist mir nicht wichtig.

Als ich als Leiterin von einer Privatschule arbeitete und
mich u.a. auch um verschiedene Dozenten aus den Altbundesländern zu kümmern hatte,
bekam ich eines Tages zum Abschied von einer Ehefrau eines älteren Dozenten
für meine Bemühungen und Fürsorge einen „Kettenanhänger“ geschenkt.

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht,
dass dieser sehr wertvoll und aus Weißgold war.
Ich hatte ja keine Ahnung.

Meine Schwiegermutter war eine „feine Frau“,
ging immer modisch und adrett gekleidet und trug gerne auch Schmuck.

Als sie eines Tages zu Besuch kam und
diesen wundervollen weißgoldenen Anhänger an einem
wohl eher billigen Silberkettchen an mir sah, meinte sie:

„... das kannst du wirklich nicht machen.
Das ist Stilbruch.
An einen weiß goldenen Anhänger gehört auch
eine weiß goldene Kette.“

Darauf erwiderte ich ihr nur lieb und eher unbewusst:
„O.k., wenn du mir dazu auch das Weißgold-Geld gibst.
Ach, Irmchen, das ist für mich doch nicht so wichtig.“

Darauf antwortete sie:
„Na, dann bekommst du von mir zu Weihnachten
dieses weiß goldene Kettchen geschenkt.“

Sie verstand zum damaligen Zeitpunkt gar nicht,
dass es mir darauf gar nicht ankam.
Aber sie war eine ganz liebe und wollte mir wohl was Gutes tun.
Und so war ich einverstanden.


Dazu muss ich noch sagen,
dass wir zu diesem Zeitpunkt 4 Kinder hatten
2 von mir und 2 von meinem verstorbenen Mann,
die oft bei uns waren und für die wir Unterhalt gezahlt haben,
so dass ich auch nicht viel Geld für solche „Schnerzchen“ übrig hatte.

Aus diesem Grunde hätte ich mir auch nie,
nur mal eben so und ohne triftigen Grund soviel Geld für eine Kette mitten im Jahr und ohne Anlass (Weihnachtsgeschenk oder Geburtstagsgeschenk) gekauft!!!

Ich sagte das auch nicht, um dieses Kettchen von ihr zu bekommen.
Das ist mir eher nur so spontan herausgerutscht.

Und nun zur eigentlichen Geschichte:

Meiner Schwiegermutter ging es nicht gut.
Sie lag wegen Herzbeschwerden im Krankenhaus und musste operiert werden.

Eine Woche vorher waren wir sie im Krankenhaus besuchen.

Ich nahm ihr zur Aufmunterung meine kleine Porzellan-Babypuppe
„Das kribbelnde Vergnügen“ (Sammler-Puppe mit kleiner Raupe auf dem Ärmchen)
mit ins Krankenhaus.

Es ist erwiesen, dass Menschen, die in ein Babygesicht´chen schauen,
sich sofort entspannen und es ihnen auch sofort besser geht.
So ein Baby ist gut fürs Herz. (War meine Idee.)


An diesem besagten Tag im August, der sehr heiß war,
hatte ich mich mit meiner Freundin ausgerechnet zu einer Shoppingtour verabredet.

Sie wollte, dass ich sie in Modefragen berate.

Normalerweise verkrieche ich mich in den Schatten wenn es so warm ist.
Aber ich hatte es ihr nun mal versprochen, also riss ich mich zusammen und ging mit.

Der Morgen war perfekt.
Die Sonne schien heller als sonst und mir ging es wider erwarten gut.

Wir gingen also in die Stadt und wollten für sie was Schönes kaufen.






In der Stadt angekommen und aus einem mir bis heute völlig unverständlichen Grund (das weiß ich heute), sagte ich zu meiner Freundin:

„Geh´ du schon mal in dieses Geschäft,
ich muss schnell mal in ein anderes,
dann können wir loslegen.“

Es klingt für mich immer noch eher surreal als real.
Schon alleine der Wortlaut – geh du in DIESES Geschäft .. ich geh in ein anderes.
Ich hätte das Geschäft doch benennen können.
War schon komisch, glaubt mir.


Ich ging, wie fremdgesteuert, in ein Juweliergeschäft,
dass in einer kleinen Nebenstraße lag -
also nicht mal ein Geschäft, was auf unserem Weg lag und
wo mir hätte diese blödsinnige Idee gekommen sein können,
mir mal eben schnell eine teure Kette zu kaufen,
zumal ich nicht einmal Geld dabei hatte,
weil ich den Tag zuvor schon Etliches ausgegeben hatte.

Bitte vergesst auch nicht, dass mir Schmuck nicht viel bedeutet und
Schmuckshopping also eher nicht auf meiner Must have – Liste steht.


Natürlich hatte ich aber meine Geldkarte für gewisse Eventualitäten immer dabei.
Das war mir aber in diesem Moment gar nicht bewusst.

Ich wollte mich einfach vor unüberlegten Einkäufen schützen,
deshalb nahm ich kein Geld mit.

Ich war also in diesem Juweliergeschäft und
schon kommt die 2. paradoxe Handlungsweise –
wer mich kennt weiß, dass ich bei derart wertvollen Dingen
immer sehr genau hinschaue und auswähle,
im Normalfall hätte ich wohl auch den Anhänger mitgenommen
um zu sehen, dass die dann gekaufte Kette auch dazu passt.

Dieses Mal war alles ganz anders.


Ich stürmte (besser kann man es nicht beschreiben) also das Geschäft,
sagte dem Verkäufer, dass ich gerne eine Weißgoldkette hätte,
griff die „ERSTBESTE“
(Wie könnte es jetzt auch anders sein: die ALLERSCHÖNSTE“) und
bezahlte ohne Umschweife mit der Karte.



Ich dachte nicht einmal darüber nach,
dass ich ja eigentlich gar kein Geld einstecken hatte.
Dass ich die Geldkarte dabei hatte, war mir auch gar nicht bewusst.


Wenn ich mich später daran erinnerte, konnte ich nur noch mit dem Kopf schütteln.
Es war alles so unwirklich, so surreal, wie aus einem billigen Groschenroman.



Als nächste unlogische Folgehandlung
steckte ich die wertvolle Kette einfach in meine Jackentasche,
also nicht einmal sorgfältig in die Handtasche.

Kein „normaler“ Mensch hätte das gemacht,
es sei denn, er arbeitet an seiner 2. Mille und
der Betrag wäre Peanuts für ihn gewesen und nix Besonderes.

Es sollte noch besser kommen.

Ich kam also aus dem Geschäft heraus und wollte zu meiner Freundin gehen,
da ging es mir auf einmal so schlecht, dass ich glaubte in Ohnmacht zu fallen.

Mir wurde schwindlig und schlecht.
Ich muss mich wohl auch verfärbt haben, wie mir meine Freundin auch bestätigte.

Aber nicht wegen des Kaufes,
sondern aus einem bis dahin mir noch nicht erschließendem Grund.

Wir mussten sogar unsere Shoppingtour abbrechen,
so schlecht ging es mir mit einem Mal.

Meine Freundin brachte mich nach Hause.
Sie kochte mir noch einen Tee und fuhr dann auch gleich wieder.

Wir wollten zu einem späteren Zeitpunkt unsere Shoppingtour fortsetzen.


Als ich zu Hause war holte ich dann meine Kette aus der Jackentasche und
mir wurde in diesem Moment erst einmal mehr oder weniger bewusst,
was ich da eigentlich gekauft hatte.


In genau diesem Moment als ich mir die Kette genauer betrachtete,
klingelte das Telefon und
mein Mann überbrachte mir die traurige Nachricht, dass seine Mutter verstorben sei.

Ich stand da wie gelähmt, starrte nur auf die Kette in meiner Hand.
Erst jetzt begriff ich mehr und mehr.

Das war ein ZEICHEN !!! Ein deutliches ZEICHEN !!! MEIN ZEICHEN !!!

Meine Schwiegermutter spürte wohl, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte und so brachte sie mich wohl in diese Energie, mir diese Kette selbst zu kaufen.

Das war ihr sehnlichster Wunsch so zu sagen.

Sie wusste ganz genau, dass ich mir diese Kette sonst niemals selbst gekauft hätte.

Warum, war das ihr letzter Wille, fragte ich mich später immer wieder?


Ich konnte es mir dann nur so erklären,
dass ich die ganze Zeit in Gedanken bei ihr war,
weil ich mir um sie große Sorgen machte.

So konnte sie auch gleichzeitig leicht bei mir sein und
so verbanden sich unsere Energien.

Ich weiß es noch wie heute, es geschah an einem Freitag Mittag.
Am Wochenende wollten wir sie wieder besuchen fahren.

Aber es sollte noch besser kommen.

Mein Mann kam dann auch wenig später von seiner Baustelle nach Hause.
Er hatte mein „Kribbelndes Vergnügen“ im Arm.

Zuvor war er im Krankenhaus, doch leider kam er schon zu spät.


Wie schwiegen uns nur an und konnten beide nicht weinen.

Wir setzten uns dann auf unseren Balkon und
starrten in unserem Schock nur so vor uns hin.

Ich starrte die ganze Zeit einen kleinen Vogel an,
der auf einer Freileitung (Telefonleitung) gegenüber unserem Balkon saß.

Es war mittlerweile ungefähr 18 oder 19 Uhr.......
solange saßen wir nur da und starrten mit leerem Blick hinaus....

Die ganze Zeit saß auch dieser kleine Vogel auf der Telefonleitung.

Das ist schon sehr ungewöhnlich oder
hat schon mal jemand von Euch solange einen Vogel irgendwo sitzen gesehen?
Ich nicht.


Als ich diesen Vogel irgendwann dann bewusst wahrnahm,
viel mir auf, dass dieser keine gewöhnlichen Augen hatte,
zumindest bildete ich mir das ein.

Seine Augen sahen irgendwie so „menschlich“ aus.

Sorry, ich kann es wirklich nicht anders beschreiben.

Es war einfach merkwürdig, wie uns dieser kleine Vogel über Stunden anblickte,
was ja alleine schon sehr ungewöhnlich für einen Vogel ist.

Er saß verkehrt herum auf dieser Überlandleitung,
also mit dem Hinterteil in unsere Richtung,
aber den Kopf auch nach hinten, auf uns gerichtet.

Es schien, als schaue er uns auch genau so an.

Als ich das bemerkte, erzählte ich meinem Mann davon.

Unsere Starre löste sich langsam.
Wir begannen langsam los zu lassen.
Wir weinten eine ganze Zeit und sprachen über unser Irmchen und
dass sie es im Himmel nun besser haben würde,
sie müsse nun keine Schmerzen mehr erleiden....

Unsere Mägen meldeten sich nun auch zu Wort.
Ich hatte seit dem Frühstück nichts mehr im Bauch.


Ich holte uns erst einmal einen Kognak, um uns wieder etwas zu beruhigen.
Als wir so weinten und über Irmchen redeten,
plusterte sich auf einmal dieser wunderschöne Vogel mächtig auf.

Es schien, als wollte er noch einmal auf sich aufmerksam machen.

Er drehte sich nun herum und schlug wie wild mit seinen Flügelchen,
als ich auf einmal vor meinem Geistigen Auge erkannte:
das war Irmchens Seele.

Erst jetzt, wo wir losgelassen haben und
sie weiß, dass es uns wieder gut geht und wir sie nun gehen lassen können,
kann auch sie ihren Frieden finden und flog ins Licht.

Vielleicht wollte sie auch nur nachschauen,
ob ich die Kette auch wirklich gekauft hatte ;-)..

Nein, nein – das war nur Spaß... Sie wusste es ja :-).


Von da an glaube ich an ZEICHEN und WUNDER.

Selbst mein Mann, der totaler Realist ist,
konnte sich meiner Erklärung nicht entziehen und
hatte in diesem Moment genau dasselbe wie ich empfunden.

Auch er stand diesen Dingen zwischen Himmel und Erde
nun nicht mehr so skeptisch gegenüber.

Aber es geht immer noch weiter....

Einige Jahre später verstarb mein geliebter Mann.


Sein jüngerer Sohn hing sehr an seinem Vater.

Auch seine beiden Söhne kannten unsere Geschichte von Irmchen und dem Vögelchen,
aber sie lächelten damals wohl eher etwas müde darüber.

Als wir nun nach der Beerdigung meines Mannes zum Grab schritten,
hakten mich beide Jungs ein.

Der Jüngere weinte zum Gott erbarmen und
konnte sich gar nicht richtig beruhigen.

Als wir dann zur Grabstelle kamen –
es war an diesem 15. Dezember bitter kalt (-15°C) -
saß auf einem Baum wieder dieser (?) Vogel und
zwitscherte uns sein schönstes Liedchen.

Ich bemerkte das wohl, zumal es mehr als ungewöhnlich war,
dass sich ein kleiner Vogel bei dieser Kälte hierher verirrt hatte.

Was für mich aber viel schöner war ist die Tatsache,
dass mich auf einmal beide Söhne strahlend anblickten und
dann hinauf auf den Baum zeigten.

Der Jüngere sagte strahlend leise zu mir:
das ist Irmchen... (Oma), nicht wahr ?

Da wusste ich auch ohne Worte,
dass auch sie nun wissen, dass sie jetzt auch loslassen müssen,
damit die Seele ihres Vaters beruhigt aufsteigen kann, und
was noch viel wichtiger ist,
dass sie wissen, dass ihr Vater nicht tot ist,
sondern immer bei ihnen sein wird, und
dass er nur einen anderen „Seinszustand“ angenommen hat,
auch wenn seine menschlichen Überreste nun begraben werden.
Erst jetzt glaubten sie auch an
die Geschichte mit dem kleinen Vögelchen und ihrer Oma.

Der jüngere Sohn weinte nun nicht mehr.
Er war irgendwie beruhigt und konnte in Frieden loslassen.

Das war eines meiner schönsten ZEICHEN bzw. Momente,
die ich in meinem Leben so bewusst mit erleben durfte,
die Geburt meiner Kinder und meiner kleinen Enkelin natürlich ausgenommen.


Nachsatz:
Ich wünsche jeder kleinen Seele, dass sie die Kraft besitzen möge,
auch ihren Angehörigen diese Message so nachhaltig zu vermitteln,
damit auch sie
ein „vollkommeneres“ Bild von der wirklichen SEELE des Menschen bekommen und von nun an ihr Leben bewusster gestalten und erleben können.

In diesem Sinne